Naechte - fuer die Liebe geschaffen
leisten. Und Jack könnte dich in seinem Privatjet besuchen. Oder hast du ihn etwa schon vergessen?"
Nein, sie hatte Jack nicht vergessen. Am liebsten hätte sie ihn um Hilfe gebeten, doch sie war zu stolz. Sie würde mit dem Problem auch allein fertig werden.
Zwei Wochen später war alles erledigt. Kurz und schmerzlos, als sei es die einfachste Sache der Welt. Carl und seine Frau Gina würden die neuen Besitzer sein. Sie waren überglücklich.
Für sie war ein lange gehegter Wunschtraum in Erfüllung gegangen.
Christina freute sich, die beiden so glücklich zu sehen. Und sie war froh, daß sie ihr Hotel nicht an fremde Leute hatte verkaufen müssen.
Sie war entschlossen, die Angelegenheit positiv zu betrachten, denn hatte sie nun nicht endlich ihre Freiheit, nach der sie sich so lange gesehnt hatte?
Und warum bin ich dann so unglücklich? fragte sie ihr Spiegelbild. Tränen schimmerten in ihren Augen. Christina wandte sich ab und schaute aus dem Fenster. Die friedliche Schneelandschaft glitzerte im Mondschein. Impulsiv schlüpfte Christina in ihre Stiefel, zog sich Mantel und Handschuhe an und ging hinaus in die eiskalte Nacht..
Sie mußte versuchen, sich zu beruhigen, ihren inneren Frieden wiederzufinden. Ihre Stiefel knirschten im Schnee, als sie auf den Wald zuging. Sie atmete die frische, kalte Luft ein, schlenderte am Teich vorbei durch den Wald und wurde langsam ruhiger. Müde ließ sie sich schließlich auf die Bank sinken, die der Gärtner vom Schnee befreit hatte.
Christina fühlte sich schrecklich einsam, so einsam, daß sie wieder zu weinen begann. Sie ließ den Tränen freien Lauf, es machte nichts. Hier sah sie ja keiner.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie dort gesessen hatte, als sie plötzlich eine vertraute Stimme hörte, die ihren Namen rief.
Und gleich darauf sah sie den Lichtkegel einer Taschenlampe.
"Christina!"
Ihr Herz begann, aufgeregt zu klopfen. "Hier bin ich", sagte sie leise. Jack! Jack war wieder da! Schon im nächsten Moment kniete er vor ihr.
"Christina! Was tust du hier mitten in der Nacht? Du bist ja ganz durchgefroren!"
"Du bist zurück", flüsterte sie. Einen Augenblick lang glaubte sie, sie phantasiere, weil sie sich so sehr nach ihm gesehnt hatte.
Doch als er sie an sich zog und sie seine Wärme spürte, wußte sie, daß sie nicht geträumt hatte.
"Was tust du hier? Es ist schon nach zehn Uhr!"
Sie schluckte. "Ich bin spazierengegangen. Es ist so hübsch hier", sagte sie mit tränenerstickter Stimme.
Forschend sah Jack sie an. "Hast du geweint? Was ist los, Christina?"
"Gar nichts ist los", schwindelte sie schnell. "Ich hatte dich nur noch gar nicht zurückerwartet."'
"Ich wollte dich überraschen." Er küßte sie. "Jetzt komm aber schnell ins Haus, bevor du hier erfrierst."
Schweigend gingen sie zum Haus. Dort setzte Christina sich vor den Ofen, während Jack heiße Schokolade machte. Gleich werde ich ihm die Wahrheit sagen müssen, dachte sie traurig.
"So, nun erzähle mir bitte, was los ist", forderte er sie auf, als er ihr einen Becher Schokolade reichte.
Christina holte tief Luft. "Ich verkaufe das Hotel an Carl und Gina."
Erstaunt sah er sie an. "Warum denn das?"
Sie trank einen Schluck, bevor sie ihm alles erzählte - so sachlich wie möglich. Ruhig hörte Jack ihr zu.
"Besser könnte es gar nicht sein", behauptete sie. "Carl und Gina verkaufen ihr Haus, ordnen ihre Finanzen und übernehmen das Hotel im März. In der Zwischenzeit kann ich mir einen Job und eine neue Bleibe suchen." Ihr wurde langsam wieder warm.
"Natürlich war das alles nicht so geplant, aber es ist eine Gelegenheit, mal etwas anderes zu tun. Außerdem habe ich nun die Freiheit, zu reisen." Sie lächelte tapfer. "Und das wird bestimmt sehr aufregend."
"So aufregend, daß du dir mitten in der Nacht auf einer Bank im eisigen Wald die Augen ausweinst."
"Ach, ich habe nur an die alten Zeiten gedacht. Meine Eltern haben das Hotel aufgebaut, und ich habe ihnen geholfen. Seit vier Jahren gehört es mir, und ich war sehr glücklich hier. Da ist etwas Sentimentalität doch wohl erlaubt."
Jack betrachtete sie forschend. "Wieso hast du mir am Telefon nichts davon gesagt?" fragte er. "Schließlich habe ich jeden Tag mit dir gesprochen."
"Es war mein Problem, und ich wußte, was ich zu tun hatte", antwortete sie. Sein wütender Blick machte ihr angst.
Jack schwieg eine ganze Weile, bevor er leise sagte: "Das ergibt doch alles keinen Sinn. Warum hast du mir nichts erzä hlt?"
10.
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