Namibia
sind auf 25 Jahre mit niedrigem Zinssatz festgeschrieben, außerdem bürgt der Staat für 35 % des Kaufpreises und gibt Zuschüsse für den Transport. Inzwischen haben mithilfe dieser staatlich subventionierten Vorzugsdarlehen der AgriBank 563 Farmen mit einer Fläche von 3,2 Mill. ha den Besitzer gewechselt. Kommunale Farmer können ebenfalls Kredite für Saatgut und technische Hilfsmittel aufnehmen. In den vergangenen zehn Jahren wurden N$26 Mill. hauptsächlich an die Farmer im Norden vergeben.
Ein neuer Schritt in Richtung Landumverteilung war die Einführung der Bodensteuer 2003, die eigentlich schon im April 2002 in Kraft treten sollte. Die Berechnung dieser Bodensteuer beruht auf den Empfehlungen des damaligen Ministers für Ländereien und Neusiedlung und jetzigen Präsidenten Hifikepunye Pohamba. Sie orientiert sich ohne Rücksicht auf die Infrastruktur der Farm am Niederschlag und an der Bodenqualität, vor allem aber erhöht sie sich prozentual mit steigenden Hektarzahlen (ab 5000 ha). Damit soll wiederum exzessivem Landbesitz Einhalt geboten werden. Der Farmarbeitergewerkschaft Nafwu, die ganze 100 Mitglieder hat, gehen die bisherigen Schritte der Regierung nicht weit genug, sie fordert „von anderen verfassungsmäßigen Mitteln Gebrauch zu machen“, radikale Enteignungen werden verlangt.
Den weißen Farmern wird vorgeworfen, die Landpolitik der Regierung und damit auch die Geduld der Bevölkerung zu missbrauchen. Anfang März 2004 verkündete der damalige Premierminister Theo-Ben Gurirab in einer Fernsehansprache, dass die Landreform mit dem Prinzip „williger Verkäufer – williger Käufer“ zu langsam vorangehe und zu teuer sei. Die Regierung werde daher von der verfassungsrechtlichen Option der Enteignung Gebrauch machen und Enteignungsschreiben an ausgewählte Farmbesitzer schicken. Nach Erhalt müssten diese einen Entschädigungsanspruch beim Ministerium geltend machen. Die Regierung werde die Farm schätzen und ein Gegenangebot unterbreiten. Dabei sei lediglich der gegenwärtige Nutzwert relevant. Der Eigentümer könne vor Gericht klagen oder das Landtribunal anrufen.
Im Mai 2004 erhielten einige Farmer außerhalb Windhoeks entsprechende, gefürchtete Briefe. Pohamba wies alle Spekulationen zurück, mit dieser Enteignungskampagne seine Position aufwerten zu wollen. Auffällig ist jedoch, dass ausschließlich Farmer, die in den letzten Jahren einen Disput mit der Gewerkschaft Nafwu hatten, ein solches Schreiben erhielten.
Die Farmerei
Farmer sind ein besonderer Menschenschlag. Geprägt von Sonne, Einsamkeit und dem täglichen Existenzkampf haben viele ihre ureigensten Vorstellungen vom Leben und vom Verlauf der Welt. Sie stehen meist vor Sonnenaufgang auf und haben die Tagesvorbereitung schon erledigt, wenn die Arbeiter kommen. Der Farmer ist von früh bis spät unterwegs, oft sogar allein, ohne Arbeiter. In seinem riesigen Reich kann er schalten und walten, wie er will. Er allein entscheidet, wo er einen Zaun ziehen oder einen Weg bauen wird, ob er ein Rivier staut und wann er welche Tiere kauft oder verkauft.
Im klassischen Farmbetrieb kümmert sich die Ehefrau um den Haushalt, einschließlich des Gartens und der Hühner, sowie um die Kinder. Vor allem wird sie sich darum bemühen, dem Alleinherrscher nicht allzu sehr in die Quere zu kommen.
Wasser pumpen und Zäune ziehen
Durch die zum Teil großen Entfernungen von den Ortschaften müssen Farmer sich in vielen Belangen selbst zu helfen wissen, auch wenn es heute durch gute Straßen deutlich einfacher geworden ist, ein defektes Teil neu zu beschaffen. Gearbeitet wird am Haus und in der Werkstatt, die meisten Arbeiten fallen jedoch draußen im
Veld
an. Hauptaufgabe des Farmers in Namibia ist die Instandhaltung des Wassersystems, dessen wichtigste Bestandteile diverse Windmotoren oder Kraftmotoren sind. Ein Windmotor, der jedem Namibia Besucher unterwegs auffällt, besteht aus einem sehr einfachen Hubsystem mit zwei Ventilen. Die Kraftmotoren, die mit Diesel betrieben werden, funktionieren mittels eines Schraubsystems. Dieses wird zunehmend auch für Solar- oder elektrische Pumpen genutzt. Das Wasser wird in Speicher (Bassins genannt), die zunehmend durch Plastiktanks ersetzt werden, gepumpt und mittels Plastikrohren über das ganze Farmland verteilt.
Das zweite Großprojekt auf einer Farm ist die allgegenwärtige Einzäunung. Diese ist erforderlich, um das Land zu parzellieren. Einzelne Stücke (Kamps) müssen ungenutzt bleiben,
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