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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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deklarieren. Immerhin wusste ich, dass bei so einem Portal die Jungs schon mal die erste Hürde genommen hatten – nämlich Verständnis aufbrachten für meine Vorliebe für Wochenmärkte und meine Abneigung gegen Styropor. Möglicherweise würden sogar ein paar normale Männer dabei sein, die auch mein Faible für relativ harmlose Schmerzmittel und meine Aversion gegen Makramee-Halsketten aus Hanf nachvollziehen konnten. Die Website, die sich an »Umweltbewegte, Vegetarier und Tierschützer« richtete, existierte bereits seit 1985 (sie erschien damals allerdings noch auf Papier), ein gutes Zeichen. Allerdings gab es auch ein Erbauungsmotto des Tages: »Stärkt mich mit Traubenkuchen, erquickt mich mit Äpfeln; denn ich bin krank vor Liebe.« Hohelied 2, 5. Auweh.
    Ich legte trotzdem ein Benutzerprofil von mir an, was vermutlich das Schmerzlichste und Peinlichste war, was ich je getan habe. Als professionelle Schreiberin überraschte es mich, wie schwer es war, normal zu klingen. Beim Durchlesen meiner Angaben kam ich mir selbst wie jemand vor, der total neurotisch und voll überzogener Ansprüche war – warum sollte jemand auf so eine Anzeige antworten? Ich würde es jedenfalls nicht tun.
    Doch der Abend war schon zu weit fortgeschritten, und ich hatte meiner Flasche Ontario Baco Noir zu sehr zugesprochen, als dass ich meinem Text noch den letzten Schliff hätte geben können. Also startete ich stattdessen auf der Website eine Suchanfrage, die alle in Toronto lebenden Männer zwischen 26 und 39 auflistete, die eine Partnerin suchten. Die Anzahl der Treffer war: sieben.
    Der Erste schrieb, er lese gern »Doulgas Coupeland«. Durchgefallen.
    Beim Zweiten stand in der Betreffzeile: »Blinzelnd und verwirrt kam ich aus der Wildnis.« In seinem Profil schrieb er: »Ich habe viele Freunde, doch ich bin immer noch auf der Suche nach der wahren Liebe. Seit meiner Highschool-Zeit bin ich ein guter Vegetarier/schlechter Veganer und tendiere politisch stark zu Anarchismus und Umweltschutz- und Befreiungsbewegungen.«
    Das war’s auch nicht.
    Dann kam einer, dessen Porträtbild ihn in einer Yogastellung zeigte. Der Bildunterschrift zufolge suchte er nach Yoginis, und unter Religion hatte er – aus dem Ausklappmenü, wohlgemerkt – »auf einem spirituellen Weg« ausgewählt. Er schrieb, er würde gern eine Frau kennenlernen, die »sich ihrer Verbindung mit dem Göttlichen bewusst ist. Achtsam mit ihrem Körper umgeht. Vielleicht schon mal in Indien war oder einmal dorthin möchte. Weiß, was das Wort ›Kirtan‹ bedeutet. Genau weiß, was sie will, und keinen Zweifel daran hat, dass ich der Richtige für sie bin.«
    Puh, ganz bestimmt nicht.
    Das letzte Profil, das ich anklickte, hatte die Überschrift: »Naturbursche sucht wilde, erdverbundene Frau, die Kunst, Freiluftaktivitäten und Gleitflüge mag.«
    Es hatte etwas Komisches, wie dieser Typ allgemeine Liebeskriterien mit dieser Vorliebe für Drachenfliegen verband. Wenn er eine Frau kennenlernte, die eine wunderschöne, exzentrische Landschaftsmalerin war, aber dem Drachenfliegen nichts abgewinnen konnte, würde es mit den beiden dann trotzdem klappen?
    Ich warf einen Blick in seine Selbstdarstellung: »Ich suche den Kontakt zur Natur. Die Natur ist mein Leben. Ich halte gern inne, beobachte, berühre. Und alle Aktivitäten im Freien lassen mich aufblühen: biologisches Gärtnern, Kajakfahren, Radfahren, Wandern, Tai Chi, Meditation, Schwimmen (ich bin Fisch) in Baggerseen und Meeren … Das Mitfühlen, Miterleben schenkt mir Erfüllung.«
    Zur Frage, wie er sich seine Partnerin vorstellte, schrieb er: »Ich suche eine Frau, die einen direkten Zugang zu ihren Gefühlen hat, besonders zu Ängsten, die mit Kindheit/Familie zu tun haben. Sie sollte daran arbeiten, damit umzugehen und sich ihnen zu stellen. Und sie sollte auch nach Einklang mit der Natur streben und danach, gemeinsam aneinander zu arbeiten und zu wachsen.«
    Man sollte meinen, spätestens an dieser Stelle hätte ich zu lesen aufgehört, aber nein. Ich wollte unbedingt noch wissen, was dieser Typ unter »Hobbys und Interessen« aufzählte. Und hier stieß ich auf einen wahren Schatz: »Yoga, Kundalini, Hinterfragen, Dekonstruktion, mit Hühnern spielen, Fermentierung, Benutzung meines Kompostklos :-)«.
    Boah! NEIN ! Ich meine, ich finde Komposttoiletten super, aber ECHT NICHT !
    48 Stunden später nahm ich mein Profil von der Website, goss mir noch ein Glas von dieser Weinplörre ein, setzte mich zu

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