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Nahe Null: [gangsta Fiction]

Nahe Null: [gangsta Fiction]

Titel: Nahe Null: [gangsta Fiction] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Dubowitzki
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Großes, dass die ganze Welt zu klein dafür ist. Und auch diese Jungs in den Vorhängen, die haben in Ihren Augen erkannt, wie winzig sie selber sind, und haben einen Schreck gekriegt.«
    »Ich war doch selber erschrocken«, wandte Jegor ein.
    »Nein, nein, das war nur Ihre Oberfläche, nicht Sie. Darum schlage ich Ihnen eine Zusammenarbeit vor.« »Wobei?«
    »Bei etwas Großem. Wollen Sie mich anhören?« »Ich bin bereit.«
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Nachricht ist oder eine schlechte, jedenfalls wird der Kommunismus nicht kommen. Fast vierzig Jahre lang haben die Menschen daran gezweifelt, dass Stalin tot ist, es nicht geglaubt. Alle dachten: Er stellt sich nur tot, dabei hat er sich im Schrank versteckt und beobachtet durch einen Spalt, wie wir ihn fürchten. Und kichert und wetzt sein georgisches Messer. Doch nun wurde sein Leichnam unter der Treppe gefunden, noch dazu in einer Urinpfütze. Obendrein bespuckt. Und nun ist die Angst weg. Die Lakaien freuen sich - ihr Herr ist krepiert. Das Problem ist nur, dass außer den Lakaien niemand im Haus ist. Dreihundert Millionen Lakaien sind nun in Freiheit. Die Jungs im ZK, die noch immer mit wichtiger Miene in den königlichen Sälen tagen, wissen bereits - sie haben keine Macht mehr. Nur haben sie das uns allen noch nicht gesagt. Sie genieren sich. Aber bald werden sie auspacken. Und dann wird es losgehen.
    In einem normalen Land würde ein Bürgerkrieg ausbrechen, aber bei uns gibt es keine Bürger, und ein Lakaienkrieg ist - na ja, nicht schlimmer, aber irgendwie hässlicher, niederer als ein Bürgerkrieg. Die Lakaien werden um den Plunder der Herren streiten, manche werden zu Islamkriegern mutieren, andere zu Journalisten oder Finanziers. In der Freiheit verwilderte Lakaien sind lächerlich und blutrünstig. Sie werden gemein leben, gemein töten und gemein sterben und immer weiter um die Beute streiten.
    Ich habe die Absicht, mich an dieser wenig angenehmen Aktion zu beteiligen. Es geht darum, so viel Geld wie möglich zu scheffeln und vor allem Dinge, die Geld bringen. Nun, an Öl und Wodka kommen wir nicht ran, damit kennen wir uns nicht aus, obwohl das natürlich das Beste ist, was unsere Wirtschaft zu bieten hat. Also werden wir uns mit etwas begnügen, das zäher läuft, aber näherliegt. Bücher, Jegor, Bücher, das ist unser Anteil, der Anteil der stillen Engel der hohen Literatur ...«
    »Trinken wir noch einen, Igor Fjodorowitsch, bei Gott, trinken wir«, unterbrach ihn Jegor, das klebrige Glas geneigt.
    »Zu Ihrer Information«, verkündete der Weissager, durch den Fußboden hindurch ins Übermorgen blickend, nachdem er automatisch getrunken hatte, »>something is rotten< in unserem sumpfigen Kollektiv, schon seit langem. Schwarzauflagen, defizitäre Bücher, Samisdat, Manipulationen mit Altpapier, Geschäfte mit Dissertationen für kaukasische Schaschlik- und Nelkenhändler, Übersetzungen von Videofilmen ... Die Verlagsleitung weiß davon, drückt aber beide Augen zu, Wirtschaftsdezernat und KGB tun nichts, weil sie seit einiger Zeit Order haben, die Intelligenzija nicht zu reizen. Also, die Intelligenzija stiehlt, intelligent, selbstlos und bescheiden. Die Intelligenzija muss ja schließlich selbstlos und bescheiden sein. Außerdem stiehlt sie aus Protest, unterhöhlt den Überbau, sägt sozusagen daran, saugt ihn aus. Die Basis werden sich Banditen und Komsomolzen einverleiben, aber den Überbau selbstredend wir, die Proletarier der geistigen Arbeit.
    Aus all den Druckern, die am Staatsplan vorbei Bücher auf den Markt werfen, den Produzenten gefälschter Dissertationen, den Bücherschwarzhändlern und geldgierigen Literaturkritikern bilde ich gerade eine Organisation, die man in einer anständigen Gesellschaft als Mafia bezeichnen würde, wie man sie bei uns nennen wird, weiß ich nicht.
    Die Aufgabe besteht darin, das gesamte illegale Business zunächst in unserem Verlag zusammenzufassen und zu kontrollieren, später nach Möglichkeit in sämtlichen Verlagen und Druckereien des Landes und schließlich das legale Geschäft dazu.«
    »Na, gleich in sämtlichen ...«
    »Gut, in den meisten. Wir müssen genug Geld machen, möglichst in harter Währung, um in ein paar Jahren, wenn die Privatisierung beginnt, und das wird sie auf jeden Fall, den ganzen Ramsch aufzukaufen. Wir werden ein gewaltiges Verlagshaus gründen - legal und privat, und ... auf die Politik Einfluss nehmen, wir werden über reale Macht verfügen ...«
    »Werden wir

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