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Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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einer Truppe, die wie Pech und Schwefel zusammenhielt — und die einen Vorgesetzten hatten, der sich selbst nicht scheute ununterbrochen auf den Beinen zu sein.
    Frühzeitig hatte sich Wachtmeister Wheeler auf den Weg nach Lansbury gemacht, um sich auf der dort befindlichen Wache mit einem weiteren Yardman zu treffen. Von dort aus sollte dann ihr Streifzug durch die dunklen Gassen beginnen. — Aber Bruce Wheeler wäre kein eingefleischter Kriminalist gewesen, hätte er nicht schon jetzt, hier in der Bahn, jeden seiner Nachbarn unauffällig unter die Lupe genommen.
    Kein Gesicht entging seinen prüfenden Augen — und bei jeder Station bemühte er sich in ein anderes Abteil zu kommen. Er war aber keineswegs so vermessen, schon auf einen Erfolg zu hoffen. So verlief auch die Fahrt bis zur Trinidad-Station ohne nennenswerte Zwischenfälle.
    Auch als er auf dem Bahnsteig der Trinidad- Station stand und sich von dem hastenden Menschenstrom zum Ausgang schieben ließ, .ahnte er nicht im entferntesten, den Gesuchten hier schon zu Gesicht zu bekommen.
    Doch als ihm das Geschiebe zuviel wurde und er zur Bahnsteigkante ausscherte, um die hin ihm drängenden Menschen vorbeizulassen, hatte er einen unerwarteten Erfolg. Zufällig hatte sein Blick den Ausgang gestreift, der sich oberhalb der noch vor ihm liegenden Treppen befand.
    Und dort stand — vielmehr zwängte sich der Mann in diesem Augenblick durch die Sperre, dessen Abbild er in seiner Rocktasche trug.
    Nur kurz hatte er das Profil des Mannes gesehen, — aber es gab für Wachtmeister Wheeler keinen Zweifel; der Bursche, der keine dreißig Yards von ihm entfernt war, war der lang gesuchte Gangster aus der Post- Office.
    Sofort war sein Jagdfieber geweckt. Rücksichtslos schob er die vor ihm gehenden Personen zur Seite. Er arbeitete sich wie ein Berserker durch die Menschenmenge dem Ausgang zu.
    Dennoch gingen wertvolle Sekunden an der Sperre verloren. Sekunden, die von ausschlaggebender Bedeutung für die Ergreifung des bereits ins Freie eilenden Gangsters werden konnten.
    An murrenden und fluchenden Menschen vorbei, gelang es dem Wachtmeister doch, die Sperre kürzester Zeit hinter sich zu lassen.
    Aber kaum schlug ihm die kalte Feuchtigkeit des dichten Nebels entgegen, da knirschte er enttäuscht: „All skies, der Bursche ist über alle Berge!" Während er mit seinen Augen die Nebelschwaden zu durchbohren versuchte, überlegte er angespannt:
    ,Sollte er auf gut Glück dem seinen Blicken entschwundenen Gangster nachjagen —
    oder sollte er zurück in die Station laufen und der Zentrale von seinen Beobachtungen Mitteilung machen?'
    Schon war er entschlossen umzukehren, er erkannte aber, daß er gegen die ins Freie strömenden Menschen nicht ankommen würde, er wollte nicht weitere kostbare Zeit verlieren.
    Die Zentrale verständigen konnte er auch von der an der Ecke West-Indiana-Dock
    -Road und Ming Street stehenden öffentlichen Fernsprechzelle, da fiel ihm in gleicher Sekunde der einzig erfolgversprechende Ausweg aus dieser verzwickten Situation ein, schon setzte er sich in Trab.
    Kaum aber hatte er die Hälfte der Strecke bis zu dem Fernsprechhäuschen hinter sich gebracht als er seinen jagenden Schritt abbremste.
    „So'n Dusel habe ich gewiß nicht alle Tage!" Zum zweiten Male innerhalb kürzester Zeit war unvermutet der Gesuchte vor ihm aufgetaucht. Jetzt befand er sich auf dem Gehweg der West- India-Dock- Road und bog links in die Penny- Fields ein.
    Um den Verfolgten nicht vorzeitig argwöhnisch zu machen, und um zu erfahren, welches Ziel der Gauner hier in der Penny-Fields erreichen wollte, setzte Wachtmeister Wheeler erneut zu einem kurzen Lauf an. Er lief einige Yards über die Straßeneinmündung hinaus — und machte sofort wieder kehrt.
    Als er vorsichtig in die Penny- Fields sah, bemerkte er den Gauner auf dem gegenüberliegenden Gehweg ruhig dahinschreiten.
    Er schien ihn weder in der Trinidad- Station noch während seines Laufens auf der West-India-Dock- Road erkannt oder bemerkt zu haben.
    Unauffällig schob sich Wachtmeister Wheeler in die Penny-Fields hinein. Da die Straße fast menschenleer war, hielt er sich immer dicht an den. Hauswänden. Den Abstand zwischen sich und dem Verfolgten ließ er nur so kurz werden, daß er den dunklen Schatten des Mannes schemenhaft erkennen konnte.
    Im dunkelsten Teil der Penny-Fields, dort wo die Amoy-PIace in die Penny-Fields einmündet, verhielt Wachtmeister Wheeler plötzlich seinen Schritt. Der Gangster

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