Naechtliches Schweigen
Neuigkeiten.«
Seine Augen wurden schmal. War sie endlich schwanger? Wenn Brian ein Enkelkind bekam, würde sich einiges ändern. »Warst du beim Arzt?«
»Nein, ich - nein, ich bin nicht schwanger, Drew. Tut mir leid.« Das vertraute Schuldgefühl stieg wieder in ihr auf. In seinem Gesicht zeichnete sich Enttäuschung ab, ehe er sich an den Tisch setzte.
»Es braucht halt seine Zeit«, murmelte sie, während sie zwei Eier in die Pfanne schlug. »Ich messe doch regelmäßig meine Temperatur.«
»Sicher, sicher.« Er zündete sich eine Zigarette an und musterte sie durch den Rauch. »Du tust dein Bestes.«
Sie öffnete schon den Mund, um etwas zu erwidern, verkniff sich dann aber die Bemerkung. Jetzt war nicht der Moment, ihn daran zu erinnern, dass an einer Schwangerschaft immer zwei Leute beteiligt waren. Bei ihrer letzten Auseinandersetzung über dieses Thema hatte er eine Lampe zertrümmert und war aus der Wohnung gerannt. Sie hatte bis zum Morgengrauen wach gelegen und sich mit Vorwürfen gequält.
»Ich war bei Runyun. Ich hab' dir ja gesagt, dass ich da hingehen wollte.«
»Hmmm? Ach, der. Der hochnäsige alte Knabe. Dieser Hintertreppenfotograf.«„
»Er ist nicht hochnäsig.« Sinnlos, sich über die Bezeichnung >Hintertreppenfotograf< zu ärgern. »Er ist ein bisschen wunderlich«, gab sie lächelnd zu. »Manchmal nervt er, aber hochnäsig ist er nicht.« Sie brachte Drew seinen Teller und setzte sich, ehe sie herausplatzte: »Er arrangiert eine Ausstellung für mich. Meine erste Ausstellung!«
»Ausstellung?« fragte Drew, den Mund voller Wurst. »Wovon redest du eigentlich?«
»Von meiner Arbeit, Drew. Ich habe dir erzählt, dass ich dachte, er wolle mir wieder einen Job geben, aber das war nicht alles.«
»Du brauchst keinen Job. Du weißt, wie ich darüber denke. Ich will nicht, dass du mit diesem schmierigen alten Sack zusammenarbeitest.«
»Nein, aber - ist ja egal. Er hält mich für gut. Es fällt ihm zwar schwer, das zuzugeben, aber er hält mich für gut. Er finanziert die Ausstellung.«
»Eine dieser entzückenden kleinen Veranstaltungen, wo die Leute ergriffen durch einen Raum wandern und verzückt auf die Bilderchen starren? Und dann so idiotische Bemerkungen ablassen: >Welche Ausdruckskraft! Wie ergreifende «
Emma erstarrte. Langsam wickelte sie die Tulpen aus, bis ihr Zorn verflogen war. Sicher waren seine Worte nicht verletzend gemeint. »Das ist ein wichtiger Schritt in meiner Karriere. Schon als Kind habe ich davon geträumt. Ich dachte, du würdest das verstehen.«
Hinter ihrem Rücken verdrehte Drew die Augen. Vermutlich waren jetzt ein paar Streicheleinheiten angebracht. »Natürlich verstehe ich das. Wann ist denn der große Tag, Schatz?«
»Im September. Er will mir genug Zeit lassen.«
»Hoffentlich stellst du auch ein paar Aufnahmen von mir aus.«
Emma rang sich ein gequältes Lächeln ab, als sie die Tulpen auf den sonnenüberfluteten Tisch stellte. »Aber ja. Du weißt doch, dass du mein Lieblingsmotiv bist.«
Sie war sicher, dass Drew ihr nicht mit Absicht das Leben schwermachte, doch er beanspruchte neuerdings so viel Zeit, dass ihre Arbeit darunter litt. Es sei an der Zeit, das New Yorker Nachtleben zu genießen, meinte er und bestand darauf, sie von Club zu Club zu schleifen. Er musste mal ausspannen, also flogen sie für eine Woche auf die Jungferninseln. Er wollte neue Freunde gewinnen, also war das Apartment immer voller Menschen. Wenn sie selbst keine Gäste hatten, fand garantiert irgendwo anders eine Party statt. Und ständig waren ihnen die Paparazzis auf den Fersen. Wohin sie auch gingen, was sie auch taten, es war am nächsten Tag in der Zeitung zu lesen.
Immer, wenn Emma fürchtete, unter dem Druck zusammenzubrechen, erinnerte sie sich daran, dass sie sich genau dieses Leben ersehnt hatte, als sie hinter den Mauern von Saint Catherine's gefangen war. Doch die Realität erwies sich als anstrengender und langweiliger, als sie geahnt hatte.
Jeder wusste, dass das erste Jahr einer Ehe zugleich das schwerste war, tröstete sie sich. Man musste Zugeständnisse machen, und man brauchte Geduld. Wenn sich ihre Ehe und ihr Leben als weit schwieriger und weit weniger aufregend herausstellten, als sie sich das vorgestellt hatte, dann bewies das nur, dass sie sich nicht genug Mühe gab.
»Komm, Schatz, das hier ist 'ne Party.« Drew schwang sie herum, so dass ihr Mineralwasser überschwappte. »Sei doch etwas lockerer!«
»Ich bin müde, Drew.«
»Du bist
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