Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nahe Null: [gangsta Fiction]

Nahe Null: [gangsta Fiction]

Titel: Nahe Null: [gangsta Fiction] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Dubowitzki
Vom Netzwerk:
Händler stattfinden sollte, zwecks Belehrung und Ermahnung von der inguschetischen Schutzgeldbande einberufen. Die Dichte nichtslawischer Elemente pro Quadratmeter versprach eine Rekordhöhe zu erreichen. Die im Bau befindliche Bombe von eigentlich nur durchschnittlicher Sprengkraft konnte so mit einem Schlag bis zu hundert Fremde erledigen. Tatsächlich sollte sie nur siebenundvierzig töten, was Kryssawin schrecklich enttäuschte. Aber das würde erst morgen passieren, heute war er zufrieden, die Arbeit ging zügig voran, und die Vorfreude auf den ordentlichen Fang an Tölpeln und die reichlichen Blutströme kitzelte seinen Magen; frohlockend sang er mit schmalziger Stimme Lylli und Händel, hin und wieder auch ein Volkslied aus Shulebino:
     
    Den lästigen Odem unreifen Lichts
    kann von windigen Tagen nicht wischen
    alles Gold von des Herrgotts Plunder...
    Am gebrochenen Himmel - ein Adler und ein Komet.
    Freue dich, lehmgelbe Steppe!
    Aus dem Sturm wird ein Khan dir geboren.
    Sein Blick schweift nach Norden, besorgt und drohend,
    und heraus aus dem Schnee
    ruft er uns, die wir ihm nicht ähneln.
    Versorgt uns mit heiligem Sprit und mit Grütze,
    schirmt ab uns gegen Feinde
    durch stolzen Sinn und unwegsames Land.
    Und dann bläst er in zinnernes Wort
    den Zapfenstreich dem kranken Winter,
    und herrscht nun auf seine Weise:
    macht uns sich gefügig und bindet
    an die blasse Erde erneut
    den flüchtigen Sommer.
     
     
    Zu beiden Seiten des Zubers stapelten sich haufenweise kaputte Sessel und Bananenkisten. Auf dem rechten Haufen thronte Rafschan Chudaiberdyjew, links Iwan Gretschichin, zwei religiöse Swinger, die erst kürzlich die Götter getauscht hatten (der Muslim Rafschan hatte sich taufen lassen, der orthodoxe Iwan sich beschneiden lassen und zu Allah gefunden), und teilten sich und Musa ihre frischen Eindrücke vom neu erprobten Glauben mit. Bei den intimsten und pikantesten Details des Verkehrs mit den höchsten Mächten senkten beide bescheiden die Stimme, und Rafschan neigte sich zum rechten, Iwan zum linken Ohr der Greisin. »Was Sie nicht sagen! Nein, ich kann nicht mehr!«, lachte Musa, vom Flüstern gekitzelt; Rafschan und Iwan wechselten schüchterne Blicke und durften zur Belohnung an dem guten Joint ziehen.
    Hinter dem Schrank, zwischen Heizkörper und Müllsäcken, verbrachten Foma und Julia ihren sechsten Honigmond, junge drogensüchtige Giganten des russischen Rap, deren Batties die Legende des russischen Rock, R Shamejkin, noch gerühmt hatte, eine Woche bevor er von Parkinson plus Alzheimer aus unserer billigen Dreigroschenrealität in die friedlichen prächtigen Erdbeerfelder abberufen wurde. Das junge Paar zog pfeifend und selig stöhnend etwas und sprach nach jeder Line rätselnd: »Ne, Julia, eindeutig kein Koks.« - »Du Dummerchen, spürst du's denn nicht - das ist Heroin.« - »Kickt aber genau wie Kokain.« - »Aber nein, Foma. Bei dir vielleicht nicht, aber bei mir kickt es genau wie Heroin.« - »Schon gut, Julia, ist ja auch egal. Leg mal 'ne andere Platte auf, sonst streiten wir uns noch. Hier, zieh noch mal.« -»Klar, immer rein damit.« - »Hoffentlich nicht die Letzte.«
     

19
    Als Musa Merz den Eintretenden bemerkte, rief sie freudig: »Jegor ist gekommen. Hallo, Jegor. Was hast du zum Tee mitgebracht, schwarzer Büchermagier?«
    »Tag, Musa. Und ihr alle.« Bevor Jegor tiefer in Musas von Marihuana aufgeheizte Wohnung eintauchte, warf er das Jackett ab und hängte es an einen monströsen, in die Tür geschlagenen Nagel, an dem ein Paar Skier hing - die hatte ein vor rund zehn Jahren von der Strecke abgekommener Biathlet vergessen. Der Gast fingerte eine Platte erstklassiges gepresstes Hasch aus der Jacketttasche und überreichte sie feierlich Musa.
    »Made in Tywa«, sagte Jegor und ergänzte bedeutungsvoll: »Hand made!«
    »Merci, du Glückspilz.« Musa bedeutete Iwan, die Gabe entgegenzunehmen. »Jegor, hör dir bloß mal an, was diese Neubekehrten für einen Unsinn reden. Los, Iwan, bring den Herrn zum Lachen.«
    »Ich war rund drei Jahre in der Kirche, davor Daoismus-Anhänger, egal. Von der Orthodoxie bin ich zum Islam übergetreten. Und fühle mich wie in frischem Licht und Frühlingswind gebadet ... Wie konnte ich nur, wie konnte ich orthodox sein, Russe ... Allahu akbar!«, sagte Iwan ein wenig nervös. Er war ein junger Bursche, dessen Gesicht, Hals, ja sogar die Ohren und Hände aussahen, als bestünden sie aus mit Schweiß aneinander-geklebten Pickeln,

Weitere Kostenlose Bücher