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Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)

Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)

Titel: Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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hat. Was zählt, ist dein Inneres.“
    Ich ließ ihre Hand los. „Aber nur, solange ich innerlich genauso bin wie du, stimmt’s?“
    „Ich will doch nur das Beste für dich, Olivia. Das wollte ich schon immer. Du bist meine Tochter.“ Meine Mutter streckte die Hand wieder nach mir aus, berührte mich aber nicht. „Egal wie es in dir drin aussieht.“
    „Ehrlich gesagt … weiß ich gar nicht so genau, wie es in mir aussieht.“
    „Dann ist es doch in Ordnung, wenn ich einfach nur für dich hoffe“, erklärte meine Mutter. „Und es ist auch gar nicht so unrealistisch.“
    Ich schaute zu ihrem Haus. Licht strömte aus den Fenstern, und ich hörte die leisen Stimmen aus dem Fernseher. „Du solltest damit aufhören, mich ständig in dein Leben einpassen zu wollen.“
    Sie runzelte die Stirn. „Ich will aber, dass du in mein Leben passt.“
    Das war nicht immer so gewesen, und das wussten wir beide. Aber ich vermutete, dass sie einfach drauflosredete, ohnesich wirklich bewusst zu machen, was sie da eigentlich sagte. „Dann akzeptiere wenigstens die Rolle, die ich in deinem Leben spiele. Versuch nicht dauernd, mich zu etwas zu machen, das ich nicht bin.“
    „Und das wäre?“ Meine Mutter war so klein, dass sie mir nur bis ans Kinn reichte. Doch sie starrte mich jetzt so erzürnt an, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurückwich.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete ich schließlich. Alex schlug den Kofferraum zu.
    Sie sackte in sich zusammen. „Wird das zwischen uns denn niemals besser?“
    „Das weiß ich auch nicht, Mom. Es tut mir leid.“
    Sie seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich kann einfach nichts für meine Gefühle, Olivia. Ich glaube, was du getan hast, war falsch …“
    „Auf Wiedersehen.“
    Sie hielt mich am Arm fest. „Ich kann das nicht einfach so vergessen. Aber du bist meine Tochter, und ich liebe dich. Reicht das nicht?“
    Ich wollte ihr so gerne sagen, dass das reichte. Dass die Zeit alle Wunden geheilt hätte, die sie mir damals mit ihren Worten geschlagen hatte. Aber ich konnte es nicht. Ich legte meine Hand auf ihre, umarmte sie ein letztes Mal und ließ sie dann los.
    Es mag für Eltern schwierig sein, ihre Kinder loszulassen, wenn die ihr eigenes Leben führen und auf Distanz gehen. Aber für Kinder ist es kaum leichter, ein Elternteil einfach so ziehen zu lassen. Für mich war es jedenfalls gar nicht einfach. Ich vermisste meine Mom. Ich vermisste sie sehr. Ich wusste, es würde zwischen uns nie mehr so sein wie früher. Ich konnte nicht wie sie so tun, als sei nichts passiert, als seien die Dinge, die sie gesagt hatte, gar nicht so gemeint gewesen. Als hätten sie mich nicht so verletzt.
    „Rufst du mich an?“, fragte sie zuletzt.
    „Klar. Du kannst mich auch anrufen, weißt du?“, erwiderteich. „Ein Telefon funktioniert in beide Richtungen.“
    Das schien sie an einem wunden Punkt zu treffen, denn sie zuckte leicht zusammen. „Natürlich.“
    Ich hatte das wirklich so gemeint. Aber ich konnte ihr ansehen, dass sie glaubte, ich hätte es nur gesagt, um sie zu ärgern. Ein weiterer Beweis dafür, dass sich die Lage zwischen uns wohl nie so entspannen würde, dass ich irgendwann mal all das vergessen konnte, was zwischen uns vorgefallen war.
    „Tschüss, Mom.“
    Im Auto packte ich das Lenkrad und wartete darauf, dass sie ins Haus zurückging. Aber sie blieb stehen, bis ich rückwärts aus der Einfahrt gesetzt hatte. Ich lenkte den Wagen schweigend durch die dunklen Straßen. Alex schaltete das Radio ein, und ich ließ zu, dass die Musik die Stille zwischen uns füllte.
    Er versuchte gar nicht erst, mich zu einem Gespräch zu drängen. Die Heimfahrt verging schnell, so sehr war ich in meine Gedanken vertieft. Ich drehte sie immer wieder hin und her und spielte die einzelnen Szenen dieses Tags durch. Als wir Annville erreichten, waren meine Finger steif und schmerzten. Mein Kiefer tat weh, und mein Kopf pochte.
    Alex half mir, das Essen nach oben zu tragen, und verstaute es im Tiefkühlfach. Wir schwiegen sicher nicht die ganze Zeit, das wäre auch zu seltsam gewesen, aber ich kann mich an nichts erinnern, was ich gesagt habe. Vermutlich antwortete ich einfach nur mechanisch auf Alex’ Fragen. Mehr nicht.
    Während ich mir stumm die Hände wusch, legte sich seine Hand in meinen Nacken, und plötzlich war es mit meiner Selbstbeherrschung vorbei. Die sanfte Berührung und seine warme, vertraute Nähe brachten meinen Eispanzer zum Schmelzen, und ich konnte meine

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