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Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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mit dem Mut der Verzweiflung gegen seinen Absturz ankämpfte, war der Polizeiflitzer bis auf zwei Meter an ihn herangekommen.
    Hätte die dreiköpfige Besatzung des Wagens nur im entferntesten geahnt, wie nahe sie dem Mörder in dieser Sekunde waren, so hätten sie ohne große Kraftanwendung einen guten Fang machen können. —
    Sie konnten nicht ahnen, daß an der Stelle, die sie in diesem Augenblick passierten, der momentan wehrlose „THE SHARK" hing.
    Ungeachtet fuhren sie an der Stelle vorbei, wo der Mörder hing.
    Während der neben dem Fahrer sitzende Policeman wie auch der Fahrer selbst ihre Seitenfenster heruntergedreht hatten und angestrengt ihre Blicke auf die Fahrbahn gerichtet hielten, schimpfte
    der hinten im Fond des Wagens sitzende Streifenführer laut:
    „Damn't, Ben", hörte der Verbrecher den Polizisten sagen: „Wir hätten doch besser den längeren Weg unten über die Manchester-Road und über die West-Ferry-Road nehmen sollen. Hier ist die Suppe ja so dicht, daß man kaum noch seitlich bis zum Gehweg sehen kann. Hoffentlich rauscht uns hier auf der Brücke keiner in die Karre
    'rein."
    „Keine Angst, old boy! — Ich habe absichtlich das Blinklicht eingeschaltet. Das wird von entgegenkommenden Fahrzeugen eher erkannt, als unsere zu schwachen Nebelscheinwerfer."
    „Na, von mir aus. Aber schalte das Blinklicht sofort wieder hinter ..."
    Die weiteren Worte der Unterhaltung waren nicht mehr zu verstehen, in immer größer werdender Entfernung fuhr der Flitzer. Der Verbrecher befreite sich sogleich aus seiner Lage.
    Mit letzter Kraft entging er noch einmal seinem verdienten Schicksal. — Nun lag er bäuchlings und mit keuchenden Lungen auf der Oberkante der
    Brüstung und wartete bis er zu neuen Kräften gekommen war.
    Langsam ebbte das Hämmern seines Herzens ab. Kaum waren weitere fünf Minuten vergangen, da stand der Hai schon wieder fest auf seinen Beinen. Bereit, trotz dieses eben überstandenen Kampfes um sein eigenes Leben — schritt der Mann der Mellish-Street in Millwall zu, um ein weiteres ruchloses Verbrechen zu begehen.
    „Nun erst recht!" sagte er verbissen, das Todesurteil für einen Menschen damit aussprechend.
    Es war eine Seltenheit, daß die Mellish-Street durch den Besuch eines chromblitzenden Straßenkreuzers beehrt wurde. — Eigentlich verdient auch die Mellish-Street nicht die Bezeichnung einer Straße. Für den verbogenen Schlangenpfad, der sich bis zum Limehouse-Reach, dem nordsüd fließenden Teilstück der Themse hinzog, wäre die passende Bezeichnung ´Gäßchen ' gewesen.
    Immerhin beherbergte diese Mellish-Street zur Stunde einen mausgrauen Straßenkreuzer neuester Bauart. - Zugelassen war das Fahrzeug auf keinen anderen als auf F. Bloomedy und Co. Aber kein Angestellter dieser Firma hatte das Fahrzeug durch den Nebel hierher gesteuert. Nein! — Mister Forrest Bloomedy
    höchstpersönlich hatte hinter dem Steuer des Wagens gesessen und ihn hier zwischen den Häusern Nr. 13 und 15 abgestellt. —
    ´Was mochte Forrest Bloomedy bewogen haben, daß er, da er doch angeblich keine Verbindungen zu der Hafengegend hatte, hier in dem unbekannten Unterschlupf von Larry Hickooc anzutreffen war?'
    Diese Frage stellte sich gerade ein Mann, der sich in dieser Gasse sehr genau auszukennen schien.
    Um sich von der Dauer der bisherigen Anwesenheit Forrest Bloomedys in Larry Hickoocs Bau zu überzeugen, schob sich der Mann bis zur Kühlerhaube des Wagens vor und fühlte mit der Handfläche die Temperatur des Metalls ab.
    „Ich komme noch nicht zu spät! Der Motor ist noch warm", stellte er fest und schon war sein
    Körper wieder mit der dunklen Hauswand wie verschmolzen. Sekunden danach hob sich seine Gestalt schemenhaft auf dem Dach des Hauses Nummer 13 ab.
    — Daß er so schnell dort hinaufgekommen war war bei diesem eineinhalb Stockwerk hohen Haus kein besonders großes Kunststück. So wie bei vielen in der Mellish-Street stehenden Häusern war auch an Larry Hickoocs steinernem Unterschlupf an der Hinterseite ein mannshoher Schuppen angebaut.
    Vom Dach des Schuppens bis zur Dachrinne des Hauses war nur ein kleiner Sprung.
    — Und diesen lautlos auszuführen, war für den Mann einfach. Er schien sich für die Unterhaltung Forrest Bloomedys mit Larry Hickooc und vielleicht noch weiteren Personen zu interessieren, wollte aber nicht von diesen gesehen werden. Auch die kleine Kletterpartie bis zum Dachfenster hinauf verlief ohne große Schwierigkeiten.
    Obwohl die Feuchtigkeit

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