Naechtliche Versuchung - Roman
vertraute er ihr diesen kostbaren Ring an?
»Was für einen Baum meinen Sie?«, fragte sie und steckte den Ring in eine Tasche ihrer Jeans.
»Irgendeinen Baum. Und dann sagen Sie: ›Artemis, komm in menschlicher Gestalt zu mir.‹«
»Artemis …«
Blitzschnell hielt er ihr den Mund zu. »Beim allmächtigen Zeus, der Name darf nur über Ihre Lippen kommen, wenn ich dahingegangen bin! Nachdem Sie die Worte geäußert haben, warten Sie, bis eine große, rothaarige Frau erscheint, und erklären Sie ihr, Sie müssten vor Desiderius geschützt werden.«
Amanda schüttelte eingeistert den Kopf. »Was? Ich soll eine Göttin rufen, damit sie mich beschützt?«
»Wenn Sie’s nicht tun, wird er Sie umbringen. Und Ihre Schwester ebenfalls.«
»Wieso kümmern Sie sich darum?«
»Weil es meine Aufgabe ist, die Menschen vor den Daimons zu bewahren. Das ist die Pflicht eines dunklen Jägers.« In seinen Augen erschien ein sonderbares Licht und verriet ihr, hinter alldem müsste noch viel mehr stecken.
»Wer sind die Daimons?«, fragte sie.
»Vampire voller Steroide, die Ihnen suggerieren, sie wären Götter. Und jetzt versprechen Sie mir, dass Sie es tun werden.«
Warum nicht? Ein eigenartiges Anliegen … Aber da ich mit Handschellen an einen Vampir gefesselt bin - was ist schon merkwürdig und was nicht? »Okay.«
»Gut. Kommen Sie, laufen wir los.«
Ehe sie protestieren konnte, packte er den stählernen Reif um ihr Handgelenk, stürmte zur Tür hinaus und den Flur entlang.
Während sie über einen rostigen Metallboden rannten, gewann Amanda den Eindruck, sie würden eine leer stehende Fabrik durchqueren. Am Ende des Korridors führten Stufen nach unten. Der dunkle Jäger zog sie hinter sich her.
Am Fuß der Treppe blieben sie stehen und schauten sich in einer Halle mit einem grauen Zementboden um. Durch mehrere Ritzen in den Metallwänden drangen Sonnenstrahlen herein.
Hastig sprang der dunkle Jäger in den Schatten zurück, um dem Sonnenlicht zu entrinnen. Sein Gesicht war leicht gerötet. Ansonsten schien ihn die überstürzte Flucht nicht zu belasten.
»Was jetzt?«, fragte Amanda und rang nach Atem.
Offenbar musste er nicht einmal Luft holen. Aber sein
Blick wirkte etwas zu hitzig, als er ihren Busen anstarrte - sichtlich interessiert.
Amanda verschränkte die Arme vor der Brust. Zum ersten Mal sah sie ihn aufrichtig lächeln. Dann merkte sie, wie beängstigend sich seine Hand einer ihrer Brüste genähert hatte. Die Fingerspitzen streiften die Knospe und sandten Feuerströme durch ihre Adern.
Sofort ließ sie die Hände sinken, und das Lächeln des dunklen Jägers forderte sie mutwillig heraus. Nun wirkte es teuflisch und trotzdem betörend. Ebenso atemberaubend fand sie den belustigten Glanz in seinen Augen, den jungenhaften Charme, der jedes Frauenherz schmelzen musste.
Dann sah er sich in der leeren Fabrikhalle um. »Hätten wir bloß ein Handy! Das wusste ich ja! Ich hätte diesen Job in New York annehmen sollen.«
Amanda blinzelte verwirrt. »Einen Job? Ist die Jagd nach diesen Daimons wirklich ein Job?«
»O ja. Dafür werde ich sogar bezahlt.«
»Von wem?«
Statt zu antworten, hob er eine Hand und brachte sie zum Schweigen. Allmählich fiel ihr diese Geste auf die Nerven - vor allem, weil sie irgendein Unheil anzukündigen schien. Sie hatte es satt, all die Schwierigkeiten zu verkraften, die eigentlich für Tabitha bestimmt waren.
Zwei Sekunden später hörte sie Schritte auf der anderen Seite einer Wand. Der dunkle Jäger zog sie noch tiefer in den Schatten hinein. Angespannt lauschten sie. Den freien Arm um ihre Schultern geschlungen, drückte er sie an seinen Körper.
Stocksteif stand sie da, den Rücken an seine muskulöse
Brust geschmiegt, erbost über ihr völlig deplatziertes Verlangen. Die Hitze seines Körpers wärmte sie, seine maskuline Kraft drohte sie zu überwältigen. Und was sie noch mehr verwirrte - der Duft von Leder und Sandelholz stieg ihr zu Kopf.
Wie inbrünstig sie diesen Mann begehrte …
Bist du verrückt? Das ist ein Vampir!
Ja, aber sehr, sehr sexy …
In ihrer Nähe konnte Kyrian nicht atmen. Mit seinen stets geschärften Sinnen spürte er ihre süße Anziehungskraft am ganzen Körper. Er hörte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte, spürte ihre trockene Kehle, und - noch schlimmer - er schmeckte ihre Sehnsucht.
Das schürte seine Lust. Es erinnerte ihn an das Problem, das ihn bewog, den Frauen möglichst aus dem Weg zu gehen.
Zum Teufel mit dir,
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