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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Wortlos warf er Gimlett die Sachen zu und trat müde an das offene Heckfenster. Die Szene, die ihn begrüßte, war unverändert: das glatte, glitzernde Wasser des Ankerplatzes und die kahlen, in der Hitze flirrenden Berge über den hochaufragenden Klippen der Insel Cozar. Sogar das Schiff kam ihm unbeweglich, leblos vor. Das war auch keine Täuschung, denn die
Hyperion
war vorn und achtern direkt an der Armierung der Hafeneinfahrt festgemacht, so daß sie einen eventuellen Angreifer, der sich etwa nicht von der Batterie auf dem Felsen abschrecken ließ, jederzeit mit einer vollen Breitseite empfangen konnte.
    Sein Blick fiel auf die Glaskaraffe mit dem Becher, die Gimlett ihm hingestellt hatte. Fast automatisch trank er den herben Rotwein, den sie in der eroberten Festung vorgefunden hatten. Er vermittelte die Illusion einer kurzen Erfrischung, aber wie ein nie weichendes Gespenst war der Durst bald wieder da.
    Bolitho warf sich auf die Sitzbank unter dem Fenster und horchte auf das Getrappel oben, als die letzten der wegtretenden Männer unter Deck verschwanden. Es war fast Mittag, und trotz der Sonnensegel über dem Luk und Niedergang glühte das Schiff bereits wie ein Feuerofen.
    In all seinen Dienstjahren als Flottenoffizier hatte er sich nie an den Anblick einer Auspeitschung gewöhnen können. Irgend etwas rührte jedesmal an seinen innersten Nerv, oder es gab einen unerwarteten Zwischenfall, der die elende Prozedur noch verlängerte.
    Mit zusammengezogenen Brauen goß er sich einen zweiten Becher Wein ein. Der eben bestrafte Mann war ein Schandfleck auf dem blanken Schild von Bordroutine und Disziplin gewesen; dennoch spürte Bolitho immer noch eine merkwürdige Unruhe, obwohl alles vorbei war und der Delinquent sich irgendwo im Orlopdeck befand, wo der Arzt ihm den zerhauenen Rücken salbte und pflasterte.
    Der Mann hatte Durst gehabt, ganz einfach. Im Dunkel der Nacht hatte er versucht, eines der Fässer mit dem stinkenden, halb verdorbenen Trinkwasser aufzubrechen, und ein Korporal hatte ihn dabei erwischt.
    Zwei Dutzend Hiebe – nach den Maßstäben des Unterdecks ein ziemlich mildes Urteil. In der Kriegsflotte herrschte eben schnelle und strenge Disziplin. Wenn ein Mann etwas ausgefressen hatte, konnte er durchaus Glück haben und nicht erwischt werden. Wenn aber doch – nun, dann wußte er, was ihm bevorstand.
    Dieser Mann hatte trotz langer Dienstzeit auf einem Dutzend Schiffen bisher Unannehmlichkeiten solcher Art vermeiden können. Vielleicht hatte er mehr Angst um sein Ansehen und seinen Stolz als vor den Schmerzen gehabt. Aber nach den ersten fünf Schlägen hatte er angefangen zu schreien und sich mit nacktem Oberkörper wie ein Gekreuzigter an der blutbespritzten Gräting gewunden.
    Angeekelt starrte Bolitho in sein leeres Glas. Jetzt war es ruhig im Schiff; kein Rufen, keine winselnde Melodie des Schiffsfiedlers, kein Herumtoben der Midshipmen. Vom Feuer ihres überraschenden Sieges war kein Funken mehr vorhanden, kein Hochgefühl mehr übrig, das die lastende Dumpfheit gelockert hätte, die wie ein böses Omen über dem Schiff hing.
    In plötzlich aufsteigender Wut knirschte er mit den Zähnen. Drei lange Wochen war es her, daß sie die Festung gestürmt und die französische Flagge niedergeholt hatten, und mit jedem träge dahinkriechenden Tag wurden Spannung und Bitterkeit stärker.
    Ein nervöses Klopfen an der Tür, und Whiting, der Zahlmeister, spähte vorsichtig herein. »Sie haben mich rufen lassen, Sir?« Er schwitzte mächtig, denn er war außerordentlich dick; ein mehrfaches Doppelkinn wackelte bei jedem Schritt auf seiner Brust. No rmalerweise lachte er gern und oft; doch wie die meisten seines Berufes besaß er scharfe, unfehlbare Augen, und es hieß, er wisse bis zur letzten Käserinde auswendig, was an Vorräten in der Schiffslast war. Wie er so dastand und nervös von einem Fuß auf den anderen trat, erinnerte er Bolitho an einen riesigen Wels.
    »Ja, das habe ich, Whiting.« Er tippte auf die Papiere vor ihm auf dem Tisch. »Haben Sie das Trinkwasser nochmals kontrolliert?«
    Der Zahlmeister ließ den Kopf hängen, als ob es irgendwie seine Schuld wäre. »Aye, aye, Sir. Wenn wir die Ration auf eine Pinte pro Mann und Tag kürzen, reicht es noch eine Woche.« Zweifelnd schob er die Unterlippe vor. »Aber selbst dann werden sie mehr Würmer zu trinken kriegen als Wasser, Sir.«
    Bolitho stand auf und stützte die Handflächen auf das heiße Fe nstersims. Das Wasser unter ihm war

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