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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle van Hoop
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verstärkt zu haben. Als ob sie Erinnerungen an ein Leben hier hatte. Erinnerungen, die nicht ihre sein konnten.
    Vielleicht war doch etwas dran an dieser Witchcraft ? Was hatte Tuhafenis Großmutter ihr tatsächlich gegeben? Warum hatte dieser Trank so ekelhaft geschmeckt?
    »Na, wie geht es dir?« Isolde schaute von außen zu ihr herein. Sie stand vor Vanessas Terrasse und konnte, da die Tür offenstand, nur durch die Fliegentür von der Außenwelt getrennt, direkt auf ihr Bett blicken.
    »Besser.« Vanessa verzog das Gesicht. »Es tut mir leid, dass ich euch so viel Mühe gemacht habe.« Seit sie zurückgekommen war, hatte sie nur Isolde gesehen. Kian schien verschwunden zu sein.
    »Wir hätten mehr Mühe gehabt, wenn wir dich ins Krankenhaus nach Windhoek hätten bringen müssen.« Isolde zuckte die Achseln. »Mehrere Stunden Fahrt, die Warterei, ganz zu schweigen von den Kosten. Hier muss alles bar bezahlt werden. So musste ich nur in den Bakkie steigen und dich drüben auf der Werft abholen, als Tuhafeni mir Bescheid sagte.« Sie verzog leicht amüsiert die Mundwinkel. »Bist du auf Besuch eingerichtet?«
    Hinter Isolde erschien ein braunes Köpfchen.
    Vanessa lächelte. »Na, Tuhafeni? Danke für die Lebensrettung.«
    »Sie versteht nicht, was du meinst«, bemerkte Isolde mit einem Blick auf Tuhafeni. »Und gestorben wärst du nicht. Außerdem . . .«, sie runzelte die Stirn und schaute Tuhafeni nun leicht strafend an, »hättest du uns Bescheid sagen müssen.«
    Tuhafeni duckte sich und sah aus, als wollte sie weglaufen.
    »Du hast selbst gesagt, es war die bessere Lösung«, erwiderte Vanessa schnell. »Wenn du willst, kannst du reinkommen, Tuhafeni«, fügte sie an das Kind gewandt hinzu.
    »Denk dran: heute noch nicht in die Sonne und viel trinken. Wenn du etwas brauchst, kannst du Tuhafeni zum Haus schicken.« Isolde hob Tuhafeni mit Schwung auf die Veranda, winkte und ging davon.
    »Na, da habe ich mir etwas Schönes eingebrockt, hm, Tuhafeni?«, fragte Vanessa lächelnd.
    Sie sah, dass Tuhafeni sie nicht verstand. Mit einem Seufzer rollte sie sich auf die Seite, um aufzustehen. Ein Stöhnen entfuhr ihr. Die Kopfschmerzen verstärkten sich, und ein Schwindelgefühl hatte sich dazugesellt. Sie lächelte Tuhafeni etwas gequält an. »Siehst du, das kommt davon, wenn man die Sonne nicht gewöhnt ist.«
    Sie merkte, dass die Anstrengung, die Werft zu verlassen und herzukommen, anscheinend ihre ganze Kraft aufgebraucht hatte. Stöhnend ließ sie sich aufs Bett zurücksinken. »Bringst du mir etwas Wasser, bitte, Tuhafeni?«
    Tuhafeni ging ins Bad, es rauschte, und sie kam kurz darauf mit einem Zahnputzglas voller Wasser zurück. Sie reichte es Vanessa.
    Vanessa nahm einen großen Schluck, und mit dem zweiten hatte sie das Glas bereits geleert. Sie stellte es auf ihren Nachttisch. Tuhafeni ergriff es sofort, ging erneut ins Bad und kam mit einem vollen Glas wieder.
    »Das ist furchtbar nett von dir, Tuhafeni.« Vanessa lächelte überrascht. »Das, was deine Großmutter mir gegeben hat, war wohl ziemlich heftig.« Sie nahm Tuhafeni das Glas ab und stellte es auf den Nachttisch.
    »Sie hat starke Medizin.« Das schien für Tuhafeni alles zu erklären.
    »Das heißt, sie ist eine Medizinfrau?« Vanessa hob fragend die Augenbrauen, was ihr jedoch sofort ein heftiges Stechen in den Schläfen bescherte. Sie verzog das Gesicht. »Ich habe ja schon von Medizinmännern gehört, aber ich dachte, es gibt keine Frauen in diesem . . . Beruf.«
    Es war klar, dass dieses Thema Tuhafeni überforderte. Sie schaute Vanessa nur an. Es schien kein Fragen in ihrem Gesicht zu liegen, auch keine Verwunderung. Obwohl sie vermutlich schon viele Touristen kommen und gehen gesehen hatte, empfand sie sie wohl immer noch als ziemlich exotische Geschöpfe. Vanessa war da keine Ausnahme.
    »Ich glaube«, murmelte Vanessa, »ich muss wieder schlafen.« Sie fühlte die Mattigkeit zurückkehren. Es war zu früh, um irgendwelche längeren, wie immer gearteten Gespräche zu führen.
    Als sie das nächste Mal erwachte, hatte sie einen feuchten Lappen auf der Stirn. Die Wassertropfen, die sich aus ihm gelöst hatten, waren der Grund dafür, dass sie in einem wirren Traum geduscht hatte. Ihre Haare waren nass, und ihr Unterbewusstsein hatte ihr eine Erklärung dafür präsentiert.
    Zudem hatte sie auch geschwitzt, ganz zu schweigen von allem, was während ihres Dämmerzustandes mit ihr passiert war, und nun tatsächlich das Bedürfnis nach einer

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