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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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denn?«
    »Ach, ich will Sie da nicht …«, fing Seifferheld an.
    »Doch, nur zu, tun Sie’s ruhig.«
    Kurz herrschte Stille. Man hörte nur das Ticken einer Uhr und Schritte auf dem Flur.
    Seifferheld schossen alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Dass er die junge Frau nicht kannte. Dass er nur durch Biggi wusste, wie überaus effizient sie arbeitete. Aber wem galt ihre Loyalität? Wenn sie ihn und Biggi anschwärzte, konnte das weitreichende Folgen haben. Verlust der Altersbezüge, um nur einen zu nennen.
    »Lassen Sie mich raten – Sie glauben mal wieder, dass Ihre Ex-Kollegen der falschen Fährte hinterherhecheln, und wollen sich selbst ein Bild machen. Und da wir hier ja nun nicht übermäßig viele Morde haben, kann es eigentlich nur einer der beiden letzten sein: Katharina Runkel oder Lambert von Bellingen. Oder …« – sie hielt sich die Hand vor den Mund – »… sogar beide?«
    Seifferheld schwieg und betrachtete das Muster im Teppichboden. Irgendwelche eckigen Kringel auf beruhigendem Grasgrün. Er mochte es ja eigentlich nicht, derart vorgeführt zu werden.
    »Ja genau, beide! Sie vermuten einen Zusammenhang!« Frau Denner grinste. Die grauen Zellen der jungen Frau arbeiteten auf Hochtouren.
    Seifferheld sah sie an. In ihren – ebenfalls grünen – Augen steckte der Schalk. »Sie nehmen mich doch hier auf den Arm, oder?«
    »Ja, und ich genieße das sehr. Hören Sie, eine Hand wäscht die andere. Ich habe etwas, das Sie wollen – und Sie haben etwas, das ich will.«
    »Ach ja?« Seifferheld hob die Augenbrauen. Seine goldene Krawattennadel? Seine virile Männlichkeit?
    »Ich hätte übermorgen Abend Zeit.«
    Seifferheld schluckte. »Zeit wofür?«
    Frau Denner beugte sich so weit vor, dass er ihren blumigen Duft einatmen konnte. »Ich weiß, was Sie letzten Sommer getan haben!«
    Seifferheld verstand nur Bahnhof.
    Frau Denner kicherte.
    »Ich habe Sie beobachtet.« Sie lehnte sich wieder zurück. Anspielungen auf Filmtitel waren offenbar nicht seine starke Seite.
    »Wobei haben Sie mich beobachtet?« Er hatte keine Leichen im Keller, da war er sich sicher. Ziemlich sicher. Hatte sie gesehen, wie er Gefahrhund Onis ohne Maulkorb im Park laufen ließ?
    »Ich war mit meinem Freund und seinen kalifornischen Verwandten in Rothenburg. Wir haben uns die Stadt angesehen, lecker gegessen, und dann haben die Amis wie im Rausch einen Souvenirladen leer gekauft.«
    Seifferheld ahnte, was nun kam. Sein einziger Besuch in Rothenburg. Nur, um die letzte Kissenlieferung abzugeben.
    »Herr Seifferheld«, hauchte Frau Denner, »Sie sticken!«
    Seifferheld wollte empört aufspringen und alles leugnen, aber ihm fehlte die Kraft. Er fühlte sich wie eine Gummipuppe, aus der man alle Luft abgelassen hatte. Das große, dunkle Geheimnis seines Lebens war gelüftet worden. »Äh …«
    »Lassen Sie’s gut sein. Ich habe Sie nicht nur gesehen, ich habe mich auch an die Tür zum Hinterzimmer geschlichen und Ihr Gespräch mit dem Ladeninhaber belauscht. Sie sticken Zierkissen.« Frau Denner lachte, doch es war ein freundliches Lachen. »Wissen Sie, ich will unbedingt besser sticken können. Irgendwie stelle ich mich total blöd an. Meine Oma hat immer gesagt, es gibt keine Fehler beim Sticken, sondern an der Stelle, wo man sich verzählt hat, ist ein Engel im Flug ins Stolpern gekommen, aber das war mir nur als Kind ein Trost. Jetzt will ich es richtig lernen. Das ist mein größter Wunsch! Können Sie mir helfen?«
    Seifferheld sah sie nur aus großen Augen an.
    »Klar können Sie mir helfen«, beantwortete Frau Denner ihre eigene Frage. »Ich gehe jetzt mal eine halbe Stunde auf die Damentoilette und lasse Sie mit der Akte allein. Und übermorgen komme ich zu Ihnen in die Untere Herrngasse, und Sie bringen mir das freihändige Sticken bei. Abgemacht?«
    Sie ging zur Tür. »Ich schließe Sie ein, dann werden Sie nicht gestört. Die Chefin ist ohnehin nicht im Haus.«
    »Aber …«, meldete sich Seifferheld endlich zu Wort.
    »Ich will ganz offen zu Ihnen sein«, meinte Frau Denner, »das war kein Angebot meinerseits. Das war eine plumpe Erpressung. Machen Sie das Beste draus.«
    Damit schloss sie die Tür hinter sich und verriegelte sie.
    Seifferheld blickte dümmlich drein. Wie sollte er denn bitte seinem Harem diesen Damenbesuch erklären?
    Und was würde MaC sagen?
    Er seufzte.

14 : 43  Uhr
    Wer in der Oldie-Kiste kramt, kriegt leicht ’nen Hexenschuss!
     
    »Besuch für dich!« Karina riss die Tür

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