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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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auch geliebt, er hat mich angebetet. Wäre da nicht seine Musik, seine dämliche Karriere gewesen, wir wären heute noch zusammen. Aber er hat mich abserviert wie ein Stück Dreck. Außer seiner Musik interessiert ihn gar nichts. Oder glaubst du etwa, ihm liegt etwas an dir?« Leicht schwankend stand sie auf. »Einen Scheißdreck liegt ihm an dir. Ihm ging es nur um sein Image. Es durfte ja keiner auf die Idee kommen, dass der strahlende Held Brian McAvoy sein kleines Kind im Stich lässt.«
    Die alten Zweifel, die alte Angst, nagten wieder an ihr.
    Emma musste sich förmlich zum Sprechen zwingen. »Er liebt mich. Er hat alles für mich getan.«
    »Brian liebt nur Brian.« Jane legte die Hände auf Emmas Stuhllehne und beugte sich näher zu ihrer Tochter. In ihren Augen glitzerte reine Schadenfreude. Brian selbst konnte sie nicht mehr verletzen, obwohl sie alles erdenkliche versucht hatte. Emma zu quälen, war das Zweitbeste.
    »Er hätte uns beide, ohne mit der Wimper zu zucken, unserem Schicksal überlassen, wenn er nicht Angst vor einem Skandal gehabt hätte Ich habe ihm nämlich gedroht, die Presse zu informieren.«
    Dass sie auch gedroht hatte, Emma und sich selbst umzubringen, erwähnte Jane nicht. Tatsächlich war ihr das so gleichgültig, dass sie es vergessen hatte.
    »Er wusste - und sein beschissener Manager wusste es auch -, was passiert wäre, wenn die Presse die Geschichte groß herausgebracht hätte. Der hellste Stern am Himmel des Rock'n'Roll lässt sein uneheliches Kind im Slum aufwachsen! Also hat er dich mitgenommen und mir ein hübsches Sümmchen bezahlt, damit ich aus deinem Leben verschwinde.«
    Die Worte, der Geruch, die Atmosphäre, all das verursachte Emma Übelkeit. »Er hat dich bezahlt?«
    »Ehrlich verdientes Geld.« Jane nahm Emmas Kinn zwischen die Finger und drückte zu. »Ich habe jeden Penny davon verdient, und mehr. Er hat dich gekauft, und seinen Seelenfrieden dazu. Er ist billig davongekommen, aber sein Ziel hat er nicht ganz erreicht, oder? Seinen Seelenfrieden konnte er sich nicht kaufen!«
    »Laß mich los!« Emma stieß Janes Hand von sich. »Faß mich ja nicht wieder an!«
    »Du bist genauso mein Kind wie seins.«
    »Nein!« Emma raffte sich auf und betete, dass ihre Beine sie tragen würden. »Nein, du hast mich verkauft - und damit alle Rechte, die du als Mutter vielleicht gehabt hättest. Er mag mich gekauft haben, Jane, aber er besitzt mich nicht.« Sie kämpfte mit den Tränen. Vor dieser Frau, an diesem Ort würde sie nicht anfangen zu weinen. »Ich bin heute hierhergekommen, um dich zu bitten, die Verfilmung deines Buches zu verhindern. Ich hoffte, du hättest vielleicht genug für mich übrig, um meine Wünsche in diesem Fall zu respektieren. Aber ich habe meine Zeit vergeudet.«
    Oben begann Janes Liebhaber, wüste Flüche auszustoßen.
    »Ich bin immer noch deine Mutter!« schrie Jane. »Das kannst du nicht ändern.«
    »Nein, das kann ich nicht ändern, leider. Ich muss eben damit leben.« Mit diesen Worten ging Emma zur Tür.
    »Du willst, dass ich den Film abblase?« Jane packte sie am Arm. »Wieviel wäre dir das denn wert?«
    Beängstigend gefasst drehte Emma sich um und maß ihre Mutter mit einem letzten langen Blick. »Bildest du dir wirklich ein, ich bezahle dich dafür. Da hast du dich ganz gewaltig verrechnet, Jane. Von mir siehst du keinen Penny.«
    »Du Miststück!« Janes Hand klatschte auf ihre Wange. Emma wich dem Schlag nicht aus. Sie öffnete nur die Tür und verließ das Haus.
    Lange Zeit wanderte sie einfach nur umher, wich Passanten und Hunden aus, ignorierte das Gelächter, die Motorengeräusche und die dröhnende Weihnachtsmusik um sie herum. Die Tränen waren versiegt. Vielleicht lag das an der Kälte oder an dem Lärm. Dadurch war es so leicht, an gar nichts zu denken. Und so hatte Emma, als sie sich vor Bevs Tür wiederfand, keine Ahnung, wie sie dorthin gekommen war oder dass sie diese Absicht gehabt hatte.
    Entschlossen klopfte sie an. Jetzt war nicht die Zeit, lange nachzudenken. Es war an der Zeit, endlich die losen Fäden ihres Lebens zu verknüpfen.
    Die Tür ging auf. Warme Luft, vermischt mit Tannenduft, strömte heraus. Im Hintergrund spielten Weihnachtslieder. Von Schneeflocken umtanzt, starrte Emma auf Alice hinunter. Wie seltsam es doch war, dachte sie, auf ihr altes Kindermädchen herabzuschauen. Die Zeit hatte sie selbst größer und Alice älter werden lassen. In Alice' Augen flackerte Wiedererkennen auf, und ihre Lippen

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