Naechte der Leidenschaft
gewusst, dass Lady Emma Euch etwas ins Bier getan hat und hätten damit rechnen müssen, dass man sie als die Missetäterin anklagen würde.«
»Ja«, stimmte Amaury trocken zu. »Und das gibt hinreichend Grund zu vermuten, dass dieser Jemand auch sie nicht hier haben will, oder?«
Beide Männer schienen von diesem Gedankengang überrascht. Schließlich knurrte Little George: »Dann kann es nicht Bertrand sein. Es ist mehr als offensichtlich, dass er Eure Frau für sich haben will.«
»Ja, aber Lady Ascot will es vielleicht nicht«, erklärte Amaury.
»Möglicherweise hast du Recht«, murmelte Blake nachdenklich. »Lady Ascot ist eine Tyrannin, und ich glaube nicht, dass Emma das einfach so hinnehmen würde. Sie hat zu viel Stolz und Temperament, um zuzulassen, dass man sie schlecht behandelt. Sieh dir doch an, wie sie mit Fulks Zurückweisung umgegangen ist. Sie hat es sich eine Zeit lang mitangesehen, und dann hat sie dem König ihre Beschwerde vorgetragen. Nein, Lady Ascot wünscht vermutlich ganz und gar nicht, Emma hier zu haben.«
Amaury nickte zustimmend, doch seine Gedanken beschäftigten sich noch mit dem, was Blake eben gesagt hatte. Sie hat zu viel Stolz und Temperament, um zuzulassen, dass man sie schlecht behandelt. Ja, Stolz und Temperament hatte seine Frau, und er befürchtete sehr, dass er mit seiner voreiligen Beschuldigung genau diese beiden Eigenschaften auf den Plan gerufen hatte.
11.
»Der Koch und seine Leute schwören, dass außer Lady Emma gestern nur noch zwei Näherinnen des Schneiders in der Küche gewesen sind.«
Blake schaute Little George bei dieser Neuigkeit überrascht an. »Zwei von de Lasceys Frauen?«
Amaurys Kommandant nickte grimmig.
»Verdammt!« Blake hob das Schwert über den Kopf und rammte es in den Pfosten, an dem er geübt hatte, als Little George zu ihm gekommen war. »Welche beiden?«
»Die junge Frau mit den strohblonden Haaren und die, mit der Sebert herumpoussiert.«
Blake dachte über das Gehörte nach, während er das Schwert aus dem Holzpfosten zerrte und die Klinge dann ein weiteres Mal schwang. »War eine von den beiden in der Nähe von Amaurys Krug oder Emmas Kräutertrank?«
»Bei der Blonden ist der Koch sich nicht sicher, aber er kann sich ganz genau daran erinnern, dass Seberts Herzliebchen sich mit Lady Emma unterhalten hat, während diese ihre Kräuter gekocht hat.«
Blakes Miene spannte sich an. »Hast du Amaury schon davon berichtet?«
»Nein, er war noch oben, als ich ... Heiliger Simon«, hauchte Little George fassungslos.
Das Schwert im Holzpfosten stecken lassend, wandte Blake
sich bei diesen gemurmelten Worten um. Ein Lachen, das sich nur schwer bezähmen ließ, begann augenblicklich in seiner Kehle aufzusteigen, als er Little Georges Blick folgte und Amaury näher kommen sah. Wie es aussah, hatte der Schneider eines seiner neuen Gewänder fertig gestellt. Amaurys ausgefranste Hosen und Strümpfe waren gegen ein schönes Paar neuer Beinkleider ausgetauscht worden. Und statt der abgetragenen Tunika trug er eine neue, zu der ein Ärmelpaar in einem prächtigen Waldgrün gehörte. Die Ärmel waren so lang, dass sie auf dem Boden schleiften. Auf seinem Kopf thronte ein turbanähnlicher Hut mit einer übergroßen Feder, die hoch darüber hinausragte und im Wind wehte, während Amaury näher kam. Aber nicht das war es, was Blake so sehr zum Lachen reizte. Es war vielmehr die Art, wie sein Freund ging. Amaury kam auf sie zu stolziert, wobei er die Füße übertrieben hoch nahm und jedes Mal betont wieder aufsetzte. Sein Missfallen stand ihm überdeutlich ins Gesicht geschrieben, als er fluchend, murrend und schnaubend den Burghof überquerte.
»Guten Morgen, mein Freund«, murmelte Blake, als Amaury bei ihnen ankam.
Little George stieß gleich zum Kern der Sache vor. »Ich sehe, dass Ihr Euch entschlossen habt, Euren neuen Hofstaat anzulegen.«
»Ja«, schnarrte Amaury missmutig. »Habt ihr je so einen Firlefanz gesehen?«
Little George zog es vor, diplomatisch zu schweigen und das Schwindeln Blake zu überlassen. »Es ist hübsch. Hübscher als hübsch. Du siehst in deinem neuen Gewand sehr ... lordmäßig aus.«
»Lordmäßig? Meine Ärmel schleifen am Boden wie das Kleid einer Lady. Und seht euch nur diesen Hut an«, beschwerte sich Amaury. Mit einem Augenaufschlag griff er nach der närrischen Feder und gab ihr gereizt einen Stoß. Dann schaute er auf seine Füße. »Und erst diese albernen Schuhe!«
»Ich habe versucht, nicht
Weitere Kostenlose Bücher