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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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legte seinen Arm um ihren Sitz und spielte mit ihren Haarspitzen. »Dieses Foto hat mir immerhin eine Verabredung mit Sue Ellen Cody eingebracht.«
    »Wirklich?« Sie warf ihm einen scharfen Blick zu.
    »Fünfzehn Minuten des Ruhmes. Ich habe immer gehofft, du kämst zurück.«
    Emma zuckte die Achseln. »Sweeney hat mich bei Papa verpfiffen, und das war's dann. Gefällt dir dein Job?«
    »Jetzt ja. Am Anfang hab' ich es gehasst, aber man gewöhnt sich dran. Manches ist einfach Vorbestimmung, und egal was du tust, am Ende landest du doch genau da, wo du hingehörst. Du musst hier abbiegen, wenn du zu dem Haus willst.«
    Sie hielt an und blickte starr geradeaus. »Woher weißt du das?«
    »Mein Vater hat mich ein paarmal mitgenommen, wenn er hier hochgefahren ist. Er hat immer nur dagesessen und das Haus angeschaut. Du solltest wissen, dass er die Geschichte nie vergessen hat, und er hat sich auch nie damit abgefunden, dass der Fall ungeklärt blieb.«
    »Ich glaube, das wusste ich schon«, entgegnete sie langsam. »Darum wollte ich ihn auch wiedersehen, noch mal mit ihm sprechen. Du wusstest, wohin ich wollte?«
    »Ich konnte es mir denken.«
    »Warum bist du mitgekommen?«
    »Ich wollte nicht, dass du allein dorthin gehst.«
    Ihr Körper versteifte sich. Es dauerte nur einen winzigen Augenblick, dennoch fühlte er, dass ihre Schultern sich strafften und sie das Kinn hob. »Ich bin nicht aus Zucker, Michael.«
    »Okay. Ich wollte mit dir Zusammensein.«
    Sie drehte sich um. In seinen Augen lag dieselbe liebevolle Zuneigung, die sie bei seinem Vater bemerkt hatte, aber dahinter steckte immer noch der Junge, der sie einst vom Strand nach Hause gefahren hatte. Langsam entspannte sie sich wieder. »Danke.«
    Sie wendete und folgte seinen Anweisungen. Die Straßen schienen ihr fremd, und ihr kam der dumme Gedanke, dass sie ohne seine Hilfe das Haus nicht wiedergefunden hätte. Außer Michaels gelegentlichen Hinweisen, wechselten sie kein Wort mehr, sondern lauschten nur den beruhigenden Klängen von Crosby, Stills and Nash.
    Er musste ihr nicht sagen, wo sie zu halten hatte. Sie erkannte das Haus sofort wieder, da sie niemals vermocht hatte, das Bild völlig aus ihrer Erinnerung zu löschen. Das Haus war kaum verändert, nur stand jetzt ein Schild auf dem Rasen. >Zu verkaufen«.
    »Nennen wir es Schicksal.« Michael nahm sie am Arm. »Möchtest du hineingehen?«
    Ihre Hände verkrampften sich im Schoß. Da war ihr Fenster, das Schlafzimmerfenster, an dem sie einmal mit Darren gestanden und einen Fuchs beobachtet hatte.
    »Ich kann nicht.«
    »Gut. Wir können hier so lange sitzenbleiben, wie du willst.«
    Bilder aus der Vergangenheit schössen durch Emmas Kopf. Sie sah sich als Kind, wie sie im Bach planschte und Bev lachte, als Darren mit nackten Füßen und hochgekrempeltem Overall darin herumtobte. Da war ein Picknick gewesen, sie hatten alle vier auf einer Decke unter den Bäumen gelegen, ihr Vater spielte leise auf seiner Gitarre, während Bev las und Darren in ihrem Schoß döste.
    Sie hatte diesen Tag völlig vergessen. Wie konnte sie nur? Damals waren sie glücklich gewesen, eine richtige Familie. Am nächsten Tag hatte die Party stattgefunden, und nichts war mehr wie früher.
    »Doch«, sagte sie abrupt, »ich möchte hineingehen.«
    »Okay. Aber es wäre besser, wenn niemand weiß, wer du bist. Ich meine, wenn niemand den Zusammenhang kennt.«
    Sie nickte und fuhr durch das geöffnete Tor.
    Als sie vor der Tür standen, griff Michael nach ihrer Hand. Sie war eiskalt, zitterte aber nicht. Die Tür ging auf, und er lächelte so überzeugend, wie er konnte. »Hallo. Wir haben zufällig im Vorbeifahren das Schild gesehen. Wir suchen schon wochenlang nach einem Haus und haben in einer Stunde einen anderen Termin, aber wir konnten nicht widerstehen. Das Haus ist doch noch zu haben?«
    Die Frau, sie mochte in den Vierzigern sein, sah beide lange an. Sie registrierte Michaels Arbeitshemd, die abgetragenen Jeans und Turnschuhe, doch sie erkannte auch, dass Emmas Rock und Bluse von Ralph Lauren stammten und ihre Pumps italienische Importware waren. Auch das Mercedes-Kabrio, das in der Einfahrt parkte, entging ihr nicht. All das entlockte ihr ein Lächeln. Das Haus stand seit fünf Monaten zum Verkauf, ohne dass ihr ein akzeptables Angebot unterbreitet worden war.
    »Nun, wir haben einen Interessenten, aber der Vertrag ist erst am Montag unterschriftsreif.« Ihr Blick blieb an dem kleinen, mit Diamanten und Saphiren

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