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Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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des Yards besonders für diese Zwecke geschult worden.
    Aber so sehr Kommissar Morry auch über die fehlerlose Personalbeschreibung erfreut war, so unvermutet brachte ihm sein nächster Schritt wieder einen leichten Rückschlag.
    Aus dem Archiv hatte er sich die dicken Bände der Lichtbildkarten, — das sogenannte „Gangsteralbum" — herbeischaffen lassen und diese zusammen mit Ann Martiever stundenlang gewälzt. Der Gesuchte befand sich nicht unter den Aufnahmen der Männer, die sich in den Büchern befanden.
    „Der Mann ist noch nicht bei uns registriert", konstatierte Kommissar Morry abschließend, als auch das letzte Buch durchgesehen war. Dennoch kannte Kommissar Morry den Weg, wie er das
    noch fehlende Bild des Gangsters bekommen konnte. Der Yard hatte Männer in seinen Reihen, die hochtalentierte Fähigkeiten besaßen. — Einer von ihnen würde nun seinen Zeichenstift in die Hand nehmen und nach Ann Martievers Angaben ein Porträt auf Papier zaubern, das in keiner Weise einem Lichtbild nachstehen würde.
    Schon oft hat sich die Polizei mit derartigen Hilfsmitteln begnügen müssen. Aber nicht minder waren die Erfolge, die sie damit ebensogut wie mit einem Lichtbild erzielte.
    So zu einem brauchbaren Hinweis gekommen, war es für die Männer um Kommissar Morry nur noch eine Frage der Zeit, bis sie diesen gesuchten Erpresser ausfindig gemacht haben würden.
    Über dem noch Ahnungslosen, wie auch über seinen Komplicen zogen sich von Stund an dunkle Wolken zusammen!
    Als Kommissar Morry Ann Martiever verabschiedete, wußte keiner besser als er, welch unschätzbaren Dienst diese Frau ihm erwiesen hatte.
    Aber nicht nur ihm war durch ihren Besuch geholfen worden, auch eine große Anzahl von Bürgern der Stadt sollten vor dem Schicksal Cecil Rheithways verschont bleiben.
    Doch noch war es nicht soweit. Noch betrieben Forrest Bloomedy und seine „handy-man" ihr schmutziges Handwerk uneingeschränkt und skrupellos weiter. Sie kannten ebensowenig ein Pardon wie dieser „THE SHARK" . . .

Kapitel 4
    Grau in Grau hingen die Nebelschwaden in den Straßenschluchten von London.
    Langsam, unwiderstehlich ballten die Dünste sich zu der bekannten
    ,Londoner»Waschküche' zusammen.
    Wer von den ordentlichen Bürgern sich an diesem Abend nicht unbedingt im Freien aufhalten mußte, strebte auf dem kürzesten und schnellsten Wege seiner Wohnung zu.
    — Anders war es in der Hafengegend. — In den Slums der Stadt schien das Leben nun erst recht erwacht zu sein. Die Hyänen der Nacht kamen aus ihren
    Schlupfwinkeln und Löchern hervor, um im Schutze des Nebels Beute zu machen.
    Das lichtscheue Gesindel machte sich auf die Beine, um irgendwo einen lohnenden Coup zu landen.
    Opfer dieses menschlichen Ungeziefers waren in den meisten Fällen Menschen, die sich unvorsichtigerweise allein in den dunklen und vom Nebel erfüllten Gassen aufhielten. Nicht selten kam es während dieser unfreundlichen Jahreszeit vor, daß heimkehrende Seeleute oder auch andere Besucher von Lokalen sich plötzlich ihrer restlichen Habe beraubt sahen.
    So mutig und gewandt jemand auch sein mochte, gegen einen heimtückischen Schlag aus dem Hinterhalt gab es oft keine Gegenwehr mehr. — Außer ihrem finanziellen Verlust mußten sie oft noch Verletzungen und Mißhandlungen hinnehmen.
    Wer sich nicht erst der Gefahr dieser Behandlung durch die Ślumrobber' aussetzen wollte, ging in die Hafenviertel nur in Begleitung.
    Diese Gefahren schienen aber einen Mann wenig zu kümmern. Beinahe sorglos trat er aus dem hellerleuchteten Blackwall-Tunnel heraus und ging langsam über die am westlichen Themseufer gelegene Manchester-Road in Richtung Millwall. Obwohl er bis zu seinem Ziel, die Mellish Street in Milwall, noch eine gute halbe Stunde Fußmarsch vor sich hatte, und sich inmitten des Jagdgebietes der Unterwelt befand, hatte es der Mann nicht eilig- Den Kragen seines dunklen Mantels hochgeschlagen, den Hut zum besseren Schutze gegen den leicht herunter nieselnden Nebel fest in die Stirn gezogen — beide Fäuste tief in den Manteltaschen vergraben, so schnitt der Mann wie harmloser Spaziergänger an der Gehsteigkante der Manchester-Road dahin.
    So harmlos der nächtliche Wanderer auch zunächst erschien, so gemein und brutal waren aber die Gedanken, die er hinter seiner Stirn hegte.
    Eigentlich war es nur ein einziger Gedanke mit dem er sich beschäftigte.
    Er wollte seine Drohung gegenüber Larry Hickooc nun in die Tat umsetzen. Die Frist, die er dem

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