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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Bewußtsein verliert. Als er wieder zu sich kommt, befindet er sich in der Rue Descartes Nummer 16 vor dem Leichnam eines jungen Mannes, und nun glaubt er allen Ernstes, die ganze Geschichte tatsächlich so erlebt zu haben...
    Jeder mag sich für die Version entscheiden, die ihm am meisten zusagt, aber ist es nicht durchaus vorstellbar, daß in all diesen Kriegswirren auch der Geist des alten Pfarrers in Mitleidenschaft gezogen werden konnte?
     

D AS R ÄTSEL DES S CHLOSSPARKS
     
    »Ja, das ist er tatsächlich...«
    Im Leichenschauhaus von Landsberg, einer kleinen Stadt im Schwarzwald, betrachtet Heinz Bruner den Leichnam eines bärtigen Individuums mit langen Haaren in abgerissener Kleidung. Trotz seines kurzen Haarschnitts und seiner gepflegten Erscheinung besitzt Heinz Bruner eine unbestreitbare Ähnlichkeit mit dem Verstorbenen, was nicht erstaunlich ist, da es sich um seinen achtundzwanzigjährigen Bruder Otto handelt, der fünf Jahre jünger war als er.
    Es ist der 22. November 1971. Vor nicht ganz vierundzwanzig Stunden hatte Heinz Bruner, der als Deutschlehrer in Hamburg lebt, einen Anruf von Kommissar Werner Nielsen aus Landsberg erhalten. Er sollte den Leichnam eines Landstreichers identifizieren, dessen Papiere ihn als Otto Bruner auswiesen.
    Kommissar Nielsen, ein sechzigjähriger Mann mit weißen Haaren, zieht das Laken wieder über den Toten.
    »Ich danke Ihnen, Herr Bruner. Sie müssen nachher nur noch eine Erklärung unterschreiben. Wie lange hatten Sie Ihren Bruder nicht mehr gesehen?
    Heinz Bruner scheint in Erinnerungen versunken zu sein. Dann sagt er: »Ungefähr zwei Jahre. Otto war schon immer so eine Art Aussteigertyp. Er hat Hamburg verlassen, ohne mir etwas zu sagen, und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Aber woran ist er gestorben?«
    »Der Tod wurde durch einen Sturz verursacht. Er muß vornüber gefallen sein und hat sich dabei das Rückgrat gebrochen. Außerdem hat er mehrere Hundebisse an den Beinen, die aber nicht zu seinem Tod geführt haben, da ist sich der Gerichtsarzt ganz sicher.«
    »Wie bitte? Sagten Sie soeben etwas von Hundebissen?«
    »Ja. Ich bedaure, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber Ihr Bruder war im Begriff, einen Einbruch zu begehen, als er getötet wurde. Gestern morgen wurden wir vom Grafen von Melnig verständigt. Er hatte den Leichnam kurz zuvor im Park seines Schlosses entdeckt.«
    »Aber das ist doch nicht möglich!«
    »Leider ja. Wir haben die Angelegenheit überprüft. Otto Bruner besaß weder irgendwelche Mittel, noch hatte er einen festen Wohnsitz. Er gehörte zu einer Gruppe von Hippies, die in Landsberg von Abfällen lebt und in Abbruchgebäuden haust. Was seine Anwesenheit des Nachts im Park des Grafen von Melnig zu bedeuten hatte, errät sich von selbst.«
    Heinz Bruner blickt dem Beamten fest in die Augen.
    »Und ich sage Ihnen, daß das unmöglich ist, Herr Kommissar! Otto mag ein Nichtsnutz und ein Träumer gewesen sein, aber er war kein Dieb!«
    »Ich habe volles Verständnis für Ihren Familiensinn, Herr Bruner, und trotzdem liegen die Fakten auf der Hand. Sie haben selbst gesagt, daß Sie Ihren Bruder seit zwei Jahren nicht mehr gesehen haben. In zwei Jahren kann viel geschehen...«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel kann er drogensüchtig geworden sein, oder er ist irgendeinem Guru in die Arme gelaufen, von denen es jetzt so viele gibt...«
    »Nein, nicht Otto. Er hätte sich nicht einfach so manipulieren lassen.«
    »Nun, dann hat er eben aus eigenem Antrieb gehandelt, doch wie dem auch sei, die Ermittlung ist abgeschlossen, und das Ergebnis ist klar.«
    »Ich werde trotzdem die Wahrheit herausfinden!« Kommissar Nielsens Gesichtsausdruck ändert sich jäh.
    »Das verbiete ich Ihnen, Herr Bruner! Der Graf von Melnig ist eine sehr angesehene Persönlichkeit, und wenn ich erfahre, daß Sie sich da einmischen, lasse ich Sie einsperren. Haben Sie mich verstanden?«
    Heinz Bruner stößt einen Seufzer aus, der zeigen soll, daß er bereit ist, sich mit den Dingen abzufinden. Doch ist dies lediglich ein Täuschungsmanöver, denn von dem Moment an steht sein Entschluß fest: Er wird den Fall auf eigene Faust untersuchen. Auf den ersten Blick mag das absurd scheinen. Alles deutet darauf hin, daß der Beamte recht hat. Und dennoch ist Heinz Bruner vom Gegenteil überzeugt. Ein unbestimmtes Gefühl sagt ihm, daß die Wahrheit anders aussieht und daß sich hinter den hohen Mauern des Schlosses Melnig etwas anderes zugetragen hat als ein

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