Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nahe Null: [gangsta Fiction]

Nahe Null: [gangsta Fiction]

Titel: Nahe Null: [gangsta Fiction] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Dubowitzki
Vom Netzwerk:
machen. Das gehört zum Vertrag ... Aber ich muss jetzt. Ruhen Sie sich heute aus. Morgen wird jemand von meinen Leuten Sie anrufen und Sie an den richtigen Ort bringen. Bis dann ... Bruder ...«
    »Und was ist mit Fjodor Iwanowitsch? Wie, wie, wie ...«
    »Was, Ihnen ist schlecht, weil's so ungewohnt ist? Bleiben Sie kalt, wenn Sie jemanden kaltmachen. Und noch eins, zur Beruhigung: Er hatte Krebs, noch drei, vier Monate, und es wäre sowieso zu Ende gewesen, nur qualvoller. Und er ist auch nicht mein Vater, sondern mein Stiefvater.« Chief stieg aus.
    »Ich kann nicht fahren«, sagte Jegor und streckte den Kopf aus dem Fenster.
    »Dann lernen Sie es.« Chief drehte sich nicht um. »Und waschen Sie Ihre Turnschuhe ... Er hat mich vom dritten Lebensjahr an großgezogen. Aber ich habe nie Papa zu ihm gesagt ... Übrigens - wir sollten uns duzen ...«
     
     

12
    Zurück aus dem Almasny, vernahm Jegor aus dem Schlafzimmer piepsigen Gesang und fand das jetzt sogar sehr passend. Die da sang, war natürlich Sarah, das amerikanische Model, das aus ihrem öden Minnesota in das klimatisch ähnliche, aber draufgängerische, mit Geld um sich werfende Moskau geflohen war. »Young men will do't, if they come to't; By Cock, they are to blame. Quoth she, before you tumbled me, You pomised me to wed«, sang Sarah. »So would I ha'done, by younder sun, and thou hadst not come to my bed«, antwortete Jegor. »Liebling, ich lange gewartet auf dich«, flötete Sarah. Sie war ein Model mit Musik. Sie sang furchtbar, aber dafür leise. Auf Russisch schwieg sie meist und war überhaupt unaufdringlich. Nach Jegors Trennung von Plaksa hatte Chief ihm Sarah zu Ostern geschenkt. Mit einer Gebrauchsanleitung: »Für einsame Männer. Von einer Gummipuppe unterscheidet sie sich nur durch einen einzigen, aber wesentlichen Vorteil: Sie ist nicht aus Gummi. Verlangt kein Essen, nervt nicht mit Gesprächen. In der Unterhaltung - Tanken, kleine Reparaturen, Waschen - nicht teurer als ein Ford. Enjoy!« Sarah war in der Tat sehr praktisch. Kompakt und leicht zu bedienen. Ihr Gedächtnis fasste nicht viel, aber es reichte für sämtliche Stellungen des Kamasutra, ein paar russische Wörter und drei Dutzend populäre Melodien. Die Bedienung erfolgte über ein simples sensorisches System. Durch eine leichte Berührung der rechten Schulter, egal womit, wurde sie augenblicklich in den Modus sexueller Erregung versetzt. Bei der Liebesausübung funktionierte sie tadellos, war noch kein einziges Mal weggetreten oder ausgefallen. Nach dem Sex kehrte sie automatisch in den Stand-by-Betrieb zurück, bei Bedarf auch vorher - durch eine Berührung der linken Schulter. Dann schwieg sie stundenlang wie ein ausgeschalteter Player oder sprach einsilbig, sparsam und ökologisch. Sie verschwand bei der ersten Aufforderung und kam ebenso wieder. Nur einmal war sie kaputt, hatte einen Schnupfen, war aber nach drei Tagen wieder heil. Und funktionierte wieder tadellos, wollte nicht geheiratet werden und machte keine Szenen. Kurz - made in USA, Preis-Leistungs-Verhältnis auf höchstem Niveau.
    Jegor mochte Sarah sehr. Er gab ihr sogar einen Schlüssel und erlaubte ihr vorbeizukommen, wann sie wollte. Doch sie kam, wenn er wollte. Und spürte immer, wann sie gebraucht wurde. Wie jetzt.
    Rund eine Stunde tobten sie sich mit recht gesittetem Sex aus, danach spürte Sarah, dass Jegor nicht mehr nach ihr war, und rüstete sich zum Aufbruch. Er gab ihr etwas Geld und nahm plötzlich, beinahe aufschluchzend vor Mitleid mit ihr, vom Spiegeltisch einen Klebezettel für Notizen, die er seit langem überall hinpappte, weil er sich nicht auf sein Gedächtnis verließ. Er malte mit einem blauen Stift (der gerade greifbar war) drei Blumen von naiver Art, wie sie massenhaft in Zeichenstunden in der Grundschule wuchern, und klebte das Bild auf Sarahs Tasche.
    »Liebst du mich?«, fragte sie, schon über die Schwelle.
    »Nein«, sagte er. »Aber irgendwer irgendwo liebt dich ganz bestimmt und wartet auf dich. Sei also nicht traurig.«
    »Jemand wie Jesus?«
    »So in der Art... Tschüs! Betrüg mich nicht... Ein Scherz.«
    »Fack ju werri matsch«, sagte Sarah mit russischem Akzent und schlüpfte mit einem gleichgültigen Lachen hinaus in die schwarze Stadt.
     

13
    Es war gleich Zeit für den Chat mit Plaksa. Wenn Plaksa hier in seiner Wohnung gewesen war (lange her), hatte sie gefroren und über die Kälte geschimpft. »Warum ist es hier so eisig? Wozu?« -»Ich fürchte, wenn es auch

Weitere Kostenlose Bücher