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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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man das Abkassieren vergisst? Ja, häng du dich ruhig an Eddie ran. Der weiß, wie man mit Frauen umgeht.«
    »Für Eddie will keine arbeiten. Wir wissen doch alle, was das für einer ist.«
    »Genau meine Rede. Bei Special habt ihr es gut. Und wenn dir das nicht gut genug ist, kannst du dich verpissen. Lauf doch zu Eddie. Wirst schon sehen, wie der für dich sorgt. Bei dem hängst du schneller an der Nadel, als du blöd gucken kannst, und alles was du verdienst, geht für Stoff drauf. In einem Jahr siehst du aus wie Grandma Moses persönlich.«
    »Ich gehe nirgendwohin. Ich habe es gut bei dir.«
    »Das kannst du laut sagen. Aber nicht genug Grütze im Kopf, um abzukassieren.«
    »Ich bring dich nach Hause und pfleg dich. Ich pack dich ins Bett, koch dir ein Süppchen und füttere dich.«
    »Du kannst mir mit deinem Süppchen den Buckel runterrutschen«, sagte Special. »Hast du den Beutel noch, den der durchgeknallte Mickerling dabeihatte?«
    »Der ist im Hotel.«
    »Fahr mich hin.«
    »Der Arzt hat gesagt, du brauchst Ruhe. Du bist doch frisch genäht …«
    »Der Arzt hat leicht reden. Hat der sich vielleicht von einem irren Giftzwerg eine Wagenladung Mafiageld abknöpfen lassen? Ich muss zusehen, dass ich die Kohle schnellstens wiederbeschaffe.«
    Special wartete im Wagen, während Chanterelle den Beutel aus dem Hotel holte. Das Kleid war von der Stange, eine Marke, von der er noch nie gehört hatte, aber garantiert nicht zurückzuverfolgen. Die Perücke dagegen sah so aus, als ob sie nicht gerade billig gewesen wäre, und sie hatte ein Etikett aus Beverly Hills. Immerhin ein Anfang. Jetzt musste er bloß noch Jimmy Constanza verklickern, warum er das Geld nicht hatte. Und weil dem das Geld eigentlich gar nicht gehörte, sondern seinem Boss Salvatore Locatelli, war Jimmy seinerseits sicher inzwischen auch schon mächtig in Erklärungsnot. Lauter Angeschissene, wohin man auch blickte.
    Chanterelle hielt vor Specials Haus an und machte Anstalten auszusteigen.
    »Wo willst du denn hin?«
    »Ich komm mit rauf und koch dir dein Süppchen. Das hab ich dir doch versprochen.«
    »Dir hat wohl einer ins Hirn geschissen. Als Florence Nightingale verdienst du doch nichts. Irgendwie musst du die Kröten wieder reinholen, die mir deinetwegen durch die Lappen gegangen sind. Also: ran an die Schwänze.«
    Sie fuhr weiter, und Special ging zum Haus, in der einen Hand Perecs Matchbeutel, in der anderen die Tüte mit den Medikamenten, die er im Krankenhaus bekommen hatte. Er war schon fast durch die Tür, als ihm zwei Männer auffielen, die zügigen Schrittes auf ihn zu marschiert kamen. Er kannte sie nicht persönlich, aber er kannte den Typ. In letzter Sekunde gelang es ihm, vor ihnen ins Haus zu schlüpfen. Während er fluchend auf den Fahrstuhl wartete, der nicht kommen wollte, beobachteten sie ihn durch die Scheibe. Noch immer leise vor sich hin schimpfend, fuhr er bis in seine Etage hoch, angelte hektisch nach seinen Schlüsseln und setzte zum Endspurt an. Er hatte gerade aufgeschlossen, als die beiden Kerle aus dem Treppenhaus gesprungen kamen und ihn in seine Wohnung drängten.
    »Na, na, Jungs«, sagte Special.
    »Ich heiße Sam«, stellte sich der Größere der beiden vor. »Und das ist Donnie.«
    »Angenehm«, sagte Donnie.
    Sam eskortierte Special ins Esszimmer und drückte ihn auf einen Stuhl.
    »Und? Wie geht’s denn so?«, erkundigte sich Sam. »Dich soll’s ja ziemlich übel erwischt haben.«
    »Es ging mir schon mal besser«, antwortete Special.
    »Wie viele Stiche?«
    »Zweiundsiebzig am Bauch. Zwölf an der Schulter. Sechs an der Hand.«
    Sam schnitt eine Grimasse.
    »Aua, Scheiße auch«, sagte Donnie.
    »Aber jetzt bist du wieder auf dem Damm?«, fragte Sam. »Die haben dich richtig schön zusammengeflickt?«
    »Doch, ich kann nicht meckern.«
    »Ein Hoch auf die moderne Medizin«, sagte Sam.
    »Worauf du einen lassen kannst«, sagte Donnie.
    »Gut«, fuhr Sam fort. »Du weißt, wer wir sind?«
    »Ich kann’s mir fast denken.«
    »Super. Also dann: Wo ist das Moos?«
    »Ich hab es nicht.«
    »Du hast es nicht«, sagte Sam. »Oha.«
    »Hoppla«, sagte Donnie.
    »Der Schlitzer hat es sich unter den Nagel gerissen.«
    »Und wo können wir den finden?«, fragte Sam.
    »Keine Ahnung«, antwortete Special. »Der Irre hat mich aufgeschlitzt, und dann hat er sich mit der Kohle vom Acker gemacht.«
    »Oha«, sagte Sam.
    »Nicht gut«, sagte Donnie. »Gar nicht gut.«
    Sam und Donnie sahen sich an. Sam schüttelte

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