Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
Seine Frotzeleien enthielten ein Körnchen Wahrheit, das mir irgendwie nicht gefiel. „Ich sollte jetzt wirklich gehen.“
Damit hatte ich seine volle Aufmerksamkeit. „Schon? Ich dachte, du bleibst wenigstens zum Abendessen. Alex hat versprochen, dass er uns Lammkoteletts macht.“
Alex lachte. „Was du nicht sagst!“
Ich sah ihn an. „Jetzt weißt du auch, warum er dich hier pennen lässt.“
Auch mein Spott war im Grunde wahr, aber das schien Patrick nicht weiter zu stören.
„Ist schon in Ordnung“, beteuerte Alex. „Ich koche gern.“
Während unserer Unterhaltung plärrte die Musik vom Spiel weiter, aber darauf konnte ich meine plötzlich einsetzenden Kopfschmerzen wohl kaum schieben. Ich starrte meinen Ex an, der es sich auf der Couch bequem gemacht hatte, während seine Freunde ihn umsorgten. Ihm alles gaben, was er wollte. Manchmal brachte Patrick mich einfach zur Weißglut. Ich hatte ihn schon ziemlich lange nicht mehr gehasst, aber in diesem Augenblick konnte ich mich wieder lebhaft daran erinnern, wie es war, ihn zu hassen.
„Die Lammkoteletts sind garantiert köstlich, aber ich kann nicht bleiben. Hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Alex.“ Ich streckte ihm die Hand hin, und er nahm sie. Schüttelte sie kurz und fest und ließ dann los. „Vielleicht sehen wir uns mal wieder.“
„Bestimmt, wenn du Patrick wieder mal besuchst.“ Ich wandte mich zum Gehen.
„Das sollte sich machen lassen. Ich bleibe erst mal in der Gegend. Ich habe einen neuen Beraterjob angenommen. Ist allerdings befristet.“
Ich zögerte. Patrick ließ das Buch sinken.
„Davon hast du mir gar nichts erzählt.“
„Mein Ansprechpartner bei Hershey Foods hat sich gemeldet“, erläuterte Alex. „Ich werde die nächsten sechs Monate hier sein. Vielleicht auch acht, kommt ganz drauf an.“
Patricks Interesse war endgültig geweckt. Er setzte sich auf. „Wo wohnst du so lange?“
„Nicht bei euch, keine Sorge.“ Alex lachte. „Ich habe mir für eine Woche ein Zimmer im Hotel Hershey genommen, aber ich suche eigentlich eine Wohnung, die ich für den Rest der Zeit mieten kann.“
Ich sah plötzlich die leer stehende Einliegerwohnung in meinem Haus vor mir – und hörte gleichzeitig meine Kasse klingeln. „Ich habe da vielleicht was für dich.“
Beide Männer schauten mich an. Patrick hob die Brauen. Alex musterte mich prüfend.
„Ich habe ein Haus gekauft“, erklärte ich. „Eine alte Feuerwache. Ich wohne im ersten Stock, aber im Erdgeschoss steht ein teilmöbliertes Apartment leer.“
„Mir hast du erzählt, du willst dir den Ärger ersparen, den ein Mieter zwangsläufig mit sich bringt.“ Patricks Stimme klang anklagend. Ich presste die Lippen zusammen.
Alex blickte uns abwechselnd an, und seine Mundwinkel zuckten. „Wo wohnst du, Olivia?“
Patrick und ich antworteten wie aus einem Munde: „In Annville“, beziehungsweise „Mitten in der Pampa.“
„In Annville“, wiederholte ich. „Der Ort ist nur zwanzig Minuten von Hershey entfernt. Von hier ist es genauso weit.“
„Klingt super. Wann kann ich die Wohnung besichtigen?“
„Wie wär’s mit sofort?“
Alex lächelte. „Perfekt.“
3. KAPITEL
Alex’ Auto war überraschend scheußlich. Die kackbraune Limousine, die vor Patricks Haus parkte, war mir am Vorabend gar nicht aufgefallen. Im Dunkeln sah er vermutlich besser aus.
Weil ich das Teil so entgeistert anstarrte, fühlte er sich zu einer Erklärung verpflichtet: „Mietwagen.“
Ich genoss gewisse Privilegien und hatte meine Kiste in Patricks und Teddys schmaler Einfahrt direkt vor der Garage geparkt. „Meiner steht hinten. Ich fahre vor und warte auf dich, okay? Oh, und du solltest mir deine Nummer geben, falls wir unterwegs getrennt werden.“
Er hatte ein mieses Auto, aber ein sehr, sehr schönes glänzendes iPhone. Das allerneueste Modell. „Ja, am besten gibst du mir auch gleich deine.“
Der Austausch der Handynummern fühlte sich völlig normal an. Verflucht, Fremde tauschten doch heutzutage ständig Kontaktdaten. Das Tippen einer Nachricht ersetzte inzwischen oft ein kurzes Telefonat. Schon sehr bald würden wir uns vermutlich Mikrochips ins Hirn einpflanzen lassen und das Haus gar nicht mehr verlassen. Trotzdem fühlte es sich irgendwie intim an, seine lange und unbekannte Nummer einzutippen. So als sei das hier etwas von Dauer.
„Jetzt du“, sagte Alex und hielt das iPhone hoch. „Lächeln!“
„Oh nein, das tust du nicht!“
Zu spät. Er hatte
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