Naechte der Leidenschaft
lassen.«
»Hmmm.« Blake hatte fast Angst, etwas zu sagen, und diese Unterhaltung dadurch unbeabsichtigt zu beenden. Sie war dabei, höchst interessant zu werden.
»Letzte Nacht dann ...« Amaury zögerte und runzelte die Stirn.
»Ah«, murmelte Blake mit einem taktvollen Nicken und ließ eine kleine Weile verstreichen, ehe er den Freund wieder ansah. »Aus ihrem Verhalten heute Morgen schließe ich, dass man von einem Erfolg sprechen kann?«
Amaury verzog das Gesicht. »Sie lächelt seitdem ununterbrochen. Es ist unschicklich.«
Blake brach in Lachen aus, als er den grollenden Unterton in der Stimme des Freundes hörte. Er schlug ihm herzhaft auf den Rücken. »Wahrlich, Freund, ich wünschte, ich hätte deine Probleme. Dieser schöne Besitz. Keine Schwiegereltern, die sich einmischen ... nun, außer Lord Rolfe natürlich. Und eine Ehefrau, der es Vergnügen bereitet, das Bett mit dir zu teilen. Es ist eine Sünde für jeden Mann, so viel Glück zu haben.«
Amaury bedachte diese Worte mit einem verstimmten Achselzucken. »Aber eine Lady sollte kein Vergnügen daran finden, den Akt zu vollziehen«, beklagte er sich, und Blake seufzte.
»Hast du denn kein Vergnügen an ihr gefunden?«
Amaury sah ihn an, als hielte er ihn für verrückt.
»Und hat ihre Lust die deine geschmälert?«, fragte Blake geduldig und lächelte unmerklich über den Glanz, der plötzlich in den Augen des Freundes aufschimmerte.
»Nein. Um die Wahrheit zu sagen, es hat mich noch angespornt.«
»Dann gibt es nichts, worüber man sich Gedanken machen müsste«, sagte Blake einfach.
Amaurys Blick verfinsterte sich erneut. »Aber Ladys sollten den Akt nicht...«
»Ja, ja«, unterbrach Blake ihn ungeduldig. »Ich habe von dieser Behauptung der Priester gehört, dass eine Lady stumm ertragen soll und all das. Aber Priester sind auch nur Männer, und Männer haben sich auch früher schon geirrt. Willst du hier herumsitzen und dich darüber beklagen oder willst du dein Glück genießen?«
»Beides, denke ich«, gab Amaury ehrlich zu, und Blake verdrehte die Augen.
»Dann beklag dich bei jemand anders. Ich habe nicht die Zeit, dem Gejammere von jemanden zuzuhören, der zu dumm ist, dankbar zu sein für das, was ihm beschert worden ist«, sagte er trocken und wandte sich wieder seinem Essen zu.
Amaury starrte ihn einen Augenblick lang an, ehe auch er sich wieder seinem Morgenmahl widmete.
»Mylady?«
»Ja, Sebert?« Emma fuhr fort, die dampfende Flüssigkeit im Kessel umzurühren, der über dem Feuer hing. Sie war dabei, für ihren Mann noch mehr von dem Liebestrank zuzubereiten. Es schien für sie in jedermanns Interesse zu liegen, seine Leidenschaft am Sieden zu halten, bis sie ein Kind empfangen hätte. Der König zählte darauf, dass sie ihn vor Bertrand und seiner habgierigen Mutter beschützte. Aber abgesehen davon -nach der vergangenen Nacht und der Erfahrung, was alles zum Akt der Vereinigung dazugehörte, fand Emma, dass sie auch ohne diesen Grund ganz und gar nichts mehr dagegen einzuwenden hatte.
»Mylady?«
Emma sah ihren Haushofmeister an. Er wirkte beunruhigt. Sebert sah nur äußerst selten beunruhigt aus. Er war normalerweise so gelassen wie eine Milchkuh.
»Da ist ein ... Mann ... in der Halle«, erklärte er grimmig, wobei er das Wort »Mann« mit merkwürdigen Missfallen betonte.
Emma richtete sich langsam auf und säuberte sich mit einem Tuch die Hände. »Ein Mann?«
Seberts Mund presste sich kurz zusammen, dann sprudelte es aus ihm heraus: »Ein herausgeputzter kleiner Pfau namens Monsieur de Lascey. Er tänzelt in der Großen Halle herum und tut, als gehöre alles ihm. Er sagt, Lord Rolfe schickt ihn.«
»Der Schneider!« Erschreckt presste Emma die Hand an ihre Brust. Sie hatte ganz vergessen, dass sie ihren Cousin gebeten hatte, ihr einen Schneider zu schicken, der die Kleider für die Reise an den Hof anfertigen sollte.
Sie nahm den Kessel vom Feuer und ging dann in die Große Halle. Sie zog die Augenbrauen hoch, als sie den kleinen Mann erblickte, der sich vor dem Kamin in Positur gestellt hatte. Das war wohl das einzig richtige Wort dafür. Emma vermutete, dass er versuchte, sich ein überlegenes Aussehen zu geben, indem er den Ellbogen auf den steinernen Sims des Kamins stützte und ein verdrießliches Gesicht zog, während er mit gerümpfter Nase seine Umgebung zur Kenntnis nahm: die Einrichtung, die beiden schwarz gekleideten Dienstmägde, die damit beschäftigt waren, die Reste des Morgenmahls
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