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Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)

Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)

Titel: Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Leute hatten ihren Nachwuchs im Oktober oder November in den Laden gescheucht, um Porträts zu den Feiertagen verschenken zu können. Für Schulfotos war der Herbst auch die geschäftigste Jahreszeit. Letztes Jahr hatte ich mir echt die Hacken krumm gelaufen und war jeden Tag meilenweit gefahren. Jetzt konnte ich mich ein bisschen zurücklehnen und entspannen.
    Zumindest hatte ich das gedacht. Die Mall war auch tatsächlich nicht so übervölkert wie kurz vor Weihnachten, als alle wie verrückt nach Geschenken suchten, aber es sah so aus, als wären viele Leute unterwegs, um Gutscheingeschenke einzulösen. Und dank eines klugen Werbefeldzugs von Foto Folks aus letztem Herbst kamen viele Frauen mit Gutscheinen für eine kostenlose Glamourfotosession vorbei.
    Jeder Stuhl vor den Schminkspiegeln war besetzt, als ich zu meiner Schicht kam, und ebenso alle Stühle im Wartebereich. Drei der vier kleinen würfelförmigen Fotostudios waren besetzt, und das vierte wurde gerade von einer Frau mit Federboa und Tiara geräumt.
    „Wow“, sagte ich unwillkürlich.
    Mindy, verantwortlich für Styling und Make-up, war gerade mit einer Kundin fertig geworden und machte eine kurze Pause, um sich frischen Kaffee zu holen. „Wem sagst du das. Seit wir heute früh aufgemacht haben, geht das pausenlos so.“
    Eine Frau in einer roten Kunstlederjacke mit zahllosen Reißverschlüssen – man denke an Michael Jackson im Video zu Thriller , und seine Jacke war nur halb so hässlich wie diese hier – schlenderte an uns vorbei. Von der Taille an aufwärts war sie absolut glamourös – schicke Haare, falsche Wimpern, knalliger Lippenstift. Solche Sachen. Unterhalb der Taille, also der Teil, der nicht aufs Foto kam, war sie voll die Mennonitin. Ichrede hier von einem Blümchenkleid, weißen Sportsocken und Sneakern.
    „Was ist das …“
    „Sie lässt die Bilder für ihren Mann machen.“
    „Aber das … Ist das nicht gegen … Sie machen doch keine …“
    Mindy schenkte sich Kaffee ein und fügte Milch und Zucker hinzu. „Ich weiß es nicht. Aber sie kam rein, nahm die Jacke vom Ständer und sagte mir genau, wie sie die Haare und das Make-up haben möchte. Ich wäre die Letzte, die da Einspruch erhebt.“
    Würde ich auch nicht tun. Es war nicht meine Aufgabe, den Leuten, die zu uns kamen, zu sagen, was sie anziehen oder wie viel Lidschatten sie auflegen sollten. „Hallo, ich bin Olivia“, begrüßte ich sie, als ich in die Kabine kam.
    „Gretchen.“
    „Also, Gretchen. Hast du dir was Bestimmtes für heute überlegt?“
    Ich konzentrierte mich auf die Kamera, während wir redeten. Gretchen hatte tatsächlich eine genaue Vorstellung von dem, was sie wollte. Sie beschrieb es mir und erklärte, sie wolle auch die kleine Windmaschine, die ihre Haare aus dem Gesicht wehte.
    „Meine Schwägerin Helen war vor Weihnachten hier und hat Fotos machen lassen“, erklärte Gretchen. „Ich will genau das, was sie auch hat.“
    Nur weil ich es nie selbst so machte, hieß das noch lange nicht, dass ich den Reiz solcher Fotos nicht verstand. Gretchen machte auf mich den Eindruck, als sei ihr Leben nicht besonders glamourös. Wenn ich ihr wenigstens eine halbe Stunde lang das Gefühl vermitteln konnte, schön zu sein, und sie dann Fotos bekam, die sie für den Rest ihres Lebens anschmachten konnte, wollte ich das gern tun.
    „Also gut, am besten setzt du dich auf diesen Stuhl.“ Ich setzte sie hinter den Tisch, gerade so niedrig, dass sie die Ellbogen auf die Tischplatte stützen und das Kinn in eine Handlegen konnte. Die klassische Glamourpose. „Ich schalte jetzt die Windmaschine ein.“
    Gretchen und ich arbeiteten richtig hart. Sie war eine kleine Schauspielerin und posierte, streckte sich und hielt genau in den richtigen Augenblicken still. Ihre Miene änderte sich allerdings kaum. Sie sah auf einigen Bildern erschrocken aus, auf anderen eher schläfrig. Aber sie lächelte dazwischen, darum wusste ich, dass sie Spaß hatte. Unsere Zeit und mein Kontingent an Aufnahmen waren allerdings fast aufgebraucht, ehe ich das Foto schoss, das von allen das beste war.
    „Sieh dir das hier an“, sagte ich mehr zu mir selbst. „Großartig. Das ist es.“
    „Wirklich?“, fragte Gretchen hoffnungsvoll. „Sehen sie gut aus?“
    „Wunderschön“, versicherte ich ihr. „Zieh dich ruhig schon um, wir treffen uns dann da vorne in dem Raum mit der Tür links. Dort zeige ich dir die Bilder, und du kannst dir eins aussuchen.“
    Bei Foto Folks

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