Nadel, Faden, Hackebeil
pardon: Niederländer, jedes Wort aus der Nase ziehen? Aber er hatte unbedingt noch aus Geerts Mund hören wollen, wie die frischgebackene Witwe auf die Nachricht vom Tod der Geliebten ihres Mannes reagiert hatte.
»Keine Widersprüche, einfach nur eine schlechte Show. Sie spielte die trauernde Witwe, die erfahren muss, dass ihr Mann sie seit Jahren hintergangen hat. Aber ich gehe jede Wette ein, dass sie das bereits wusste, auch wenn sie Unkenntnis heuchelte. Lächerlich.« Van der Weyden schnaubte, wie man schnaubt, wenn man im Kino Lichtspielhaus in der Zollhüttengasse 7 Euro 50 für eine Kinokarte löhnt und dann vom hochgelobten Blockbuster megamäßig enttäuscht ist. »Sie hat Trauer gemimt und sich viel mit einem Stofftaschentuch die Augenwinkel abgetupft, aber leider hat sie ein Alibi für das gesamte Wochenende, an dem die beiden Morde geschehen sind: Sie war in Stuttgart. Hat mit ihrer Freundin erst einen Schönheitstag eingelegt und ist dann abends in die Oper und am nächsten Tag zu einem Kunsthappening in diesem Glaskubus am Schlossplatz. Wie heißt der gleich offiziell? Na egal. Die beiden haben im Hotel Zauberlehrling übernachtet, und weil Sissi ständig Sonderwünsche hatte, ist sie dem Personal deutlich in Erinnerung geblieben. Wasserdicht. Schade, wäre zu schön gewesen.«
»Natürlich hätte sie jemand anheuern können«, hielt Seifferheld dagegen.
»Natürlich«, bestätigte Van der Weyden. »Aber dann hätte sie sich mehr Mühe gegeben, Trauer vorzutäuschen. Es war ja schon fast peinlich, wie sehr ihre Freude durchschimmerte, als wir ihr mitteilten, dass ihr Mann tot ist. Und noch mehr, als sie erfuhr, dass auch seine Geliebte ermordet wurde. Nein, nein, ich glaube, sie steckt da nicht mit drin.«
MaC drehte sich im Bett um. War sie wach geworden?
Seifferheld legte rasch auf.
Aber nein, MaC atmete gleichmäßig weiter.
Hm, wenn die Witwe es nicht war, wer dann?
Und gleich darauf dachte er: Oi, ich darf nicht schon wieder damit anfangen. Ich bin im Vorruhestand, ich habe jetzt andere Hobbys. Ich sticke. Ich koche. Ich bin ein Liebhaber!
Woraufhin er über Onis hinweg ins Bett kletterte, in der festen Absicht, mit MaC
Die Geschichte der O
nachzuspielen. Er konnte Irmgard schnarchen hören. Sie würde rein gar nichts davon mitbekommen, wenn er sich jetzt mit MaC einem Senioren-Quickie hingab.
Seine Hand wanderte unter die Daunendecke und kam auf ihrer weichen Hüfte zum Liegen.
Natürlich eine Beziehungstat. Wenn zwei Menschen, die sich kannten, so zeitnah ermordet wurden, gab es immer ein verbindendes Element.
MaCs Atem ging regelmäßig weiter.
Seifferhelds Hand tastete sich mutig voran.
Falls die Witwe tatsächlich unschuldig war, musste es eine andere Person aus dem engeren Umfeld der beiden sein. Vielleicht gab es noch einen Mann im Leben der Runkel? Das müsste man eruieren. Waren die Runkel und von Bellingen vermögend gewesen? Wenn ja, wer erbte? Auch dieser Personenkreis musste dringend überprüft werden. Na, die Kollegen waren da sicher dicht am Ball.
Seifferhelds Hand verharrte.
Wer von beiden war eigentlich zuerst ermordet worden? Lambert von Bellingen hatte man Samstagnacht erstochen, aber wie lange war Kiki Runkel schon tot in ihrem Laden gelegen? Hatte sie womöglich sterben müssen, weil sie den Mord an ihrem Geliebten beobachtet hatte?
Doch Siggi Seifferheld konnte diesen Gedankengang nicht mehr weiterführen.
Er war eingeschlafen.
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2 . Kapitel
10 : 40 Uhr
Größe ist echt nicht alles – aber ganz ehrlich,
kleine Brüstchen sind nur bei einem Zwerghuhn wirklich sexy …
Die langen Pianistenfinger glitten kunstfertig über Karinas Brüste, tasteten hier, kniffen dort. Es waren allerdings nicht die Finger von Fela Nneka, ihrem Freund. Die Finger gehörten Dr.Arnfried Kolb.
»Darf ich jetzt weiterschlecken?«
Kolb runzelte die Stirn.
»Ich will jetzt meinen Lolli weiterschlecken!«, verlangte Mozes Nneka.
Nachdem Tante Irmgard Karina verboten hatte, sich die Brüste vergrößern zu lassen, hatte Karina natürlich noch viel entschlossener zum Hörer gegriffen und sich den schnellstmöglichen Termin bei Brustspezialist Dr.Kolb geben lassen. Die Zeiten der Körbchengröße A würden schon bald der Vergangenheit angehören!
Zur Tarnung hatte sie angeboten, auf Mozes aufzupassen. Selbstverständlich konnte sie den kleinen Tunichtgut nicht allein im Wartezimmer lassen, aber noch selbstverständlicher durfte der Rotzlümmel keinen Blick auf
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