Naechtliche Versuchung - Roman
Gefühl, das ihn in ferner Vergangenheit bewogen hatte, seine geliebte Familie zu verletzen.
»Dieser Schwäche will ich mich nie wieder ausliefern«, gelobte er. Nicht, dass er glaubte, Amanda würde ihn absichtlich ins Verderben stürzen. Stattdessen fürchtete er seine eigenen Prinzipien. Denn sobald er einer Frau sein Herz und seine Loyalität schenkte, wäre er für immer an sie gebunden.
Ja, eindeutig - er hatte Angst vor den Maßnahmen, die er ergreifen würde, um Amanda zu schützen.
Nachdem Amanda zusammen mit Nick die Ruine ihres Hauses und ihre Mutter besucht hatte, fuhr er sie zum French Quarter und parkte in einer Seitenstraße. Dann gingen sie zur Chartres Street, wo sie nur wenige Passanten antrafen. Zu ihrer Verblüffung führte er sie zu einer kleinen Boutique namens »Dream Dolls«.
Was sollte sie mit Puppen anfangen? Sehr merkwürdig … »Wieso bringen Sie mich hierher?«, fragte sie, als er ihr die Ladentür aufhielt.
»Wir reden mit der Puppenmacherin.«
Okay, wenn man dumme Fragen stellt … Skeptisch schaute sie ihn an. »Hier gibt’s wahrscheinlich keine lebensgroßen Barbies.«
Nick schnaufte verächtlich und folgte ihr in die Boutique. »So was suche ich gar nicht. Und ich will nichts für mich kaufen, sondern für Kyrian.«
Jetzt war sie ernsthaft besorgt. »Warum?«
Ehe er antworten konnte, blickte eine ältere Frau von der Werkbank neben der Tür auf, eine Barbie-Puppe in der Hand, deren Gesicht sie gerade neu bemalte. Auf ihrem schneewei ßen, zu einem straffen Knoten hochgesteckten Haar saß eine sonderbare orangegelbe Kopfbedeckung mit einem zweifarbigen Schirm, durch den freundliche braune Augen spähten. »Ah, der kleine Nicky!«, rief sie in mütterlichem Ton. »Was führt dich zu mir - mit einer so schönen Begleiterin? Heute sehe ich dich zum ersten Mal mit einer Frau.« Lächelnd gestikulierte sie mit ihrem kleinen Pinsel. »Es lohnt sich wirklich, die Lady zu betrachten. Wundervoll - und ich meine nicht ihre äußere Erscheinung, falls du verstehst, was das bedeutet.«
Nick fuhr mit allen Fingern durch sein Haar und schaute Amanda verlegen an. Dann schenkte er der Frau ein charmantes, mutwilliges Grinsen. »Meine liebe Liza! Muss ich wirklich einen Grund angeben, wenn ich dein bezauberndes Gesicht sehen möchte?«
Lachend schüttelte sie den Kopf. »Ich mag zwar alt sein, aber ich bin nicht dumm.« Als sie an ihre Stirn tippte, wackelte das orangegelbe Gebilde. »Diese grauen Zellen funktionieren immer noch. Und es ist schon einige Jahre her, seit die Männer mit privaten Absichten bei mir aufgekreuzt sind. Also komm her und flüstere mir ins Ohr, was du willst.«
Nick gehorchte, und da merkte Amanda, dass Liza schwerhörig sein musste, denn er flüsterte sehr laut - obwohl er Plastiksprengstoff bestellte. »Und vergiss nicht, Kyrian braucht den gleichen wie Talon.«
»Ja, ja, schrei nicht so - ich hab’s begriffen«, schimpfte Liza gutmütig. »Glaubst du etwa, ich wäre taub?« Belustigt zwinkerte sie Amanda zu.
»Wann soll ich wiederkommen?«
Liza kräuselte die Lippen. »Gibst du mir ein oder zwei Tage Zeit?«, fragte sie und hielt die Puppe hoch. »Barbie wartet nicht auf dunkle Jäger.«
»Klar, Liza«, erwiderte Nick und grinste wieder. »Vielen Dank.«
Als sie zur Tür gingen, hielt Liza sie zurück. »Wissen Sie …« Hastig trippelte sie hinter Amanda her und tätschelte ihren Arm - eine winzige, nur knapp eins fünfzig große Frau. »Wie ein Engel sehen Sie aus.«
»Oh, vielen Dank.«
Liza rückte ihren Augenschirm zurecht und ging zu einem
Regal, stellte sich auf die Zehenspitzen und ergriff die Sonderanfertigung einer Barbie. Mit langen, schwarzen Locken, in einem schönen weißen Kleid voller aufgestickter Perlen, glich auch die Puppe einem Engel.
Entzückt musterte Amanda das kleine Kunstwerk.
»Sie heißt Starla«, erklärte Liza. »Ihr Gesicht habe ich nach dem Vorbild einer Dame gemalt, die oft hierher kommt.« Nun hielt sie die Barbie ans Ohr, als würde sie ihr aufmerksam lauschen. »Oh, sie sagt, sie würde Sie gern nach Haus begleiten, meine Liebe«, verkündete sie und legte die Puppe in Amandas Hände.
»Danke, Liza …« Verwirrt starrte Amanda das Preisschild an - vierhundert Dollar. »Aber das kann ich nicht annehmen.« Sie wollte der alten Frau die Barbie zurückgeben.
»Nein, Schätzchen, sie gehört Ihnen. Weil Sie einen Engel brauchen, der Sie beschützt.«
»Trotzdem …«, begann Amanda.
»Das ist schon okay«, fiel
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