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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Abend zum Schloß des Grafen begeben. Der Betreffende hätte dem Mann nur zu folgen, und am anderen Tag würde er ihn hierher zurückbringen. Das Ganze würde nur eine Nacht dauern. Ich habe natürlich gefragt, worum es sich handelte, aber der Typ mit dem Bart wollte darauf nicht antworten. Er hat lediglich wiederholt, es daure nicht länger als eine Nacht, und entweder mache man mit, oder man lasse es bleiben. Ich habe daraufhin abgelehnt, aber Otto war bereit, es zu tun!«
    »Und dann ist er also mit dem Mann fortgegangen?«
    »Ja, obwohl ich noch versucht hatte, ihn zur Vernunft zu bringen. Ich sagte ihm, bei einer solchen Summe könne es sich nur um eine krumme Sache handeln, und es werde ihm womöglich etwas zustoßen, aber er hat nicht auf mich hören wollen. Er hat nur gelächelt, und dann ist er zu dem Mann ins Auto gestiegen. Heute mache ich mir Vorwürfe, daß ich nicht alles versucht habe, um ihn daran zu hindern, aber Sie wissen ja, wie Otto war. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ er nicht mehr mit sich reden.«
    Heinz Bruner schweigt daraufhin. Ja, er weiß, wie sein Bruder war. Aus spontanem Überschwang heraus einen Sprung ins Ungewisse zu machen entsprach genau seinem Wesen. Er war durchaus in der Lage, sich auf den derart dubiosen Vorschlag eines Unbekannten einzulassen, und dies keineswegs nur des Geldes wegen, sondern vor allem wegen der Herausforderung, aus spielerischer Neugier.
    Mit ernster Stimme fragt Heinz sein Gegenüber: »Würden Sie das, was Sie mir erzählt haben, auch vor einem Polizeibeamten wiederholen?«
    Der Hippie zögert kurz und erwidert schließlich: »Damit Otto gerächt wird und der Graf nicht einfach so davonkommt: ja!«
    Eine Stunde später sitzen die beiden Männer im Büro von Kommissar Nielsen. Nachdem Heinz Bruner die Situation kurz erklärt hat, berichtet der Hippie dem Beamten, was er weiß.
    Als er fertig ist, wendet sich Nielsen an den Bruder des Opfers: »Sie hatten recht, Herr Bruner. Ich habe mich mit der Aussage des Grafen von Melnig zufriedengegeben, und das war ein Fehler. Ich werde die Ermittlungen wiederaufnehmen, aber ich bitte Sie um eines: Halten Sie sich ab sofort aus der Sache heraus. Bei einer Persönlichkeit wie dem
    Grafen Melnig muß man sehr behutsam vorgehen. Jetzt ist es an mir zu handeln.«
     
    30. November 1971. Eine Woche ist vergangen, seitdem Heinz Bruner durch Kommissar Nielsen vom Tod seines Bruders erfahren hat. Erneut sitzen sich die beiden Männer im Büro des Polizeibeamten gegenüber.
    Dieser ergreift jetzt das Wort: »Sie hatten vollkommen recht, Herr Bruner. Ihr Bruder Otto war kein Dieb. Ich habe den Fall nochmals untersucht, und inzwischen kenne ich die Wahrheit.«
    »Hat von Melnig ihn getötet?«
    »Nein. Es war eher eine Art Unfall...«
    »Was heißt >ein Unfall    »Sagen wir mal, daß der Graf das, was passiert ist, nicht gewollt hat. Es handelt sich eher um einen Fall von fahrlässiger Tötung.«
    Heinz Bruner strafft seine Gestalt. Er ahnt, daß er gleich mit etwas ganz Schrecklichem konfrontiert werden wird. »Ich höre, Herr Kommissar...«
    »In der Nacht, als Ihr Bruder den Tod gefunden hat, gab der Graf eine Einladung in seinem Schloß. Allerdings war es keine Einladung wie üblich...«
    »Handelte es sich um eine Orgie?«
    »Das dachte ich zunächst auch, aber ich erfuhr bald, daß es nicht so war...«
    Kommissar Nielsen fixiert sein Gegenüber, während er fortfährt: »Der Graf von Melnig besitzt eines der ganz großen Vermögen dieses Landes, und wahrscheinlich langweilt er sich halb zu Tode. Er lebt von seinen Erträgen, und um sich die Zeit zu vertreiben, sucht er zusammen mit ein paar Gleichgesinnten nach eher bizarren Möglichkeiten der Zerstreuung.«
    »Was haben sie an dem Abend gemacht?«
    »Es ging um eine Wette, Herr Bruner. Der Graf ist auf seine Wachhunde immer sehr stolz gewesen. Als er sich mit seinen Freunden darüber unterhielt, rühmten diese die Qualitäten ihrer eigenen Hunde. Sie beschlossen, einen Wettstreit mit ihren Hunden durchzuführen, und dafür brauchten sie ein Versuchskaninchen.«
    »Otto?«
    »Genau. Das war es, was man Ihrem Bruder vorgeschlagen hatte. Für tausend Mark sollte er die Nacht im Park verbringen. Jeder der zwölf Gäste des Grafen hatte seinen Hund dabei, und sie wollten sie der Reihe nach auf Otto loslassen.«
    »Was ist passiert?«
    Im Ausdruck des Kommissars mischen sich Anteilnahme und Ekel, als er

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