Nackt schlafen ist bio
den Kopf schräg. In diesem Augenblick streckte Mark die Hand aus und platzierte Daumen und Zeigefinger auf meinem Nacken – ein einziger Druck genügte, und mir fiel buchstäblich eine Zentnerlast von den Schultern, mein Blutkreislauf bahnte sich einen Weg durch den gebrochenen Damm aus Stress und Anspannung.
»Heiliger Bimbam!«, keuchte ich. »Ich hatte ganz vergessen, dass du Masseur bist.«
Mark lächelte – beinahe schon selbstgefällig – im Wissen um seine übernatürlichen Kräfte.
»Oh Mann«, sagte ich, »ehrlich, wirklich toll. Wie konnte mir nur entfallen, dass du das kannst? Und hörst du auch nie wieder auf damit? Und würdest du mich bitte heiraten?«
In gewisser Weise meinte ich das sogar ernst. In diesem Augenblick war für mich so klar wie der blaue Himmel über mir, dass wir eine sehr viel bessere Welt hätten, wenn wir alle einfach einmal innehielten in dem, was wir taten, und einander mit einer Massage beglückten. Einer richtigen Massage. Nicht auf einem Sessel mit Münzeinwurf oder mit batteriebetriebenem Elektrokram oder Whirlpool-Düsen – nein, mit einer echten Massage von Menschenhand. Das war, mehr als jedes Solardach und jede vegane Ernährung, eindeutig die beste Methode, um den Planeten zu retten.
24. AUGUST , 177. TAG
Elektronische statt Papiertickets benutzen
» Ich habe dir ein papierloses Ticket für das Fahrradfilmfestival besorgt«, sagte Meghan heute Vormittag am Telefon zu mir.
»Ein was? Wofür? Und wann?«, fragte ich.
Sie hatte soeben von diesem Fahrradfilmfestival erfahren, das genau das ist, was der Name suggeriert: Ein Filmfestival rund um das Thema Radfahren. Und als sie herausfand, dass die Eintrittskarten über BrownPaperTickets.com verkauft wurden – wo man, trotz des irreführenden Namens, einen elektronischen Beleg anstelle eines papiernen bekommt –, dachte sie sich, das wäre eine prima Öko-Maßnahme für mich. Was ich bestätigte.
Außerdem, so überlegte ich, sollte ich mir als Filmkritikerin und Radfahrerin diese Veranstaltung sowieso anschauen. Meghan ist keine große Kinogängerin, aber begeisterte Radlerin – sie ist stolze Besitzerin eines silbernen Gefährts, dem sie den Namen Betty gegeben hat, mit zwei Körben dran, die über und über mit buntem Plastiklaub, angeklipsten Schmetterlingen und anderem Zierrat geschmückt sind. Außerdem hat es ein individuell gestaltetes Mini-Nummernschild und einen pinkfarbenen Wimpel. Kein Wunder, dass es ihr noch nie gestohlen wurde.
Wir verabredeten uns vor dem Kino, und als ich ankam, stellte ich zu meiner freudigen Überraschung fest, dass es einen Fahrrad-Parkservice gab. Also gab ich Quentin ab – so heißt mein Drahtesel – und erhielt dafür eine Abholmarke. Meghan in der Schlange ausfindig zu machen, war nicht schwer; das ist es eigentlich nie, denn sie misst zwar nur bescheidene 1,55 Meter, ist aber im Stil ihrer Fahrradkörbe gekleidet: Ihre Klamotten und Accessoires leuchten immer in den buntesten Regenbogenfarben. Dazu trug sie, zumindest zu diesem Zeitpunkt, ihren Radlerhelm mit dem grünen Paisleymuster.
»Hi!«, sagte ich.
»Hi!«, entgegnete sie und nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche aus rostfreiem Stahl.
»Oh Mann, ich hab meine zu Hause vergessen«, fiel mir da ein. Und plötzlich fühlte ich mich wie ausgedörrt, aber es war mir peinlich, Meg zu bitten, mir etwas von ihrem Leitungswasser abzugeben. »Ich glaube, ich muss mit meinem Vorsatz brechen und mir eine Flasche Evian oder so was besorgen. Du erzählst es aber niemand, versprochen?«
In letzter Zeit hatte ich eine Reihe von Fehltritten begangen – so hatte ich mir eine spätabendliche Falafel in Wachspapier und mit Papierserviette gegönnt, allzu häufig den Föhn benutzt und Popcorn mit nicht biologischer Butter drauf gegessen, um nur einige wenige zu nennen – und bekam allmählich Paranoia, jemand könnte dahinterkommen.
»Keine Sorge, dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben«, versicherte sie mir. »Aber weißt du, was du tun könntest?«
»Was?«
»Wenn du die Flasche leer getrunken hast, schneidest du die obere Hälfte ab und benutzt sie als Trichter, wenn du deine Gewürze aus den Großpackungen in die Einmachgläser umfüllst. Das mache ich auch. Dann verschüttet man nicht so viel.«
Meine Güte, dachte ich bei mir. Die nimmt diese grüne Herausforderung ja noch ernster als ich.
»Du bist so eine Streberin«, sagte ich.
»Nur kein Neid!«
Ich ging los, um einen Laden zu suchen, und als ich
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