Naechtliche Versuchung - Roman
nonchalant an einem Pfosten. Aber sie meinte ihm anzumerken, dass er alles wahrnahm, was in diesem Fabrikgebäude und außerhalb geschah.
»Warum sind Sie ein Vampir geworden?«, fragte sie, ehe sie sich eines Besseren besinnen konnte. »Hat man Sie dazu gezwungen?«
Langsam öffnete er die Augen. »Niemand wird ein dunkler Jäger, wenn er nicht dazu bereit ist.«
»Und Sie waren bereit?« Erwartungsvoll schaute sie ihn an und hoffte auf nähere Erklärungen.
»Ja, weil ich dadurch die großartige Fähigkeit besitze, neugierige Menschen zu beseitigen, wenn sie meine Nerven strapazieren.«
Eigentlich müsste sie sich vor ihm fürchten. Aber sie erinnerte sich an Desiderius’ Worte, dass der dunkle Jäger den Menschen kein Leid antun würde.
Stimmte das? Wenn sie es bloß wüsste.
Eine Zeit lang schwiegen sie, bis Amanda die Stille nicht länger ertrug. »Wie lange müssen wir warten?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wen haben Sie angerufen?«, versuchte sie es noch einmal.
»Niemanden.«
Mit einem tiefen Atemzug zügelte sie ihren Zorn. »Sie haben keine Lust, Fragen zu beantworten, nicht wahr?«
»Nun, ich rede nur sehr ungern. Am liebsten würde ich einfach nur dastehen und den Mund halten.«
»Und nachdenken?«
»Ja.«
Amanda blies das Haar aus ihrem Gesicht. »Ehrlich gesagt, ich langweile mich. Wenn ich hier rumhängen muss, bis wir abgeholt werden, würde ich mir gern die Zeit vertreiben.«
Langsam glitt sein Blick von ihren Lippen zu ihren Brüsten und Hüften hinab. Obwohl er die Wimpern senkte, sah sie heiße Leidenschaft in seinen Augen glühen.
»Da wüsste ich was …«
Erschrocken zuckte sie zusammen. »Wollen Sie mich etwas beißen?«
Der dunkle Jäger lächelte boshaft. »Nicht beißen. An Ihrem ganzen Körper möchte ich knabbern, besonders an Ihren schönen Brü…«
Hastig legte sie einen Finger auf seine Lippen und brachte ihn zum Schweigen. Der Kontrast zwischen ihrer zarten Haut und den rauen Bartstoppeln elektrisierte sie. Krampfhaft schluckte sie und ließ ihre Hand sinken. »Ich dachte, Vampire hätten keinen Sex.«
»Wie wär’s mit einem kleinen Experiment?«, schlug er vor und hob herausfordernd die Brauen.
Dieses Ansinnen müsste sie entrüstet ablehnen, doch stattdessen wuchs ihre Erregung. Gegen ihren Willen betrachtete sie seinen wohlgeformten Körper.
Kyrian spürte ihre Verwirrung. Sie zog sein Angebot tatsächlich in Betracht. Wäre nicht dieses wilde Feuer durch seine Adern geströmt, hätte er gelacht. Doch er war sich nicht sicher, ob er nur mit ihr spielte oder ob er sie wirklich zu verführen suchte.
Nur eins wusste er - noch nie hatte ihn etwas so sehr gereizt wie der Anblick ihrer bebenden Lippen.
Nicht, dass ihn die Reaktion seines Körpers überraschen würde. Sie war ein Frauentyp, der ihn schon immer fasziniert hatte. Intelligent. Tapfer.
Und so verlockend.
Er schaute die Wand hinter ihr an. Wie mochte es sein, die Frau dagegen zu pressen und sie zu nehmen - wild und begierig?
Er spürte, wie er in sie eindrang, hörte ihr leises Stöhnen.
Um die lebhafte Vision zu verscheuchen, schüttelte er den Kopf. Manchmal hasste er seine übernatürlichen Fähigkeiten.
In diesem Augenblick wünschte er so inständig wie nie zuvor, er könnte sie ignorieren.
Er fuhr mit der Zunge über seine trockenen Lippen und erinnerte sich an Zeiten, in denen er nicht gezögert hätte, mit einer solchen Frau zu schlafen. An Zeiten, in denen er ihr die spießigen Kleider ausgezogen und ihren nackten Körper geküsst hätte, bis sie in heißer Sinnenlust dahingeschmolzen wäre. Überall hätte er sie berührt, bis er sie zur Schwelle der Erfüllung geführt hätte - bis sie sich an ihn geklammert und um noch intensivere Reize gefleht hätte.
Mit zusammengebissenen Zähnen bekämpfte er die Flammen in seinem Blut. Könnte er doch jene alten Tage wieder heraufbeschwören.
Niemals würde er ihren Körper kennenlernen. Niemals würde er sie kennenlernen. Und damit basta. Deshalb hatte er nicht nach ihrem Namen gefragt und seinen verschwiegen. Denn er wollte sie nicht anreden. Für ihn war sie nur einer der vielen namenlosen Menschen, die er beschützen musste. Das hatte er geschworen. Und genau das würde er auch tun.
Denn er war ein dunkler Jäger und sie ein Mensch, der von nichts wusste. Deshalb konnten sie nicht zueinander finden.
Aus der Ferne drang der leise Klang einer Sirene heran, und Kyrian blickte auf. Schweigend dankte er seinem Freund Tate, der genau im
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