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Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten

Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten

Titel: Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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viele Bertas und Doras und Gasimiers musste er oben in den Trichter nachfüllen. »Bluddurschd hat sie«, sagte er dann.
    Wenn er ganz tief in den Apparat hineinkroch und lange an den verschiedensten Schrauben drehte, spuckte der Schlauch Tiernamen in den Eimer:
    »Blaulappenhokko, Halsbandschnäpper, Odinshühnchen, Spießflughuhn, Langschnabelbrillenvogel,
    Rallenreiher, Gelbkopfgeier,
    Kanaren-Schmätzer, Kabylen-Kleiber,
    Schwarzstirnwürger, Langschwanzdracke, Rübenschwanzgecko,Achtzehnfleckiger Ohneschild-Prachtkäfer, Linienhalsiger Zahnflügelprachtkäfer, Veränderlicher Edelschnarrkäfer, Zottiger Bienenkäfer,
    Furchenlippige Kerbameise,
    Schwarze Hochglanzeule, Eichen-Nulleneule, Standfuß’ Zackenbindeneule,
    Zürgelbaum-Schnauzenfalter,
    Quenselis Alpenbär.«
    Sie hörte überhaupt nicht mehr auf. Mein Onkel sagte, man müsse sparsam sein mit Worten und jedes einzelne genießen. »Ick will Respekt haben vor jedem Wort«, sagte er, »und ick will es mir genau anschauen.« Aber dann saßen wir doch da und fraßen Worte und hatten am Ende so ein Das-hättest-du-nicht-tun-sollen-Gefühl von Reue und Fettheit. »Sie ist gefährlich«, sagte Onkel Oskar, »sie hört nicht mehr auf mit den Worten. Man muss aufpassen, sonst überschwemmt sie alles.«
    Ein paar Tage später ließ er trotzdem Pflanzennamen ausspucken, und es war wieder dasselbe. Wir trugen Säckchen um Säckchen die Stehleiter hinauf und konnten nicht genug bekommen: »Zarter Gauchheil, Breitblättriger Stinkstrauch, Warziger Tragant, Gewöhnliche Brillenschote, Langstrahliges Laserkraut, Großfrüchtiger Kohl, Drüsige Zwergfetthenne, Zottige Fahnenwicke, Starknerviges Gliedkraut, Johnstons Schnabelsenf …«
    Es war zum Wortekotzen, so übel war uns am Abend!Gab es solche Pflanzen wirklich? Hatte ich Johnstons Schnabelsenf nicht schon mal im Regal des Supermarktes gesehen?
    »Sie erfindet nie etwas«, sagte mein Onkel, »für jedes Wort gibt es irgendwo auch einen Gegenstand.« Würden diese Pflanzen einmal aussterben, so selten wie sie sich anhörten? So herrliche Namen, und sie würden nichts mehr bezeichnen und müssten ebenfalls verschwinden!
    Es klingelte.
    »Hat es geklingelt?«, fragte Onkel Oskar. Er verließ das Zimmer, um zu öffnen. Ich hörte Stimmen auf dem Flur, die meines Onkels und die zweier Männer.
    »Wollen Sie schon wieder mehr?«, fragte mein Onkel.
    »Natürlich, so viel wie möglich«, sagte einer der beiden.
    »Können Sie uns nicht schnell was machen? Mindestens acht Worte, für einen Autoprospekt. Es ist eilig.«
    »Ick will das nicht mehr«, sagte mein Onkel, »ick will nicht so viele Worte machen.«
    »Fangen Sie nicht wieder damit an«, sagte der zweite Mann, »was Sie letztes Mal geliefert haben, war doch wunderbar, hat hundertpro gepasst. Wissen Sie noch, die Gebrauchsanweisung für den neuen Turboladerstaubsauger? Entriegelungszunge, Sicherheitsarretierung, Rastnase, Ausblasöffnung, Gebläseflansch … war alles super.«
    »Schlucksaugeranschluss …«, seufzte mein Onkel.
    »Wie bitte?«
    »Schlucksaugeranschluss war das schönste Wort.«
    »Ja, gut, und jetzt brauchen wir mehr«, sagte der zweite Mann. »Zuerst für diesen Autoprospekt, und dann steht die Sportartikelmesse vor der Tür – die haben dauernd neue Geräte und brauchen Worte dafür«, sagte der erste Mann.
    »Ganzkörpertrainingsgerät neulich – haben Sie wunderbar gemacht«, warf der Zweite ein.
    »Es gibt neue Werbefilme für Schokolinsen, und der Bundestagswahlkampf steht vor der Tür. Wir brauchen nicht bloß ein paar Worte, wir brauchen Geschwätz, Mann, säckeweise. Mit diesen homöopathischen Dosen kommen wir nicht weiter«, sagte der Erste.
    »Es gibt genug Worte«, sagte mein Onkel, »es werden zu viele. Nur noch ein paar brauche ick, damit ick endlich eine Geschichte erfinden kann, dann ist Schluss.«
    »Wir zahlen gut«, sagte der erste Mann, »das wissen Sie doch.«
    »Ick will kein Geld mehr«, sagte Onkel Oskar.
    »Denken Sie an Ihre Tochter, an die Pflegekosten«, sagte der zweite Mann, »oder geben Sie uns endlich die Maschine, dann schwimmen Sie im Geld. Wir geben es Ihnen.«
    »Nie«, rief mein Onkel, »niemals!«
    »Sie sind ein alter Mann! Was wollen Sie mit so vielen Worten? Wir holen uns den Apparat! Eines Tages holen wir ihn uns einfach!«
    »Geben Sie doch Ruhe!«, sagte mein Onkel. »Warten Sie! Ick hole etwas.«
    Er senkte den Kopf und kam langsam wieder in das Zimmer mit der Buchstabiermaschine. Er sah mich nicht

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