Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Sir?«
    Bolitho nickte. »Wir zuerst. Sie folgen, sobald wir klar sind. Das Kabel hängt zwischen den Bojen tief durch, es wird nicht schwi erig.«
    Dann erstarrte er, denn ein Matrose keuchte: »Sir – Boot in Steuerbord voraus!«
    Sie saßen stocksteif. Die Matrosen hielten die Boote voneinander ab, um die Geräusche zu dämpfen. Erst unbestimmt und fern, dann deutlicher und näher hörten sie das Spritzen und Knirschen von Riemen.
    »Wachboot«, flüsterte Bolitho. Wegen der kabbeligen Wellen war es unmöglich, das Boot selbst auszumachen, aber der regelmäßige Schlag der Riemen, der flache weiße Gischtschnurrbart um den Bug waren genug. Bolitho hörte einen Mann leise pfeifen und, völlig unerwartet und dadurch doppelt erschreckend, ein lautes zufriedenes Gähnen.
    »Sie patrouillieren an der Sperre, Sir«, flüsterte Piper. Er zitterte heftig, ob aus Angst oder Kälte, blieb Bolitho unklar.
    Er hörte, wie das Boot vor ihnen mit spritzenden Riemen vorbeizog; bei jedem Schlag wurde das Geräusch unbestimmter. Natürlich hielt der französische Bootssteurer bei dieser Strömung reichlich Abstand von der Sperre, auch würde die Besatzung ohne ausdrücklichen Befehl nicht allzu scharf Ausschau halten, wenn die ganze Sperre noch intakt war. Schließlich konnte kein Schiff darüber hinweg, und da sie an beiden Enden bewacht war, mußte man es sofort merken, falls sie zerschnitten wurde.
    Bolitho entspannte sich ein wenig, als das Wachboot in der Finsternis verschwand. Es würde vermutlich am anderen Ende eine Weile pausieren, ehe es wieder zurückruderte, bei einigem Glück eine Viertelstunde lang. Und inzwischen… Er wandte sich um und befahl kurz: »Also dann, Jungs! Hinüber!«
    Quietschend und scheuernd, von flachen Riemenschlägen getrieben, rutschten die beiden Boote über das durchhängende Kabel und glitten in den Hafen hinein. Ein direkt hinter ihnen liegendes Faß sprang im Wasser hoch, und Bolitho erwartete fast einen plötzlichen Anruf oder ein Lichtsignal, daß sie entdeckt waren. Doch nichts geschah, und mit frischer Energie legten sich die Männer wieder im die Riemen. Als es vom Kirchturm zwei Uhr schlug, kämpften sie sich mitten im enger werdenden Fahrwasser voran. Mit jeder mühseligen Minute wurde der Gegenstrom stärker.
    Selbst in der Finsternis konnte man die weißgekalkten Häuser zu beiden Seiten des Hafens ausmachen. Sie standen terrassenförmig am Hang; die unteren Fenster der hinteren Reihe blickten jeweils über die Dächer der vorderen. Genau wie ein Fischerhafen zu Hause in Cornwall, dachte Bolitho. Leicht konnte er sich die steilen engen Gassen vorstellen, welche die Terrassen miteinander verbanden, die zum Trocknen aufgehängten Netze, den Geruch nach Fisch und Teer.
    Heiser sagte Allday: »Da ist sie, Captain. Die
Saphir.«.
    Der Rumpf des Zweideckers war nur ein dunklerer Schatten, aber vor den helleren Häusern hoben sich seine Masten und Rahen wie schwarzes Spinngewebe ab. Allday legte ganz leicht Ruder; gefolgt von der Gig, glitten sie weiter in die Fahrwassermitte und von dem schlafenden Schiff weg.
    Der scharfe Geruch nach verkohltem Holz und verbrannter Farbe, den der Wind herantrug, erinnerte Bolitho an das Gefecht. Hier und da konnte er an Bord eine Blendlaterne ausmachen, auch den sanften Schimmer des Oberlichts auf der Back. Doch kein Anruf ließ sich hören, kein plötzlicher alarmierender Schrei.
    Die eroberte Schaluppe
Fairfax
lag zwei Kabellängen hinter dem Franzosen in flacherem Wasser. Sie schwojte unruhig in der Strömung, den schlanken Bug landeinwärts gerichtet. Bolitho musterte sie genau, während die beiden Boote vorüberglitten. Sein erstes Kommando war eine Schaluppe gewesen, und auf einmal verspürte er Mitgefühl für die kleine
Fairfax.
Ein Schiff in Feindeshand stimmt einen stets irgendwie traurig, dachte er. Ohne ihre gewohnte Besatzung, ohne Schiffsführung in der Muttersprache, mit neuem Namen und nach den Bedürfnissen des Siegers umgerüstet, blieb sie trotz allem doch dasselbe Schiff.
    »Die Brücke, Sir!« flüsterte Piper. Es war nicht viel mehr zu sehen als ein grauer Buckel, aber Bolitho wußte, daß sie das Ende des Hafens erreicht hatten; und wie zur Bestätigung seiner Berechnungen schlug die Kirchturmuhr dreimal. Beim Aufblicken sah er, daß jetzt durch Risse in den Wolken hier und da ein Stern blinkte. Also war der Sturm vorbei.
    Unvermittelt kam der Augenblick der Entscheidung. Seine Männer konnten nicht mehr rudern; unter der Brücke

Weitere Kostenlose Bücher