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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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müde den Kopf und seufzte.
    »Lass mal das Isolierband rüberwachsen«, sagte er zu Donnie.
    »Das hab ich nicht mit«, sagte Donnie.
    »Ich hab dir doch gesagt, wir brauchen vielleicht das Isolierband.«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, du würdest es selber einstecken, und ich bräuchte bloß an das andere Teil zu denken.«
    »Meine Fresse. Okay, dann nehmen wir eben deinen Gürtel.«
    »Und warum meinen?«
    »Weil du das Scheiß-Isolierband vergessen hast, darum.«
    Donnie schnallte seinen Gürtel ab.
    »Eine Bewegung«, sagte Sam zu Special, »und ich hau dir eine rein, die sich gewaschen hat.«
    Er fesselte Specials Fußgelenke an den Stuhl.
    »Nicht so hastig, Jungs. Man kann doch über alles reden.«
    »Nimm die Hände nach hinten«, sagte Sam.
    »Jungs, findet ihr nicht, wir können …«
    Sam haute ihm eine rein, die sich gewaschen hatte.
    Sie rissen seine Hände nach hinten. Donnie hielt sie fest.
    »Siehst du, wie viel einfacher es wäre«, sagte Sam zu Donnie, »wenn du das verfluchte Isolierband mitgebracht hättest?«
    »Wenn du dich aber auch immer so unklar ausdrückst«, sagte Donnie. »Du bist genauso schuld wie ich. Wir bräuchten noch ’nen Gürtel.«
    Genervt schnallte Sam seinen Gürtel ab. Donnie grinste und schnürte Specials Hände hinter der Stuhllehne damit zusammen.
    »Ich frage dich zum letzten Mal«, sagte Sam zu Special.
    »Wenn ihr mir ein paar Tage Zeit gebt, finde ich die kleine Ratte, das schwöre ich.«
    »Ich dachte, du weißt nicht, wo er ist.«
    »Ich kenne tausend Leute, hab überall Beziehungen. Ich bin zäh wie ’ne Bulldogge. Ich finde das Arschloch. Das schwöre ich bei Gott.«
    »Kaufst du ihm das ab?«, fragte Sam Donnie.
    »Ich glaube schon, dass er es gut meint«, sagte Donnie.
    »Na, wenn das so ist, vergessen wir es eben«, sagte Sam und zuckte mit den Schultern.
    »Ihr lasst mich laufen?«, fragte Special.
    »Nee«, sagte Sam. »Wir verarschen dich bloß.«
    »Das hilft gegen Stress«, sagte Donnie. »Zumindest bei uns.«
    Sam riss Specials Hemd auf. Er packte eine Ecke des großen Pflasters, das auf seiner Brust klebte, und zerrte daran. Special schrie.
    »Du hast ihn nicht geknebelt«, sagte Sam.
    »Hast du ja auch nichts von gesagt«, sagte Donnie.
    »Such dir irgendwas, womit du ihm das Maul stopfen kannst. Muss ich denn immer an alles denken?«
    Donnie schleppte ein kleines Sofakissen an. Als Sam ihm einen fragenden Blick zuwarf, zuckte er nur mit den Schultern. Sam griff in seine Tasche und holte eine kleine Spitzzange heraus.
    »Wo ist die Kohle?«, fragte er.
    »Jungs«, sagte Special. »Es muss doch noch eine andere Möglich… «
    Auf ein Kopfnicken von Sam drückte Donnie Special das Kissen aufs Gesicht. Sam riss einen Faden heraus. Specials Schrei ging ins Kissen, das Donnie mit ganzer Kraft festhalten musste, so heftig warf Special den Kopf hin und her. Als das Schreien und Zucken aufgehört hatte, nahm Donnie das Kissen herunter.
    »Autsch«, sagte Donnie.
    »Das hat wahrscheinlich schweineweh getan«, sagte Sam zu Special. »Noch ungefähr zwanzig Stück von diesen Dingern, dann verblutest du uns entweder, oder du sagst uns die Wahrheit.«
    »Ich hab euch doch verflucht noch mal die …«
    Wieder das Kissen. Noch ein Faden. Noch ein Schrei.
    »Rede«, sagte Sam.
    »Ich schwöre bei Gott und auf das Grab meiner Mutter, ich sage die Wahrheit …«
    »Meinst du, er sagt die Wahrheit?«, wollte Sam von Donnie wissen.
    »Ich glaube ihm«, sagte Donnie.
    »Aber mit Sicherheit«, sagte Sam, »wissen wir das erst in …« Er musterte die Naht. »… circa sieben Zentimetern.«
    Noch ein Faden, noch ein Schrei.
    Und noch einer.
    Für Special wurde es eine sehr lange Nacht.

20
    Sie waren wieder im Krankenhaus. Die Ärzte hatten die zehn Fäden, die Sam eher weniger fachmännisch gezogen hatte, neu genäht. Special hatte ihnen erzählt, er wäre mit der Naht irgendwo hängen geblieben. Sie wussten, dass er log, aber sie wussten auch, dass er ein Zuhälter war, deshalb war es ihnen egal. Diesmal wurde er von Chanterelle und Micki, einem anderen seiner Pferdchen, einem kleinen, schlanken Persönchen mit jungenhaft kurz geschnittenem Haar, im Rollstuhl nach draußen geschoben. Special war hundemüde.
    »Ich habe genau zwei Wochen«, sagte er, »um hundertsiebenundvierzigtausend Dollar und dreiundfünfzig Cent aufzutreiben. Wie viel habt ihr einstecken?«
    »Das ist ein Witz, oder?«, fragte Micki. Aber ganz sicher war sie sich nicht.
    »Ja, Baby«, sagte

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