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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Kantinenmittagessen aus der Bausparkasse in hohem Bogen ihren Weg ins Freie.
    Da traf es sich unglücklich, dass Pfarrer Hölderlein ausgerechnet an diesem Nachmittag seine geliebten hellbeigen Wildlederschuhe trug …

15 : 02  Uhr
    Mit wie viel T schreibt man unschuldig?
Homer Simpson
     
    »Und? Alles gefunden?« Frau Denner trat mit einer Butterbrezel in ihr Büro.
    Seifferheld, der beim Klang des Schlüssels im Schlüsselloch rasch die Akte Runkel zugeschlagen und auf den Schreibtisch geworfen hatte, nickte. Es war ein enttäuschtes Nicken. »Sie ist es ja doch.«
    »Wie bitte?«
    »Die Tote. Man hat sie zweifelsfrei identifiziert. Anhand eines Geburtsmals sowie einer Tätowierung.« Seifferheld hatte insgeheim gehofft, etwas Großem auf der Spur zu sein. Katharina Runkel, die den eigenen Tod vortäuscht, nachdem sie ihren Liebhaber ermordet hat. Etwas in der Art.
    Aber nein, sie war tot. Da biss die Maus keinen Faden ab. Und vielleicht war die lächerlichste Lösung doch die richtige Lösung: Ein Junkie hatte auf der Suche nach Kleingeld ihre Kasse ausrauben wollen, sie hatte ihn davon abhalten wollen, und er hatte sie erschlagen. Mit dem Baseballschläger, den Haller Junkies grundsätzlich immer mit sich führten.
    So ein Quatsch! Seifferheld schüttelte den Kopf.
    Frau Denner lag mit der Deutung dieses Kopfschüttelns gar nicht so weit daneben. »Sie missbilligen die Schlussfolgerungen Ihrer Kollegen?«
    Seifferheld nestelte an seiner Sonntagskrawatte, die er extra für das Essen im Pflug umgebunden hatte. »Konstantin von Bellingen hat mir gerade eben erzählt, dass er die Geliebte seines Bruders gestern Abend noch sehr lebendig gesehen hat.«
    Frau Denner grinste. Sie schlussfolgerte augenblicklich das Offensichtliche. »Es soll ja Männer geben, die mehr als eine Geliebte haben.«
    Das hatte Seifferheld natürlich auch schon gehört. Er hielt das aber für ein Gerücht.
Eine
Geliebte machte ja schon Probleme genug. Welcher Mann tat sich freiwillig mehr als eine an? One-Night-Stands, das war eine andere Sache, aber Dauergeliebte?
    »Die Akte Lambert von Bellingen war bis auf ein Foto der Leiche und eine seiner Visitenkarten mit dem Wappen derer von Bellingen leer«, sagte er anklagend.
    »Den Fall haben wir ja auch abgegeben. Abgeben müssen. Es stand aber nichts Aussagekräftiges drin. Ein paar kleinere Vorfälle – Geschwindigkeitsüberschreitungen, Schonzeitmissachtungen, Beamtenbeleidigungen.«
    »Und der Mord? Gab es Anzeichen, dass sich eine Frau am Tatort befunden haben könnte?«
    Frau Denner überlegte, wobei sie ganz reizend die Stirn in Falten legte. »Nein, aber er wurde ja auch auf der Herrentoilette ermordet. Bis übermorgen kann ich Ihnen Kopien seines Akteninhalts besorgen. Wenn Sie nach einer Frau fragen: Soweit ich mich erinnere, gab es nur die Fingerabdrücke der Putzfrau. Ich glaube aber, man fahndet neben einem politisch motivierten Täter auch noch nach einem Exhibitionisten.«
    Seifferheld rollte mit den Augen.
    Mordlüsterne Zipfelzeiger und blutrünstige Drogendeppen – und das in Hall?

21 : 15  Uhr
    Wäre das Leben eine Farbe, es wäre bunt!
     
    Es heißt, dass nichts die Fleischeslust so sehr anfacht wie ein Todesfall: Wenn dem Menschen seine Sterblichkeit vor Augen geführt werde, dann erwache in ihm unwillkürlich der Drang, sich zu reproduzieren. Oder sich doch wenigstens im Akt des fortpflanzungslosen Reproduzierens seine Lust am Leben erneut vor Augen zu führen. Wenn das wirklich wahr wäre, müssten alle Bestatter und sämtliche Beamte der Mordkommission unablässig am Rammeln sein.
    Es war aber nicht zu leugnen, dass sich Seifferheld an diesem Abend besonders auf MaC freute. Nach unerfreulichen Tagen in der Redaktion rief sie ja manchmal spontan an, um sich für eine Kuschelrunde anzumelden. Und dieser Tag war besonders unerfreulich gewesen, weil die Tatsache, dass das
Haller Tagblatt
den Mord an einem lokalen Landtagsabgeordneten gewissermaßen verpennt hatte, am heutigen Nachmittag auf
Spiegel online
zum Witz der Woche erklärt worden war. Der Herausgeber hatte das nicht mit seiner üblichen Nonchalance aufgenommen. Man könnte auch sagen: Er hatte getobt.
    »Ich brauche eine Dusche. Ich muss mir den Ärger vom Leib waschen«, waren MaCs erste Worte, gleich nach: »Meine Güte, was hat Onis denn da im Maul?«
    Seifferheld ignorierte die Frage nach dem rosa Teddybären, der zur Platzhirschkuh im Herzen von Onis aufgerückt war, und küsste MaC die Hand. »Ich

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