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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle van Hoop
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Ambulanz.
    Der Arzt schaute sie an. Vanessa hatte den Eindruck, er wartete auf ihre Einladung. Sie nickte, drehte sich um und ging ins Haus voran, führte den Arzt und seine beiden Helfer mit der Trage in Kians Zimmer.
    Als sie die Tür öffneten und ihnen Rauch entgegenschlug, begann der Arzt wütend auf Vaanda einzureden und schickte sie mit ärgerlichen Gesten hinaus. Vaanda erhob sich majestätisch, als hätte sie höchstens eine Fliege gestreift, und verließ das Zimmer. An der Tür legte Vanessa ihre Hand auf Vaandas Schulter. »Danke, Vaanda«, sagte sie warm und blickte sie lächelnd an.
    Vaanda sagte nichts, aber es schien, als ob ihre Augen Vanessa eine Antwort gaben. Dann schritt sie wie eine Königin davon.
    Zwischenzeitlich hatte der Arzt sich über Kian gebeugt, hielt ein Stethoskop an seine Brust, untersuchte ihn.
    Kian wachte auf. Er schien überrascht. »Was soll das?«
    Der Arzt wies auf Kians Brust. »Die Operation können wir nur im Krankenhaus machen. Die Kugel steckt da immer noch.«
    »Das merke ich«, sagte Kian. »Ich will nicht ins Krankenhaus.«
    »Hier kann ich nicht operieren.« Der Arzt verschränkte die Arme vor der Brust. »Willst du nun, dass das Ding rauskommt, oder nicht?«
    »Du Metzger«, sagte Kian. »Du hast wirklich den falschen Beruf.«
    Der Arzt grinste. »Das hast du mir schon auf der Schule gesagt. Also komm schon, sei vernünftig. Du musst nach Windhoek. Hier kann ich nichts machen. Jedenfalls nichts, das ich verantworten kann.«
    Kian seufzte. »Weißt du, Kaunadodo, du bist eine Plage. Warst du schon auf der Schule, und das hat sich nicht geändert.«
    »Ja, mein Freund.« Kaunadodo lachte. Er beugte sich hinunter und untersuchte die Wunde noch einmal genau. »Du solltest den Transport überstehen. Die Blutung ist gestoppt.« Er richtete sich wieder auf. »Also?«
    Kian atmete tief durch. »Na gut. Für die Operation. Aber ich bleibe nicht in einem sterilen Krankenzimmer.«
    »Das kannst du dann entscheiden, wenn du aus der Narkose wieder aufgewacht bist«, sagte Kaunadodo. »Wenn die Kugel raus ist, halte ich dich nicht auf.«
    Vanessa war den Gesprächen, die seit Kaunadodos Ankunft abgelaufen waren, teilweise erstaunt gefolgt. Zuerst hatte Kaunadodo sie auf Englisch angesprochen, dann mit seinen Leuten in einer Sprache geredet, die vermutlich Afrikaans war, denn sie klang ein wenig wie Holländisch, dann mit Vaanda in ihrer Sprache, die jedoch im Gegensatz zu der von N!xau keinerlei Klick- oder Schnalzlaute enthielt, und zum Schluss mit Kian Deutsch. Diese Sprachenvielfalt überraschte sie immer wieder.
    Kian brummte etwas, und Kaunadodo gab seinen Leuten ein Zeichen. Sie traten ans Bett und wollten ihn hochheben.
    »Ich kann das allein!« Kian versuchte sich aufzurichten, fiel aber gleich wieder zurück. Er unterdrückte ein Stöhnen, dennoch war zu hören, wie schmerzhaft das gewesen sein musste.
    Vanessa machte zwei schnelle Schritte aufs Bett zu. Sie sah den Schweiß auf Kians Stirn, die eingefallenen Wangen. Rasch beugte sie sich zu seinem Ohr hinunter. »Ich will dich nicht verlieren«, flüsterte sie so leise, dass nur er es verstehen konnte. »Bitte . . .«
    Als sie sich wieder aufrichtete, sah er ihr direkt in die Augen. Ein merkwürdiger Ausdruck lag darin. Er wandte den Blick zu den Sanitätern. »Also los«, sagte er. »Macht schon.«
    Sie hoben ihn auf die Trage und trugen ihn hinaus. Vanessa und Kaunadodo folgten.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte sie.
    »Das wollen Sie nicht wissen«, erwiderte er ernst. »Kian tut immer so, als wäre nichts, aber die Kugel steckt sehr nah am Herzen.«
    Ein kalter Schauer fuhr ihr über den Rücken. Kian hatte sich gut verstellt. Den Starken gespielt, wie immer. »Die Operation ist gefährlich?«
    »Wie ich schon sagte: Das wollen Sie nicht wissen«, wiederholte er.
    Sie waren an der Ambulanz angekommen. Die Sanitäter hatten Kian bereits mit der Trage hineingeschoben.
    Vanessa schaute in sein blasses Gesicht, das jetzt, im Licht des Tages ohne geschlossene Fensterläden, erschreckend krank wirkte. Sie lächelte ihn schwach an. Er hatte kaum die Kraft, zurückzulächeln. Er sah mitgenommen aus.
    »Ndodo!« Isoldes Stimme. Sie kam über den Hof gelaufen. »Ich habe gar nicht gehört, wie du gekommen bist.«
    »Isolde. Lange nicht gesehen«, begrüßte Kaunadodo sie lächelnd. »Fährst du mit?« Er wies auf die Ambulanz.
    Isolde schüttelte den Kopf. »Ich muss hier alles am Laufen halten.« Sie schaute Vanessa an.

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