Naechte - fuer die Liebe geschaffen
keinen weiteren Kredit gewähren. Und Rücklagen hatte sie nicht.
Verzweifelt überlegte Christina hin und her. Sie wollte Anne Marie helfen, aber wie?
Nach einigen Tagen kam sie zu dem Schluß, daß es nur eine Möglichkeit gab: Sie würde das Hotel verkaufen müssen.
Als Dana am Wochenende nach Hause kam, erzählte
Christina bei einer Tasse Tee von Anne Mariès Anruf und ihrem Entschluß, sich von dem Hotel zu trennen.
Dana sah sie entgeistert an. "Aber Mom! Was willst du dann tun?"
"Ich werde mir eine Stellung suchen", antwortete Christina tapfer, obwohl ihr bei dem Gedanken alles andere als wohl war.
Wie sollte sie in ihrem Alter denn noch einen Job finden? Sie hatte ja nicht einmal einen Universitätsabschluß. Doch sie mußte positiv denken. Irgend etwas würde sich schon finden.
Dana fühlte sich unbehaglich in ihrer Haut. "Hast du schon daran gedacht, Jack um Hilfe zu bitten? Vielleicht könnte er dir Geld leihen."
"Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage."
"Aber er würde dir bestimmt gern helfen."
"Darum geht es gar nicht. Ich möchte nicht in seiner Schuld stehen." Eher würde ich als Putzfrau jobben, dachte sie.
"Vielleicht könnte er Anne Maries Anteil kaufen. Dann wärst du ihm nichts schuldig."
"Aber er wäre mein Partner." Ein Alptraum! Jack würde das Recht haben, sich in alles einzumischen. Er könnte beispielsweise bestimmen, welchen Wein sie einzukaufen hätte, oder was sie für die Zimmer nehmen sollte. Andererseits konnte sie sich nicht vorstellen, daß Jack sich darum kümmern würde, aber möglich wäre es immerhin. "Ich würde meine Unabhängigkeit verlieren."
Mitleidig schaute Dana sie an. "Wäre das denn so schlimm, Mom?"
Christina erwiderte den Blick ihrer hübschen Tochter, dann schien sie durch sie hindurchzusehen, als Erinnerungen wachgerufen wurden: Peter nörgelte an ihrem Essen herum, behauptete, das gelbe Kleid würde ihr nicht stehen, beschwerte sich darüber, wie sie Dana erzog. "Ja, ich könnte es nicht ertragen", antwortete Christina traurig.
Abends rief Jack aus Hongkong an. Er erzählte, er könne von seinem Hotelzimmer aus den Hafen überblicken, und wünschte sich sehr, sie könnte bei ihm sein.
"Beschreibe mir, was du siehst", bat Christina. "Dann mache ich die Augen zu und stelle mir vor, bei dir zu sein."
Er beschrieb ihr sein luxuriöses Hotelzimmer mit dem großen Bett, das Marmorbadezimmer mit dem Whirlpool. "Ich stelle mir vor, wie wir beide im Whirlpool sitzen, Champagner trinken und uns gegenseitig mit Erdbeeren füttern."
Christina lachte. "Das klingt aber dekadent."
"Hm. Nimm das nächste Flugzeug und überzeug dich selbst, wie dekadent es werden kann."
"Das wäre herrlich." Christina seufzte. Wenn das Hotel erst einmal verkauft war, würde sie viel Zeit haben, mit Jack um die Welt zu jetten. Sie war nahe daran, ihm von ihrer Situation zu erzählen, doch sie behielt die traurige Wahrheit dann doch lieber für sich.
"Und wie geht es dir?" fragte Jack.
"Du fehlst mir, ich fühle mich schrecklich einsam."
"Ich vermisse dich auch sehr. Die ganze Zeit denke ich nur an dich, Christina."
Sie unterhielten sich noch eine Weile, ehe Christina zu ihrer Zeitung mit den Stellenanzeigen zurückkehrte.
Jack rief jeden Tag an, und mit jedem Tag fiel es ihr schwerer, die Wahrheit für sich zu behalten, denn natürlich fragte er, ob irgend etwas passiert sei. Christina sehnte sich danach, endlich wieder in seinen Armen zu liegen und ihn zu bitten, ihr zu helfen.
"Ich habe nachgedacht, Mom", sagte Dana eine Woche später. "Eigentlich ist es doch alles gar kein Problem."
Mißtrauisch blickte Christina ihre Tochter an. "Was ist es dann?"
"Eine Gelegenheit. Es gibt keine Probleme, nur Gelegenheiten."
Christina verdrehte die Augen. "Vielen Dank für deinen weisen Rat. Ich kann mir meine Gelegenheit ausmalen: Armut, Sozialhilfe, eine heruntergekommene Unterkunft."
"Du brauchst nur dein Selbstbewußtsein zu entwickeln, und du mußt positiv denken", riet Dana.
Christina lachte. "Schon gut, Dana. Vielleicht könnte ich eine Stelle als Köchin in einem Luxushotel auf den Bahamas bekommen, bei freier Unterkunft und Verpflegung. Dort scheint jeden Tag die Sonne. Das wäre doch etwas."
"Hawaii wäre auch nicht schlecht. Oder was hältst du von den Fidschi-Inseln?"
"Oder Tahiti. Bali nicht zu vergessen."
"Phantastisch. Und ich würde dich besuchen." Dana seufzte sehnsüchtig, "Die Bahamas oder Bermudas wären am besten, sonst kann ich mir den Flug nicht
Weitere Kostenlose Bücher