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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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wie das Essen. Du musst Drew sein.« Marianne, den einen Arm immer noch um Emma gelegt, streckte ihm die Hand hin.
    »Freut mich, dich endlich kennenzulernen. Emma hat mir schon viel von dir erzählt. Na los, setzt euch. Wißt ihr, dass Picasso viel in diesem Lokal verkehrt hat? Ich komme jeden Tag hierher und probiere einen anderen Tisch aus. Wenn ich jemals den Stuhl erwische, auf dem er gesessen hat, werde ich wohl in Trance fallen.« Sie nahm ihr Glas. »Wein?« fragte sie Drew. Auf sein bestätigendes Nicken winkte sie dem Kellner. »Un vin rouge et un cafe, s'il vous plait.« Dann sah sie Emma vielsagend an. »Wer hätte gedacht, dass Schwester Magdalenas öder Französischunterricht sich doch mal auszahlt?«
    »Dein Akzent tut immer noch in den Ohren weh.«
    »Ich weiß. Aber ich arbeite daran. Wie läuft denn die Tournee?«
    »Devastation war noch nie besser.« Emma lächelte Drew an. »Und die Vorgruppe ist sensationell.«
    Er legte eine Hand über ihre. »Wir haben großen Anklang gefunden.« Sein Blick wanderte von Marianne zu Emma. »Bis jetzt läuft alles prima.«
    Marianne nippte an ihrem Wein und musterte ihn. Wenn ihr religiöse Kunst liegen würde, hätte sie ihn als Johannes den Täufer gemalt. Er wirkte genauso träumerisch und gedankenverloren. Vielleicht auch als Hamlet, als tragische Figur. Der Kellner brachte die Getränke, und Marianne lächelte. Am ehesten hätte er ihr als Modell für den jungen Brian McAvoy dienen können. Sie fragte sich, ob Emma die Ähnlichkeit wohl aufgefallen war.
    »Und wo geht's von hier aus hin?« erkundigte sie sich.
    »Nach Nizza.« Drew streckte die Beine aus. »Aber ich hab's nicht eilig, Paris zu verlassen.« Nachdenklich beobachtete er den wüsten Tumult aus Autos und Fahrrädern auf der Straße. »Wie ist es denn, hier zu leben?«
    »Laut. Aufregend.« Marianne lachte. »Einfach wunderbar. Ich habe ein kleines Apartment direkt über einer Bäckerei. Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was sich mit dem Duft aus einer französischen Bäckerei am frühen Morgen vergleichen lässt.«
    Nach einer Stunde beugte sich Drew zu Emma und küsste sie. »So, ich muss zur Probe, und ich weiß, dass ihr euch viel zu erzählen habt. Ich seh' dich heute abend. Dich hoffentlich auch, Marianne.«
    »Ich freu' mich schon drauf.« Sie, und mit ihr die Hälfte aller anwesenden Frauen, sah ihm nach, als er das Cafe verließ. »Ich glaube, das ist der schönste Mann, den ich je gesehen habe.«
    »Nicht wahr?« Emma ergriff Mariannes Hand. »Er gefällt dir doch, oder nicht?«
    »Warum sollte er mir nicht gefallen? Er sieht toll aus, ist charmant, unterhaltsam, witzig.« Sie grinste. »Vielleicht tauscht er ja dich gegen mich ein?«
    »Ich würde zwar nur sehr ungern meine beste Freundin ermorden, aber...«
    »Dann hab' ich nichts zu befürchten. Er hat ja nur Augen für dich. Ich weiß allerdings nicht, warum. Nur wegen deiner großen blauen Augen? Manche Typen haben echt keinen Geschmack.« Sie lehnte sich zurück. »Emma, du siehst rundherum glücklich aus.«
    »Bin ich auch.« Emma holte tief Atem, genoss den Duft nach Wein und Blumen. Den Duft von Paris. »Ich glaube, ich liebe ihn.«
    »Ernsthaft? Hätte ich nie gedacht.« Lachend tätschelte Marianne ihr Gesicht. »Mädchen, das steht dir offen ins Gesicht geschrieben. Wenn ich dich jetzt malen würde, weißt du, wie ich das Bild nennen könnte? Die Verblendete. Was sagt denn dein Vater dazu?«
    Emma trank einen Schluck von ihrem kalten Kaffee. »Er hat großen Respekt vor Drews Talent als Musiker und Komponist.«
    »Ich meine, was hält er von dem Mann, in den sich seine Tochter verliebt hat?«
    »Weiß ich nicht. Wir haben noch nicht darüber gesprochen.«
    Mariannes Brauen verschwanden beinahe unter ihren Ponyfransen. »Du meinst, du hast ihm noch nichts gesagt?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Genau weiß ich das nicht.« Emma schob die Kaffeetasse beiseite. »Ich möchte es für mich behalten, zumindest eine Weile lang. Er hält mich doch immer noch für ein Kind.«
    »Das tun alle Väter. Meiner ruft mich zweimal pro Woche an, um sich zu vergewissern, dass ich keinem zwielichtigen französischen comte ins Netz gegangen bin. Ich wünschte nur, es wäre so.« Da Emma nicht lächelte, neigte Marianne leicht den Kopf. »Glaubst du, er hat was dagegen?«
    »Ich weiß es nicht.« Nervös knetete Emma ihre Hände.
    »Emma, wenn das mit dir und Drew was Ernstes ist, dann kriegt er es früher oder später doch

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