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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Flaggschiff«, meldete Piper laut. »Beeilen!«
    Herrick wandte sich halb um und rief: »Los die Bramsegel!« Die Augen mit der Hand beschattend, verfolgte er die hektische Aktivität über Deck; es bauschte sich erst ein, dann ein zweites Segel und schlug ungeduldig in der frischen Brise.
    »Anker ist klar, Sir!« Das war Rookes Stimme. Wie mag der sich wohl mit Herrick als neuem Vorgesetzten abfinden? fragte sich Bolitho.
    »An die Brassen!« brüllte Herrick. »Sie da, Mr. Tomlin, sche uchen Sie die Kerls nach achtern! Ran an die Besanfallen!«
    Bolitho überlief es, aber es war kein Fieberschauer, sondern die altbekannte Erregung, und sie war so stark wie eh und je. Um He rrick brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Der hatte einen schwerfälligen Indienfahrer mit hohem Tiefgang gesegelt, dessen Mannschaft vermutlich aus einem Dutzend Ländern kam und sich nur unzureichend verständigen konnte – da mußte er die gutgedrillte Mannschaft der
Hyperion
als Erleichterung empfinden.
    Gewichtig wie gepanzerte Ritter kreuzten die drei Linienschiffe langsam um die flache Landspitze von Cozar. Die
Tenacious
führte;
Hyperion
und
Princesa
folgten mit je einer Viertelmeile Abstand – ein imponierendes, prächtiges Bild.
    Die drei Transporter mit den rotröckigen Soldaten an Bord kreuzten vorsichtiger mehr in Lee, während die Schaluppen
Chanticleer
und
Alisma
vorn und achtern wie wachsame Schäferhunde um die wertvolle Herde patrouillierten. Die schwer beschädigte
Harvester
war im Hafen geblieben, um ihre Reparaturen zu vollenden. Bis weitere Hilfe kam, war sie das einzige Schiff, das die Insel schützte.
    Die letzte Fregatte Pomfrets, die
Bat,
war schon zwei Tage früher ausgelaufen und würde bei einigem Glück bereits an der französischen Küste rekognoszieren, für den Fall, daß es dort in letzter Minute Schwierigkeiten gab.
    »Neues Signal vom Flaggschiff, Sir!« Piper war schon ganz heiser. »›So viel Segel setzen, wie der Wind erlaubt!‹«
    Herrick glich mit wippenden Zehen ein plötzliches Rollen der
Hyperion
aus, die eben eine steile, weißbemützte See durchstieß.
    »Beeilung! Setzt Bramsegel!« Er beugte sich über die Reling und deutete mit der Sprechtrompete auf einen Mann. »Du da mit dem Dolch! Ein bißchen lebhaft, sonst kriegst du den Zorn des Bootsmanns zu spüren!« Und dabei grinste er wie über einen heimlichen Spaß.
    Gossett sang aus: »Kurs Nord zu West, Sir! Voll und bei!«
    Das Deck erzitterte, als sich immer mehr Segel an den vibrierenden Rahen entfalteten und die fixen Toppgasten kühn in schwi ndelnder Höhe ausschwärmten und sich gegenseitig anfeuerten.
    Piper keuchte: »He, Seton, faß mit an! Ich habe keine Puste mehr!«
    Bolitho wandte sich um, momentan abgelenkt durch Midshipman Seton, der zu Piper rannte, um seinem Freund an den Fallen zu helfen. Dann hob er wieder das Glas und richtete es auf die Insel, die unter seinem Blick wie ein brauner Schatten im Morgendunst versank. Er konnte gerade noch das kleine maurische Fort und das zerfallene Mauerwerk darunter ausmachen, und auch eine Gruppe spähender Gestalten: Sträflinge, die bereits am Wiederaufbau der vernachlässigten Verteidigungsanlagen arbeiteten. Doch jetzt sahen sie den Schiffen nach und fragten sich zweifellos, ob auch sie jemals England oder wenigstens ein anderes Land als diese verdammte Insel zu Gesicht bekommen würden.
    Bolitho dachte an jemand anderen. Als Piper den Bruder des Mädchens bei Namen gerufen hatte, empfand er aufs neue jene bohrende, schmerzhafte Unruhe, die das Fieber vorübergehend gedämpft hatte. Da merkte er, daß Herrick unter dem Rand seines Dreispitzes zu ihm herüber sah, und versuchte, die Erinnerung an das Mädchen zu verdrängen. Wenigstens hatte er jetzt Herrick.
    Aber ungeachtet dieses Trostes stellte er sein Glas neu ein, und als das Geschwader auf ein weiteres Signal des Flaggschiffes über Stag ging und Kurs auf die französische Küste nahm, spähte er noch immer nach Cozar hinüber.

Eine Geste des Vertrauens
    Leutnant Thomas Herrick rückte die Schultern in dem schweren Ölzeug zurecht und lehnte sich in den Wind. Seine Augen waren wund von Salz und Gischt, und als er nach vorn zum stampfenden Vorschiff blickte, konnte er kaum glauben, daß die zweite Wache eben begonnen hatte, denn es war bereits so dunkel wie in der tiefsten Nacht. Verbissen kehrte er dem heulenden Wind den Rücken und ließ sich von ihm zum Ruder drücken, wo vier durchweichte Matrosen mit den Speichen

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