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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dessen muß man Agent spielen und sich durch dieses mistige Leben lügen und intrigieren.
    Er machte einen Kopfsprung und verschwand im aufklatschenden Wasser.
    Zur Mittagszeit kam Alf Brockmann nach Hause. Aisha hatte den Tisch gedeckt. Es roch im Haus nach Hammelfleisch und Bohnen.
    Minuten später schrak Lore Hollerau auf, und auch Aisha zuckte auf der Terrasse zusammen. Ludwigs lag unter einem Sonnensegel neben dem Schwimmbecken und rührte sich nicht. Er hatte darauf gewartet.
    »Diese Schweine!« brüllte Alf Brockmann. Er stürzte auf die Terrasse. In beiden Händen schwenkte er Zeitungen. »Diese Schweine! Diese Lumpen!« Sein Gesicht sah schrecklich aus. Verzerrt, schweißüberströmt, entstellt. Aisha rannte zu ihm und entriß ihm eine der Zeitungen. Auch Lore war aufgesprungen und tastete sich zur Terrasse. Ein erschütterndes Bild der Hilflosigkeit.
    »Ludwigs!« brüllte Brockmann und lehnte sich gegen eine der Säulen, die das Terrassendach stützten. »Ludwigs! Oh, diese verfluchten Schweine! Sie haben Jörgi entführt … sie haben meinen armen, kleinen Jörgi entführt!«
    Lore Hollerau blieb mitten auf der Wiese in der glühenden Mittagssonne stehen. Aisha las in der Tür zum Zimmer in der Zeitung, die sie Alf entrissen hatte, Ludwigs erhob sich und kam langsam näher.
    »Mein Jörgi, mein kleiner Jörgi«, stöhnte Brockmann. Nach dem ersten Aufschrei kam jetzt der Zusammenbruch. Er sank in einen Korbsessel, die Zeitungen fielen zu Boden, er schloß die Augen und ballte in ohnmächtiger Wut die Fäuste. »Was sind das bloß für Menschen! Ein unschuldiges Kind entführen. Ich mache Schluß, bei Gott, ich mache Schluß …«
    Ludwigs legte ihm die Hand auf die Schulter. Alfs Kopf sank nach vorn und schlug auf den Tisch. Aisha zerknüllte die Zeitung und warf sie weg, als stinke sie wie die Pest. Ihre Augen, diese kohlschwarzen, herrlichen wilden Augen glühten.
    »Können Sie helfen, Sir?« fragte sie Ludwigs. Ihre Stimme klang ungeheuer energiegeladen. Ludwigs sah sie verwirrt an.
    »Helfen? Wozu?«
    »Oulf muß zurück nach Deutschland. Sofort. Hier wird er verdorren wie ein Baum, dessen Wurzeln die Mäuse zerfressen haben. Er muß sofort weg.«
    Über die Terrasse tastete sich Lore Hollerau. Sie fand den Kopf Alfs und streichelte ihn mit einer rührenden Zärtlichkeit. Mit zusammengepreßten Lippen sah Aisha ihr zu.
    »Alf!« sagte Lore und beugte sich zu ihm herunter. »Alf … wir können es nicht mehr ändern. Ich bin bei dir und das Leben geht weiter, muß weitergehen.«
    »Mein Junge. Mein armer Junge!« Brockmann hob den Kopf. Mit starren Augen sah er Ludwigs, Lore und Aisha an. »In welcher Welt leben wir!«
    »In einer gnadenlosen, Brockmann.« Ludwigs fegte die Zeitungen mit einigen Fußtritten hinab ins Gras. »Was gilt heute ein Menschenleben?« Er setzte sich und legte seine Hände auf die noch immer geballten Fäuste Alfs. »Ich habe versucht, mit Brahms in Verbindung zu kommen. In Kairo weiß man nicht, wo er ist. Irgendwo an der Küste, hieß es. Ich habe in Alexandria angefragt, auch dort bekam ich keine Auskunft. Aber ich weiß, daß er dort ist. Auf jeden Fall wollen wir Ihnen helfen.«
    »Helfen!« Brockmann sprang auf. Alles Leid schrie aus seiner Kehle. »Wie kann man mir noch helfen?«
    »Ich besorge Kamele, Wasserschläuche, Verpflegung und alles, was wir brauchen«, sagte Aisha in die plötzliche Stille. »Morgen Nacht verlassen wir Bir Assi … nach Westen, in die Wüste …«
    Brockmann schwieg. Dann schüttelte er den Kopf. Er zog Lore an sich und drückte sie.
    »Es geht nicht, Freunde. Lore würde diesen Ritt nie durchhalten. Nein, es geht nicht.«
    »Ich bleibe, Alf«, sagte Lore Hollerau leise. »Ob in der Wüste oder irgendwo anders auf der Welt – mein Leben wird jetzt immer gleich bleiben.«
    »Nein.« Brockmann schüttelte den Kopf. »Ich mache diesen Weg nur, wenn du mitkommen kannst. Ich lasse dich nicht in Bir Assi zurück.«
    »Sie wird es aushalten, Oulf.« Aisha sah böse auf Lore Hollerau. »Ich werde ein Schattendach über ihren Sitz bauen. Die Beduinen machen es so, wenn sie ihre schwangeren Frauen oder die Mütter, die eben geboren haben, mit ihren Säuglingen vor der grellen Sonne schützen wollen.«
    »Ich bleibe!« sagte Lore laut.
    »Nein, du bleibst nicht!« schrie Aisha plötzlich. Sie duckte sich, als wolle sie Lore wie eine Katze anspringen. »Wenn du bleibst, geht er nicht weg. Aber er muß weg! Er muß! Willst du, daß er hier in der Wüste

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