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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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gekommen waren, den Block zu verlassen und in ihre Behausungen verschwinden zu können. Der Bericht, den Bochow über die Beobachtungen des Sanitrupps gab, von den dreifach gestaffelten Kordons um den Zaun, den lauernden Maschinengewehren auf den Türmen, den bereitgelegten Handgranaten und Panzerfäusten … wie ein Raubvogel zog die Gefahr ihre Kreise immer enger über dem Lager. Was tun,wenn die Evakuierungen einsetzten? Immer wieder fand sich nur die eine Antwort auf die oft gestellte Frage. Dem Raubvogel mussten, wenn er niederstieß, so viele Menschen aus den Klauen gerissen werden, wie es durch passiven Widerstand und Verzögerung möglich war.
    Waffen, Widerstandsgruppen – waren sie und die sorgfältigen Vorbereitungen für die letzten Stunden sinnlos geworden, da sich alle Mitglieder des ILK gegen den ungestümen Pribula wehrten, der von Verzögerung nichts wissen wollte und den bewaffneten Aufstand forderte? Er schien sogar recht zu haben.
    »Ich kann nicht verstehen«, sagte er, »wir sollen nicht machen den Aufstand, wenn viele, viele werden getrieben in den Tod? Und wir sollen losschlagen, wenn gefunden wird nur einer von den 46? Ich kann das nicht verstehen.«
    »Und doch ist es so«, antwortete Bochow dem Hitzigen. »Wir wollen hoffen, dass uns dieser Schritt der Verzweiflung erspart bleiben möge. {Der Tod} ist das Letzte, was wir zu vergeben haben. Solange aber Leben in uns ist, werden wir es verteidigen{, auch wenn viele sterben müssen}. Ich bin für den Aufstand, wenn seine Stunde gekommen ist. Sie ist noch nicht da.« Bogorski stimmte Bochow zu. Die Ungleichheit der militärischen Kräfte ließ den bewaffneten Aufstand erst zu, wenn die Front so nahe war, dass mit ihr Verbindung hergestellt werden konnte. So weit aber war es noch nicht. Jetzt galt es, den in den Blocks zusammengepferchten Menschen eine Marschrichtung zu geben, galt es, die Ungewissheit und Unsicherheit zu durchstoßen.
    Bochow schlug vor, im ganzen Lager durch die Genossen der Gruppen, durch die Blockältesten und durch jeden weiteren zuverlässigen Kumpel die zentrale Parole verbreiten zu lassen: Evakuierung verzögern! Jeder Tag und jede Stunde sind ein Gewinn.
    »Vielleicht morgen schon«, setzte er hinzu, »kann die Lageeine völlig veränderte sein, und wir werden ganz neue Beschlüsse fassen müssen. Vielleicht morgen schon kann die Front so nahe sein, dass wir durch aktiven Widerstand jede weitere Evakuierung verhindern können.« Seine Worte waren an Pribula gerichtet.
    Die Gefahr der Stunde war so stark nach vorn gerückt, dass die bisherigen Sorgen und Bedrängnisse, die durch das verschwundene Kind entstanden waren, fernab lagen. Keiner dachte in diesem Augenblick an das Kind, keiner an Höfel und Kropinski. Selbst die eben noch so mutvoll durchgeführte Rettungsaktion für die 46 Todeskandidaten schien vergessen. Das alles trat zurück hinter der Frage nach dem Schicksal aller.
     
    Zur selben Zeit, da die Genossen des ILK berieten, hatte sich auch die durch den Alarm zersprengte und durch den überraschenden Vorstoß der amerikanischen Flieger nervös gewordene Versammlung in Schwahls Dienstzimmer wieder eingefunden. Die kurze Stunde des Alarms hatte ausgereicht, die nach außen hin noch gewahrte Beherrschung zerplatzen zu lassen. Selbst Schwahl, der sich sonst Mühe gab, als der Überlegene zu erscheinen, konnte nicht mehr durchhalten. Er verfiel der allgemeinen Aufregung und Nervosität. Alle redeten und gestikulierten durcheinander. Jede Ordnung war aufgelöst. »Na, bitte schön, meine Herren«, eiferte Schwahl in die Unruhe hinein, »nun sitzt uns der Amerikaner auf der Pelle! Ich habe Mitteilung erhalten, dass amerikanische Panzerspitzen schon in den Raum von Gotha vorgedrungen sein sollen.«
    Kluttig brüllte erregt: »Und wir stehen noch hier herum und halten Reden! Wozu eigentlich haben Sie schwere Bewaffnung an die Türme verteilen lassen?«, schrie er Schwahl an und fuhr wild unter die Versammelten. »Schießt die Brut zusammen und dann fort!«
    Es war nicht erkennbar, ob der Aufruhr, den sein Geschrei ausgelöst hatte, Zustimmung oder Ablehnung bedeutete. Im Strudel der Kopflosigkeit quirlte alles durcheinander. Mit einem behenden Satz sprang Schwahl hinter den Schreibtisch und entriss dem Schubfach eine Pistole. »Meine Herren!« Alles fuhr zu Schwahl herum, sie sahen die Waffe in seiner Hand. Mit verzerrtem Gesicht starrte Kluttig auf den Kommandanten.
    »Ich bin bereit, mir vor Ihren Augen eine Kugel

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