Nächte in Babylon
in die Hose scheißt. Darum.«
Special ging in Deckung, bis sie zurückkam.
»Er hat mit mir geflirtet«, sagte sie strahlend.
»Na siehst du, jetzt fängt dein Leben erst richtig an. Hat er den Brief genommen?«
»Er will ihn ihrem Gorilla geben. Er wollte wissen, wer ich bin. Und ich hab ihm gesagt, dass ich Teresa heiße und ein Fan von dem Typen wäre.«
»Ist der Gorilla denn auch Schauspieler?«
»Keine Ahnung. Das hab ich doch bloß gesagt, damit er ihn auch wirklich liest.«
Anna und Spandau kamen aus dem Kino und stiegen in den Wagen.
»Ich habe einen Brief für Sie«, sagte Thierry zu Spandau. »Von einem Fan. Einer kleinen Amerikanerin.«
»Ein Fan? Von mir?«
»Pass lieber auf«, sagte Anna. »Womöglich ist es eine Vaterschaftsklage.«
Spandau öffnete den Umschlag. Ich habe Informationen über den Klingenschwinger . Darunter eine Telefonnummer.
»Was ist es? Ein Liebesbrief?«, fragte Anna.
Spandau zeigte ihr den Zettel.
»Was hat das zu bedeuten?«
»Das bedeutet, er ist hier«, antwortete Spandau. »Der Irre aus L. A. ist hier in Cannes.«
11
Als Spandau im Hotel Martinez am Strand eintraf, ließ sich Special an einem hinteren Tisch im La Palme d’Or ein sehr appetitlich aussehendes Gericht munden. Wahrscheinlich Lamm. Vor ihm stand eine offene Flasche Haut-Brion. Special genehmigte sich ein Gläschen und machte ganz den Eindruck, als wäre er mit sich und der Welt rundum zufrieden.
»Ich frag Sie gar nicht erst, wie Sie mich erkannt haben«, sagte er zu Spandau. »So viele farbige Gentlemen hocken hier schließlich auch wieder nicht rum.«
»Sie erwähnten einen gemeinsamen Bekannten?«
»O ja«, sagte Special. »Sie kennen ihn näher. Sie sind ihm schon mal in die Quere gekommen. Er hat Ihren Kollegen aufgeschlitzt.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich habe einen recht intimen Einblick in das Seelenleben unseres kleinen Freundes. Möchten Sie mal kosten? Schmeckt vorzüglich.«
»Was ist es?«
»Lamm mit Gurke, Räucheraal, Kichererbsen und glasierte Champignons. Keine Angst, die sprechen hier sogar Englisch. Ein Glas Wein müssen Sie auf jeden Fall mit mir trinken.«
Er schenkte Spandau ein.
»Was haben Sie mit dieser Geschichte zu tun? Was wollen Sie?«
»Der kleine Wichser hat etwas, das mir gehört. Beziehungsweise gehört es Leuten, die sehr, sehr sauer auf mich sind. Wenn wir ihn schnappen, will ich mir den Mistbock fünf Minuten alleine vorknöpfen. Ansonsten können Sie mit ihm machen, was Sie wollen.«
»Wozu brauchen wir Sie dabei?«
»Weil ich weiß, wie er tickt und was genau er geplant hat. Deshalb konnte ich ihn auch bis hierher verfolgen.«
»Dann ist er also in Cannes?«
»O ja, er ist hier, und er hat sich sogar schon Freunde gemacht.«
Special holte eine Kopie des Zeitungsartikels heraus und gab sie ihm. Man musste nicht gerade ein Fremdsprachengenie sein, um zu verstehen, worum es ging.
»Und wieso sollte ich nicht einfach die Polizei rufen?«
»Was hätten Sie davon? Die würden mich einkassieren und ausquetschen und keine Silbe aus mir rauskriegen. Was können die mir schon anhaben? Ich hab mich hier drüben untadelig benommen. Also lassen sie mich früher oder später wieder laufen, und Sie stehen genauso dumm da wie vorher. Ich finde, Sie sollten die Sache mit Anna besprechen. Auf sie hat er es schließlich abgesehen.«
»Dann versucht er also, sie zu finden?«
»Der Typ lässt so leicht nicht locker, das muss ihm der Neid lassen. Sie haben meine Nummer. Rufen Sie mich an.«
Special trank aus, wischte sich über den Mund, stand auf und ging. Spandau nippte an seinem Wein. Als der Kellner kam und sich erkundigte, ob es noch etwas sein dürfe, überlegte er kurz, ob er auch das Lamm bestellen sollte, aber er war sowieso schon überfragt, wie er dieses Geschäftsessen auf dem Spesenkonto verbuchen sollte. Er ließ sich die Rechnung bringen. Die Flasche war noch halb voll. Die durfte allerdings auf gar keinen Fall verkommen.
Vignon war wütend.
»Du hast dich mit ihm getroffen, ohne mir etwas davon zu sagen?«, brüllte er.
»Hättest du es anders angepackt?«
»Du kennst dich hier doch überhaupt nicht aus«, sagte Vignon. »Natürlich hätte ich es anders angepackt. Wie ein vernünftiger Mensch zum Beispiel. Ich hab den Artikel heute Morgen in der Zeitung gesehen und mich sofort mit meinen alten Polizeikumpels in Verbindung gesetzt.«
»Jungs, Jungs. Denkt ihr auch bitte mal daran, dass ich diejenige bin, um deren Kopf es geht?«, mischte
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