Nackte Angst
um so nur erst einen Gegner vor sich zu haben. Da passierte ihm ein verhängnisvolles Mißgeschick. Beim geduckten Weghuschen stolperte er über den immer noch am Boden liegenden, ersten Gangster.
Kaum war er der Länge nach zu Boden gegangen, als ihn ein Schlag an den Hinterkopf traf.Da öffnete sich plötzlich ein tiefer Abgrund vor ihm.
Wachtmeister Wheeler war tief bewußtlos. Keuchend standen die Gangster über dem besiegten Yard-man.
„Au, damn't!" stöhnte der Boxer auf. „Ich glaube der Bursche hat mir mehrere Rippen eingerammt."
Mit schmerzverzerrtem Gesicht wankte er zur Hauswand hin und krümmte sich dort zusammen.
„He, — hab dich nicht so!" Dick Parker hatte seinen Mut und auch seinen Mund wiedergefunden. — Nun, die Gefahr für ihn war ja dm Augenblick beseitigt, — also konnte er diesen Trotteln gegenüber wieder die große Backe riskieren.
„Hilf mir lieber, daß wir Joe flott bekommen!
— Sorry — ihr seid mir vielleicht Helden! — Bah,
— laßt euch von einem Fliegengewichtler eine Lektion erteilen. — Wenn ich das Mister Bloomedy erzähle, werdet ihr die längste Zeit die Sicherung
unseres Clubs in Matt Bacflowers Kneipe übernommen haben.“
„Quatsch nicht so saublöd daher!" fauchte der angeschlagene Gangster wütend los.
„Dich allein hätte er dm Handumdrehen mitgenommen."
Noch weit unfreundlichere Worte warfen sich die feinen Herren an den Kopf Doch dann entsannen sie sich, daß sie nicht allein in der dunklen Gasse waren und in eine Sache verwickelt waren, die sie nun zu Ende führen wußten.
„Was soll mit ihm jetzt geschehen?" warf der eine Schläger die Frage auf.
Unschlüssig stierte Dick Parker auf den reglos am Boden liegenden Wachtmeister nieder.
„Er muß weg!" sprach er mehr zu sich selbst, als zur Beantwortung der von dem Komplicen gestellten Frage.
Noch während er überlegte, was zu machen sei, um nicht in Zukunft vom Yard gehetzt zu werden, denn daß dieses bereits der Fall war, ahnte Dick Parker in der selben Minute noch nicht, - da brachte ihn der zweite Kerl auf einen verzweifelten Gedanken:
„Wir werfen ihn in den nächsten Tümpel!"
„Werfen!" — wiederholte Dick Parker aufatmend. Das ist der richtige Ausweg.
Sofort setzte er den beiden Elefantenbabys seine Absicht auseinander!
„Hört zu!" begann er und ein satanisches Grinsen legte sich um seine widerlichen Lippen.
„Dir legt doch auch Wert darauf, mit diesem Schnüffler nicht wieder in Berührung zu kommen?"
Als die beiden anderen Gangster nur stumm rückten, fuhr er auch schon fort:
„Damit er uns nicht die ganze Meute des Yards auf den Hals hetzen kann, muß er für immer stumm gemacht werden. Wir werden, die Sache so schaukeln, daß keiner der Schnüffler je etwas nachweisen kann."
„Schieß schon los!" kam es wie aus einem Munde der beiden Schläger.
Und Dick Parker entwickelte seinen teuflischen Plan:
„Wir werden ihn mit dem Wagen, den ihr in der Ming-Street abgestellt habt, bis zur Eisenbahnbrücke in Blackwell bringen. — Unter dieser Brücke kommt so alle drei bis vier Minuten ein Güterzug hindurch. Das andere erledigt dann schon ..“
„Es wird wie ein Unglücksfall aussehen, aber keiner sein."
So wurde der bewußtlose Wachtmeister Wheeler schon in der nächsten Sekunde von rauhen Männerhänden ergriffen — und über Hinterhöfe zog das Gangstertrio der Ming-Street zu . .
Langsam setzte sich wenige Minuten später eine alte Limousine in Bewegung. Rollte in vorrschriftsmäßigem Tempo in die Poplar-High-Street hinein und nahm Ziel auf das Railway-Goods-Depot in Blackwell.
Der hinten im Fond zusammengekauert Bewußtlose ahnte von all dem nichts.
Sein Schicksal schien besiegelt zu sein, als die brutalen Gangster unangefochten die große Brücke am BIackwell-Way erreicht hatten.
Still und verlassen lag das weitverzweigte Schienennetz im dichten Abendnebel unter ihnen. Nur da, wo die wenigen Laternen der Brückenbeleuchtung ihr trübes Licht spendeten, hob sich ein heller Kreis ab.
Schon im nächsten Augenblick donnerte zu ihrer Rechten ein Zug heran und kam näher. -
Grell stieß die Lok einen kurzen Pfiff in die Nacht hinein. - Weißer Rauch quoll an dem Brückengeländer herauf; tauchte für Sekunden den Standplatz der Gauner in eine undurchsichtige Masse ein.
„Jetzt!“
Ein dunkles Etwas rollte über die Brüstung und fiel direkt auf den dahinbrausenden Zug.
Wachtmeister Wheeler spürte nicht, daß sein Körper hart aufschlug und von irgend
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