Nackte Angst
bleiben?"
„Aber nicht mehr lange und wir wissen wer diese Bestie ist, Forrest knirschte Larry Hickooc grimmig zwischen den Zähnen hervor.
„Die erste Falle ist bereits gestellt. — Etwa ein Dutzend Boys liegen schon auf der Lauer, um dem Teufel die Maske vom Gesicht zu reißen. Wenn wir Glück haben, geschieht das schon in dieser Nacht. Und zwar ganz hier in der Nähe", setzte er nach kurzem Zögern hinzu.
„Eh! — Du machst mich wirklich neugierig!" konnte sich Forrest Bloomedy nicht verkneifen, zu fragen, obwohl er die Angabe seines früheren Komplicen für einen prahlerischen Selbstbetrug hielt.
„Warum gerade hier in der Nähe? — Hat sich der Bursche etwa an dich
herangemacht?"
„Yes, Forrest! — So ist es!"
Die Mitteilung Larry Hickoocs schien doch dem bisher ruhig sitzenden Erpresser-Boß an die Nerven gegangen zu sein. Ruckartig schoß sein mächtiger Schädel nach vom. In seinen Augen begann es gefährlich zu leuchten. — Seine Stimme klang rauh, als er zweifelnd sagte:
„Du machst wohl Witze, Larry?"
„Witze!" wiederholte der Gefragte mürrisch. „Moment mal, schau dir das an, dann werden dir alle Zweifel an meinen Worten vergehen."
Aus seiner Brusttasche hatte Larry Hickooc eine abgegriffene Brieftasche hervorgeholt. Mit nervösen Fingern nestelte er in den darin befindlichen Papieren herum, — dann hatte er das Gesuchte gefunden.
„Hier lies!"
Forrest Bloomedy nahm einen kaum handtellergroßen Zettel, auf dem
ausgeschnittene Zeitungsbuchstaben aufgeklebt und fein säuberlich aneinander gereiht zu Worten waren. Das schwammige Gesicht Forrest Bloomedys erstarrte zu einer faltigen Grimasse, als er die wenigen Zeilen zu lesen begann:
„Hickooc! — Dein Coup in der Freitag-Nacht ist noch einmal glatt gegangen. Doch nur, weil ich nicht gepfiffen habe. Für mein Schweigen verlange ich den Betrag von 250 Pfund. Hinterlege das Geld morgen abend, genau eine Stunde nach Mitternacht, unter dem dritten, Pfeiler des South-West-lndia-Dock-Piers. Sei vorsichtig und schweige!
THE SHARK!"
Noch einmal mußte Forrest Bloomedy die Buchstabenreihen studieren, danach erschien er erst den vollen Sinn und die Tragweite der Aufforderung des Haies begriffen zu haben.
Sein Atem ging stoßweise. Betroffen blickte er die beiden schweigsam gebliebenen Männer an. Krächzend stieß er hervor;
„Damn't! — Der Bursche legt sich ganz schön ins Zeug und heizt euch dabei gewaltig ein. — Sag' Larry, wie hast du dich nach diesem Erpressungsversuch verhalten?"
Eine erdrückende Stille lastete zunächst in dein Raum. Dann antwortete anstelle Larry Hickoocs sein Busenfreund George Williams zaghaft:
„Wir haben ihm zunächst was gepfiffen. Aber ..."
„Aber das hat sich der ,Hai' nicht bieten lassen, well?" wollte Forrest Bloomedy weiter wissen.
„So ist es, Forrest! — Sein zweites Schreiben war eine noch deutlichere Drohung.
— ,Du hast es nicht anders gewollt'! — Das war alles, was auf dem Wisch stand.“
„Hm!“ Der dicke Bloomedy hatte sich wieder gefangen und kehrte erneut seinen beißenden Spott heraus.
„Und jetzt schwebt ihr alle in Angst und Nöten, der Bursche könnte einen von euch abservieren, wie?“
„Das gerade nicht, Forrest! — Aber es ist ein verdammt blödes Gefühl zu wissen, daß einem urplötzlich ein Stück Stahl zwischen die Rippen gestoßen werden kann! Roger Grimm hat es an sich erfahren und mußte über die Klippe springen.“
„Sorry, eure Sorgen kann ich mir gut vorstellen. Auch stimme ich darin überein, daß der ,Hai' verschwinden muß. Aber trotzdem, Larry, auf meine Unterstützung müßt ihr in diesem Falle verzichten.
Ich kann es mir nicht leisten, daß mein Name durch einen eventuellen Beitritt in der von euch gegründeten ,Anti-Hai-Gesellschaftín aller Munde gerät. Die Gefahr, daß durch die Unvorsichtigkeit
eines einzelnen meine ganze Organisation aufplatzt, ist größer für mich, als allein den Kampf gegen den ,Hai' aufzunehmen. Und darum sage ich — nein!"
Das entscheidende Wort war noch nicht ganz verklungen, als sich Forrest Bloomedy auch schon erhob um die Unterredung zu beenden. Für ihn war die Sache unrentabel, also beteiligte er sich auch nicht daran. — Aber trotzdem war seine Fahrt hierher für ihn aufschlußreich gewesen. Wußte er doch, wie der ,Hai' vorzugehen pflegte und konnte er sich in Zukunft darauf einstellen.
Bevor er den Fuchsbau verließ, wandte er sich unter der Tür noch einmal um. Seine Augen bohrten sich
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