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Namibia

Namibia

Titel: Namibia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Livia Pack
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damit sich die Vegetation erholen kann. Je mehr Kamps vorhanden sind, desto länger kann ein Stück brachliegen. Der Standardzaun bei einer Rinderfarm ist 1,10 m hoch und besteht aus fünf Stahldrähten. Alle 30 m steht ein Pfahl, dazwischen hängen Schwebepfähle, die Droppers genannt werden. Für Schafe wird Maschendraht verwendet und für Wild muss der Zaun mindestens 2 m hoch sein.
    Die Tierhaltung ist ebenfalls ein arbeitsintensiver Bereich der Farmerei, wie das Bewirtschaften einer Farm in Namibia genannt wird. Rinder werden enthornt, Bullkälber kastriert, alle Tiere werden gefüttert, geimpft, kontrolliert und sortiert.
    Die Farmen sind im Allgemeinen 5000 ha groß (50 km 2 ), nur in Gebieten mit deutlich höherem Niederschlag gibt es kleinere Farmen, während die Farmen im Süden deutlich größer sind.
    Die Farm als Hobby?
    Am Anfang der Besiedlung des Landes durch die Weißen war die Farmerei ein einträgliches Geschäft. Der Boden war unverbraucht, die Tragfähigkeit (Tiere pro Hektar) deutlich höher als heute und es gab noch keine billige Massentierhaltung. In der südafrikanischen Zeit änderte sich das zwar bereits, doch wurden die Farmer durch immer neue Subventionen erfreut. Es gab Subventionen für das Bauen der Zäune, für Wasserleitungen, für den Kauf von Heu, Mais und anderem Futter, für den Transport der Tiere und natürlich verbilligte Kredite von der staatlichen Landbank, der heutigen AgriBank.
    Die neue Regierung hat 1990 sämtliche Subventionen gestrichen, zumindest für weiße Farmer. Das ist zwar auf der einen Seite völlig verständlich, jedoch muss man sich vor Augen halten, dass in fast allen Ländern der Welt die Landwirtschaftsbetriebe subventioniert werden (müssen).
    Der Beitrag der schwarzen Farmer zu den landwirtschaftlichen Erträgen ist noch unbedeutend, die meisten wirtschaften ausschließlich für den Eigenverbrauch.
    Ein paar Zahlen zur Wirtschaftlichkeit der Farmerei : 1978 kostete ein Hektar Land in der Nähe Windhoeks N$20, ein Ochse brachte N$120 in die Kasse. Folglich entsprach der Wert eines Ochsens dem Preis von 6 ha Land. An diesem Verhältnis hat sich bis heute nicht viel geändert: ein Hektar Land nahe Windhoek kostet etwa N$400, ein Ochse brachte 2002 N$3000, also 7,5 ha. Trotzdem ist die Farmerei heute ein wirtschaftlich unsinniges Unterfangen. 5000 ha Land kosten bei durchschnittlich N$300 pro Hektar N$1,5 Mill. Eine solche Farm kann maximal 400 Rinder verkraften, der Wert entspricht bei N$2000 pro Rind (Durchschnittswert aus Ochsen, Kühen, Färsen, Kälbern) also N$800 000. Für die Anlagen auf der Farm (Wasserpumpen, Zäune etc.) müssen mindestens N$50 000 gerechnet werden, ein guter Gebrauchtwagen zu etwa N$150 000 ist unabdingbar. So liegt der Wert für eine Farm bei mindestens N$2,5 Mill. Muss man diesen Betrag über 25 Jahre bei einer Verzinsung von 11,75 % zurückzahlen, braucht man allein dafür N$313 000 pro Jahr. Im Idealfall bringt eine Rinderherde 25 %, bei 400 Rindern wären das 100 zu verkaufende Tiere à N$2800, das entspricht einer jährlichen Einnahme von N$280 000.
    Erschwerend kommen äußere Faktoren hinzu: Der Rinderbestand ist durch unzureichenden Niederschlag in Namibia in den letzten Jahren von einst 2 Mill. auf nur noch 800 000 Tiere gesunken. Die weltwirtschaftliche Lage und der erstarkte Rand verursachten außerdem Einbußen bei den Exporteinnahmen.
    Eine Farm betreiben kann daher heute im Grunde nur, wer die Farm geerbt oder sonst wie geschenkt bekommen hat oder wer sich die Farm als Hobby leisten kann. Wer wirklich davon leben muss, muss sich andere Einnahmequellen erschließen. Die gängigsten sind die Jagd und der Tourismus.
    Die erste Farmerfamilie wurde im November des Jahres 2005 enteignet. Es handelt sich dabei um die in einen politischen Konflikt geratene Familie Wiese von der Farm Ongombo West. Als Entschädigung erhielt die Familie marktgerechte N$3,7 Mill. Hilde Wiese, in deren Familienbesitz sich die Farm seit 1907 befand, engagierte zwei unabhängige Sachverständige, die einen Wert der Farm von N$9 Mill. errechneten. In dieser Summe sind jedoch Infrastruktur und die laufende Produktion enthalten – Posten, die für das Ministerium nicht relevant waren. Auch auf dem freien Markt hätte niemand diese Summe bezahlt. Allerdings hätte die Familie die Farm auf dem freien Markt auch nicht angeboten.
    Eine andere Problematik von bedeutender Tragweite ist die illegale Einzäunung und damit Kommerzialisierung von kommunalem

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