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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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Verkäufer hastig, während er Micki bei ihrem Gezappel zusah. »Es lief über eine Geschäftsadresse, bezahlt mit Kreditkarte, ein Friseursalon an der Western.«
    »Geben Sie sie mir«, sagte Special.
    »O nein«, stöhnte Micki und kniff die Beine zusammen. »O nein.«
    Der Mann warf einen Blick auf seine Uhr und rannte ins Hinterzimmer. Genau dreißig Sekunden später kam er wieder heraus, in der Hand einen Zettel mit der darauf gekritzelten Adresse. Während er ihn Special gab, sah er noch einmal auf die Uhr.
    »Eine Minute haben Sie noch.« Schon im Hinausgehen sagte Special zu Micki: »Aber tu ihm nicht weh.«
    »Nicht zu doll, keine Bange«, sagte Micki.
    Der Verkäufer schloss in fliegender Eile die Tür hinter ihm ab. Special sah noch, wie Micki ihn bei der Hand packte und ins Hinterzimmer zerrte. Er gluckste in sich hinein. Micki stand auf ganz besondere Spielchen. Einige davon sahen das Einführen absonderlicher Objekte in lauschige Ritzen und Spalten vor – nicht unbedingt in ihre. Eine halbe Stunde mit Micki war wie die Fahrt mit einer Disney-Gondel durch Teddy Bear Land, bei der man am Ende in der Küche des Marquis de Sade wieder herauskam. Man konnte bloß hoffen, dass sich der arme Tropf keine Lunchbox mitgebracht hatte, sonst würde er den Rest des Tages damit zu tun haben, sich Bröckchen von Bacon-und-Tomaten-Sandwiches aus dem Hintern zu puhlen. Was ihn aber, wenn Special richtig vermutete, wohl nicht übermäßig stören würde.

21
    Special fand den Friseursalon in der Western. Dass er Perec nicht antraf, kam ihm nicht ungelegen. Er wollte nicht vor Zeugen Kleinholz aus ihm machen. Viel besser, wenn er das miese Arschloch zu Hause erwischte, auf dem Scheißhaus oder so.
    In dem Laden waren zwei junge Filipinas mit Haareschneiden beschäftigt, eine davon ein ziemliches Rassepferdchen. Von der Sorte hätte Special gern auch ein paar in seinem Stall gehabt. Das war sein Berufsrisiko: Bei jeder gut aussehenden Frau, der man über den Weg lief, kalkulierte man automatisch, wie viel Kohle sich wohl mit ihr machen ließe und womit man sie zum Anschaffen rumkriegen könnte. Manche Zuhälter waren überzeugt, dass sowieso in jeder Frau eine kleine Nutte steckte, die man nur rauskitzeln musste – eine Meinung, die Special bis zu einem gewissen Grad durchaus teilte. Man konnte so gut wie jede Tussi bequatschen, sich ausnahmsweise mal für Geld flachlegen zu lassen, aber es gehörte schon einiges mehr dazu, sie dazu zu bringen, es regelmäßig fünf, sechs Mal die Nacht zu machen, Monat für Monat. Ihr mit Prügeln zu drohen, wenn sie auf dem Strich nicht genug verdiente, war eine Methode. Sie anzufixen, damit sie bei der Stange blieb, war eine andere. Special fand beide Methoden sinnlos. Eine Nutte zu verprügeln, war ungefähr genauso logisch, wie mit einer Melone Fußball zu spielen, die man hinterher noch verkaufen wollte. Außerdem war es viel zu anstrengend.
    Und dann hieß es dauernd: Special, du bist doch bloß ein popeliger kleiner Lude. Was bildest du dir eigentlich ein?
    Darauf er: Ich mach nichts, was die Oberindianer nicht auch machen. Politiker, Manager, Päpste, Filmproduzenten und sogar die Scheißgeneräle auf dem Schlachtfeld. Ich gründe ein Unternehmen, ich habe meine Mitarbeiter, ich analysiere die Marktlage, ich liefere den Kunden das Produkt, das sie haben wollen. Und damit verdiene ich mein Geld.
    GM verkauft Autos, ich verkaufe Sex.
    Und ich gehe jede Wette ein, dass meine Produkte besser sind als ihre Autos.
    Wie war noch mal die Frage?
    Special fragte: »Arbeitet hier nicht so ein kleiner Kerl?«
    »Vincent?«
    »Ungefähr so groß? Mit Glupschaugen, wie der Typ aus den Bogart-Filmen?«
    »Wie Peter Lorre?«, sagte Imelda. »Ja, das ist Vincent. Nein, der ist nicht hier. Schon seit ein paar Tagen nicht mehr. Er wollte Urlaub nehmen.«
    »Dann scheint ihr ja einen ziemlich großzügigen Chef zu haben.«
    »Vincent ist der Chef. Oder vielmehr seine Mutter. Ihr gehört der Laden, und Vincent schmeißt ihn für sie.«
    In dem Salon war nicht viel los. Special lehnte an der Kassentheke. Imelda saß ihm gegenüber auf einem Barhocker. Sie hatte dunkle Augen, ein makelloses Gebiss und eine Haut wie sehr helle Milchschokolade. Eine dralle Figur, den rosa Kittel extra tief aufgeknöpft, damit die strammen Möpse auch richtig schön zur Geltung kamen. Ja, wir beide könnten ein kleines Vermögen machen. Aber du kommst auch super alleine klar, was? Du hast deinen Job und zu Hause einen

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