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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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dabeihättest.«
    »Ach ja. Die goldene Jugend.«
    Sie löffelten das Chili, tranken noch ein paar Bierchen und spielten Pool. Spandau visierte eine Kugel an und versenkte sie im Loch.
    »Das hat gar nichts zu bedeuten. Ich kann dich immer noch nass machen.«
    »Wenn du dich da mal nicht geschnitten hast.«
    »Zwanzig Dollar, dass du Muffensausen kriegst.«
    Er stieß. Der Ball ging daneben.
    »Ha! Hab ich’s nicht gewusst? Es ist eine Frage des Charakters.«
    »Danke, Fast Eddie.«
    Anna visierte eine Kugel an. Und lochte sie ein.
    »Den Achter in die Ecke.«
    Sie stieß. Der Ball ging rein.
    »Siehst du? So geht das, du Windbeutel. Her mit den Mäusen.«
    Spandau legte einen Zwanzigdollarschein auf den Tisch. Sie nahm ihn, küsste ihn und stopfte ihn sich in den Ausschnitt.
    »Wieso kommt es mir plötzlich so vor, als ob ich dir ins offene Messer gerannt wäre?«
    »Vielleicht, weil es stimmt? Mein Daddy war der beste Poolspieler in Osttexas. Ich durfte in der Billardhalle auf einem Hocker thronen und ihm stundenlang beim Spielen zusehen. Er hat immer gesagt, ich bringe ihm Glück.«
    »Mir anscheinend nicht.«
    »Noch ist nicht aller Tage Abend.«
    »Was will uns die Billardqueen damit sagen?«
    »Sie will sagen: Bau schon mal die Kugeln auf, du Loser. Ich geb dir noch eine letzte Chance.«
    Er stand am offenen Fenster und rauchte, als es an der Tür klopfte. Es war Anna.
    »Komm mit rüber zu mir.«
    »Was soll das werden?«
    »Gib’s zu, du hast mir den ganzen Abend in den Ausschnitt gelinst.«
    »Ich gestehe.«
    »Und wie lautet das Urteil?«
    »Was meinst du wohl, warum ich jedes Spiel verloren habe?«
    Sie schlang ihm die Arme um den Hals.
    »Anna«, sagte er.
    »Jetzt halt doch einmal die Klappe. Sonst vergeht mir noch die Stimmung, und das wollen wir doch beide nicht. Morgen früh kannst du dich ruhig nach Herzenslust in deinen Gewissensbissen suhlen und aller Welt erzählen, ich hätte dich vergewaltigt. Das wird dir bestimmt jeder glauben.«
    Sie hakte einen Finger in seinen Gürtel und zog ihn sanft durch die Tür. Als sie in ihrem Zimmer waren, sagte sie:
    »Einen Pick-up kann ich dir leider nicht bieten. Aber es wird bestimmt auch so gehen.«
    Nur wenige Meter über ihnen wachte Perec wie ein dunkler Engel.
    Durch den Lampenanschluss in der Decke hatte er beobachtet, wie sie ins Zimmer kamen. Ihr Süßholzgeraspel widerte ihn an. Er sah noch, wie sie sich küssten, wie Anna anfing, sich auszuziehen, dann verschwanden sie aus seinem Blickfeld. Perec schlich sich direkt über das Bett, legte das Ohr auf den Boden und hörte zu, wie sie brünstig übereinander herfielen. Wie die Schweine, dieses ekelhafte Grunzen und Stöhnen. Es gefiel ihr, was der Mann mit ihr machte, und dafür hasste Perec sie, auch wenn er den Kerl noch viel mehr hasste. Am liebsten hätte er ihn umgebracht. Er wollte ihn quälen und erniedrigen. Er wollte ihn sterben sehen. Und während sie hinterher leise miteinander sprachen, lag er über ihnen und lauschte ihrem unerträglichen Gesäusel, und er überlegte, wie er ihn töten könnte.
    »Das war nicht von schlechten Eltern«, sagte sie. Sie lag in seinem Arm, die Hand auf seiner Brust, und tastete sanft über die Narben, die seinen Oberkörper bedeckten. »Kein Wunder, dass du den Job an den Nagel gehängt hast. Sehen alle Stuntleute so aus?«
    »Früher oder später schon.«
    »Du bist furchtbar schweigsam.«
    »Das ist nur die Freude, dass ich noch einmal mit dem Leben davongekommen bin.«
    »Dann bist du nicht enttäuscht?«
    »Es war toll. Hast du das nicht gemerkt?«
    »An mir hatte ich nichts auszusetzen, aber was dich angeht … Ich glaube, du musst erst wieder in Übung kommen. Ich habe auch schon einen Trainingsplan für dich im Kopf: nur wir zwei alleine, vierzehn Tage auf einer einsamen Insel, achtzehn Stunden Sex am Tag. Dann haben wir dich ruck, zuck wieder in Form.«
    »Danke.«
    »Jetzt musst du mir eigentlich sagen, dass es für dich wie ein Erdbeben war. Auf meiner Richterskala waren es locker neun Punkte.«
    »Es war wunderbar.« Er drehte ihr Gesicht zu sich und sah ihr in die Augen. »Du weißt, wie es für mich war.«
    »Aber du hast ein schlechtes Gewissen.«
    »Lass uns jetzt nicht darüber reden.«
    »Es ist doch ganz einfach. Möchtest du hier sein? Hier bei mir?«
    »Ja. Das weißt du doch.«
    »Das ist das Einzige, was zählt.« Sie setzte sich auf, griff nach ihren Zigaretten, bot ihm auch eine an. Sie rauchten. »Was für ein

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