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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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kommen mochte, er durfte sie nicht wieder verlieren.
    Als sie erwachte, war er fort. Sie blieb einen Augenblick still liegen und versuchte zu begreifen, was mit ihr geschehen war. Es erschien ihr unglaublich, dass sie all diese Dinge getan hatte, ohne auch nur einen Moment zu zögern und ohne es zu bereuen. Noch vor wenigen Stunden war sie der festen Überzeugung gewesen, nie wieder die Berührung eines Mannes ertragen zu können. Aber heute war es zum ersten mal so gewesen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Lächelnd rollte sie sich auf den Bauch und überlegte, ob sie sich anziehen und ihn suchen gehen sollte.
    Dann fiel ihr Blick auf die Pistole, die, noch in ihrem Halfter, am Stuhl neben dem Bett hing. Sie selbst hatte schon einmal zur Waffe gegriffen, erinnerte Emma sich. Obwohl nur Bruchstücke des Schreckens, den sie mit Drew erlebt hatte, in ihrem Gedächtnis haften geblieben waren, liefen diese letzten Minuten wie ein Film vor ihr ab. Sie sah ganz genau vor sich, wie ihre Hände sich um die Waffe geschlossen und abgedrückt hatten. Sie hatte getötet.
    Die Erkenntnis dessen, wozu sie fähig war, schnürte ihr den Magen zu. In weniger als zwei Jahren hatte sie geliebt, geheiratet und getötet. Für den Rest ihres Lebens würde sie sich fragen, wie es dazu gekommen war.
    Als sich die Schlafzimmertür öffnete, griff sie automatisch nach der Bettdecke.
    »Prima. Du bist wach.« Michael, mit einer Hähnchentüte und einem Sechserpack Cola beladen, kam ins Zimmer. »Du hast doch sicher Hunger.«
    Er hatte ein T-Shirt und Jeans übergestreift, war aber immer noch barfuß. Auf Emma wirkte er eher wie ein Strandläufer als wie ein Mann, der von der Waffe Gebrauch machen würde. Ehe sie antworten konnte, beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie so innig, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
    »Wir veranstalten ein Picknick.«
    »Ein Picknick?« wiederholte sie ungläubig. »Wo?«
    »Hier.« Er ließ die Hähnchentüte auf das Bett fallen. »Dann kriegen die Nachbarn wenigstens keinen Herzinfarkt, weil du nackt bist.«
    Sie lachte. »Ich könnte mich ja anziehen.«
    Er setzte sich zu ihr auf das Bett und sah sie lange an. »Ich wünschte wirklich, du würdest so bleiben.« Grinsend öffnete er eine Flasche Cola und langte in die Hähnchentüte. »Na, hast du Hunger?«
    Die Hähnchen rochen köstlich. Emma schaute zu, wie er in eine Keule biss, und fuhr sich mit der Hand durch das zerzauste Haar. »Ich kann doch nicht so essen!«
    »Na klar kannst du das.« Er hielt ihr die Keule hin. Emma nahm einen Bissen, dann lächelte sie verlegen.
    »Nein, ehrlich nicht.«
    Michael ließ die Hähnchenkeule in die Tüte fallen, zog sein T-Shirt über den Kopf und streifte es ihr über.
    Sie kämpfte mit den Ärmeln. »Viel besser.« Dem T-Shirt haftete noch sein Geruch an, und zu ihrer Verblüffung stellte Emma fest, dass dieser Duft sie erregte. »Ich hab' noch nie ein Picknick im Bett veranstaltet.«
    »Verläuft nach denselben Regeln wie ein Picknick am Strand. Wir essen, hören Musik und dann lieben wir uns. Auf diese Weise vermeiden wir den Sand.«
    Sie nahm die Flasche, die er ihr anbot, und trank einen Schluck. Ihre Kehle war strohtrocken. »Ich weiß gar nicht, wie all das passieren konnte.«
    »Macht nichts. Ich zeige es dir gerne noch einmal.«
    »War es...?« Verärgert über sich selbst, brach sie ab.
    »Du wolltest mich doch wohl nicht fragen, ob es schön für mich war?«
    »Nein.« Er grinste sie an. »So was ähnliches. Vergiss es.«
    Zufrieden mit sich und der Welt kitzelte Michael sie am Arm. »Setzen wir mal eine Bewertungsskala von eins bis zehn fest, okay?«
    »Michael, hör auf.«
    »Wieso? Du rangierst schließlich ganz oben.«
    Er brachte sie durcheinander. »Für mich ist es nie so gewesen«, murmelte sie. »Ich habe nie... Ich hätte nie gedacht, dass ich...« Erneut schwieg sie einen Moment, doch dann nahm sie all ihre Kraft zusammen. »Ich dachte, ich wäre frigide.«
    Beinahe hätte er laut gelacht, doch etwas in ihrem Gesicht hielt ihn davon ab. Schon wieder Latimer, dachte Michael. Es dauerte einige Sekunden, bis er seine Stimme wieder in der Gewalt hatte. »Da hast du falsch gedacht.«
    Diese lässige Antwort entkrampfte die Situation. Emma blickte hoch und lächelte. »Wenn ich an jenem Tag am Strand, als ich dich geküsst habe, meinem Instinkt gefolgt wäre, dann wüsste ich das schon längst.«
    »Warum folgst du ihm nicht jetzt?«
    Sie zögerte, dann schlang sie die Arme um

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