Nackt schlafen ist bio
Einmachgläser, die ich zuvor »sterilisiert« hatte (das heißt kurz in heißes Wasser getaucht), und ließ das Ganze über Nacht abkühlen.
Doch bereits nach ein paar Stunden konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und öffnete ganz behutsam eines der Gläser, weil ich wissen wollte, wie es darin aussah. Halb befürchtete ich schon, es würde mir ein fauliger Gestank entgegenwehen oder das ganze Zeug auslaufen, aber siehe da, es hatte Ähnlichkeit mit Marmelade. Meine Marmelade! Meine Marmelade aus Pfirsichen regionaler und Pflaumen ökologischer Herkunft und leider importierten Vanilleschoten. Ich strich etwas davon auf einen Keks, biss hinein und kaute langsam, darauf gefasst, alles sofort auszuspucken, sollte mir irgendetwas Ekliges auffallen. Aber es schmeckte tatsächlich gut. Ich konnte es kaum glauben. Ich hatte selbst Marmelade gekocht. Wohlschmeckende Marmelade. Jetzt musste ich nur noch eine arglose Schwiegermutter finden, die ich mit den anderen sechs Gläsern beglücken konnte.
Dabei könnte vielleicht wieder Mark ins Spiel kommen. Nachdem wir miteinander telefoniert hatten, kamen wir überein, dass er mich lieber früher als später besuchen sollte, weil in ein paar Wochen das Filmfestival begann, und dann würde ich 15 Stunden täglich unterwegs und zu gestresst sein, um die Gastgeberin zu spielen. Also buchte er seine Flüge so, dass er zuerst mich besuchen und danach zu seiner Familie nach North Carolina weiterreisen konnte. Gestern Abend kam er an.
Ich holte ihn mit einem Carsharing-Wagen am Flughafen ab, wobei ich mir diesmal etwas Besonderes leistete, nämlich einen roten Mini Cooper, von dem ich dachte, er würde Eindruck schinden. Mark war leicht ausfindig zu machen mit seinem riesigen Rucksack, seiner Gürteltasche und dem Laptop-Koffer. Als er mich sah, gab er mir einen Kuss, was ganz schön gewesen wäre, wenn er den Mund nicht so weit aufgerissen und so stark nach Flugzeugkabine gerochen hätte. Trotzdem freute ich mich, einen so gutaussehenden Typen vom Flugplatz abzuholen und zu mir nach Hause zu bringen. Auf dem Weg zum Parkplatz bereitete ich ihn darauf vor, was für eine coole Heimfahrt uns bevorstand.
»Ich habe einen Mini gemietet«, sagte ich mit einem verhaltenen Grinsen. »Der ist supercool, also keine dummen Kommentare während der Fahrt.«
»Was ist ein Mini?«, fragte er.
»Was meinst du damit, was ein Mini ist? Du weißt schon – das Auto.«
»Ein Mini ist ein Auto?«
Was soll denn das?, wunderte ich mich. Jeder weiß doch, was ein Mini ist. Ich meine, ich kenne mich bei Autos nicht besonders aus, aber dieses Gefährt ist Kult – schon wenn man nur einen oder zwei James Bond -Filme oder Charlie staubt Millionen ab oder wenigstens Austin Powers gesehen hat, weiß man, was ein Mini ist.
Sehr seltsam.
Jedenfalls fuhren wir vom Parkplatz los und auf die Schnellstraße. Dabei legte er mir seine Hand aufs Knie, was sich gut anfühlte und mir weit besser gefiel als der schlabbrige Kuss am Flughafen. Ich hatte auch ein Stück vegane Rüblitorte für ihn besorgt, das er sich schmecken ließ, nachdem wir zu Hause angekommen waren und er geduscht und ausgepackt hatte. Währenddessen trank ich ein paar Schluck Wein, und dann ging es prompt zur Sache (das heißt ans Rumknutschen). Es war genau das, was ich brauchte – reden, essen und schließlich auf der Couch herumwälzen –, ich hatte das Gefühl, als hätte ich nun endlich Leben in meine Bude gebracht. Auch Mark war toll: einfühlsam, behutsam, aufrichtig – einfach süß.
Nicht so süß wie meine Marmelade, wohlgemerkt, aber an die kommt ohnehin nichts und niemand heran.
1. SEPTEMBER , 185. TAG
Drehtüren benutzen
Laut irgendwelcher Schlaumeier vom MIT (Massachusetts Institute of Technology) wird durch normale Türen etwa achtmal so viel Luft ausgetauscht wie durch Drehtüren. Die Autoren der Studie erklären: »Unsere Berechnungen zeigen, dass das MIT Erdgas im Wert von fast 7 500 Dollar und damit fast 15 Tonnen CO 2 einsparen könnte, wenn jeder im E25 [einem Gebäude auf dem Campus] die Drehtüren benutzen würde. Und das sind nur 2 von 29 Drehtüren auf dem Campusgelände.«
Ich wette, dass sich noch mehr Energie einsparen lässt, wenn sich immer zwei Leute in einen Türabschnitt zwängen – kindische Albernheiten können also durchaus öko sein!
4. SEPTEMBER , 188. TAG
Natürliche Gleitmittel benutzen
Obwohl ich ein Kontrollfreak bin und klare Abgrenzungen und persönlichen Freiraum brauche, lebe ich
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