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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle van Hoop
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blonden Wimpern erhoben sich leicht, dann fielen sie wieder auf seine Wangen zurück. Ein erneuter Versuch. Diesmal öffneten seine Augen sich zu einem schmalen Schlitz.
    »Kian!« Vanessa beugte sich hinunter, versuchte, seinen Blick mit ihrem zu verbinden. Nun, da sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, sah sie das Blau hell unter seinen Lidern schimmern.
    »Nessa . . .« Es wäre niemals zu verstehen gewesen, wenn sie nicht gewusst hätte, was er sagen wollte. Es war nur ein Krächzen aus ausgetrockneter Kehle.
    »Schatz . . .«, hauchte sie unter Tränen. »Oh, mein Schatz . . .«
    Er versuchte, zu sprechen. Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Du musst nichts sagen. Warte, ich hole dir etwas zu trinken.«
    Sie stand auf und schaute sich um. In der Ecke des Zimmers stand ein Wasserkrug wie der, den Isolde ihr in der Küche hatte geben lassen. Sie nahm ihn, aber schon während sie ihn aufhob, bemerkte sie den Geruch. Das war einer von Vaandas Tränken. Sie verzog das Gesicht.
    Vom Zimmer ging eine Tür nach hinten ab, die leicht offenstand. Das Bad. Sie ging hinein und ließ Wasser in ein Zahnputzglas laufen, kam zum Bett zurück und kniete sich davor.
    Kians Augen waren jetzt wieder geschlossen. Er atmete flach.
    Vanessa hob seinen Kopf an und hielt ihm das Wasserglas an die Lippen. Er öffnete sie leicht, und sie ließ etwas Wasser hineinfließen.
    Er begann zu husten. Sofort stellte Vanessa das Glas ab und ließ seinen Kopf sinken.
    Der Husten hörte auf. »Mehr . . .«, flüsterte er.
    Langsam Schluck für Schluck trank er mit ihrer Hilfe das Wasserglas aus.
    Immer noch hatte er anscheinend Mühe, die Augen offen zu halten. Aber er wollte es so unbedingt, dass er es schaffte. »Nessa«, flüsterte er erneut.
    »Ja, mein Schatz. Du musst nicht sprechen. Willst du noch Wasser?«
    Er nickte.
    Sie ging erneut ins Bad, und nach dem zweiten Glas Wasser, das sie ihm eingeflößt hatte, musste er die Augen nicht mehr nach jedem Schluck schließen. Er sah sie an.
    »Habt ihr sie erwischt?«, fragte er matt.
    Vanessa schüttelte den Kopf. »Wir mussten dich nach Hause bringen.«
    Er schwieg. »Dieser Kerl«, murmelte er dann. »Du kennst ihn?«
    »Nein«, sagte Vanessa. »Wir waren nur zufällig im selben Flugzeug.«
    Seine Augen wirkten jetzt klar – soweit das der Rauch im Zimmer zuließ. »Du weißt nichts über ihn?«
    »Was ist das denn für eine Frage?« Sie machte sich Sorgen um ihn, starb fast vor Angst, und er beschuldigte sie, mit dem Wilderer unter einer Decke zu stecken?
    »Sorry.« Seine Augen schlossen sich, und er atmete schwer, als hätte er eine große Anstrengung hinter sich.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie. »Die Polizei wird sich darum kümmern.«
    »Ha!« Er öffnete die Augen zwar nicht, gab aber einen abschätzigen Laut von sich. »Wer’s glaubt.«
    »Du«, sie legte ihre Hand auf seine Brust, »kannst jetzt jedenfalls nichts tun. Du musst erst einmal gesund werden. Der Arzt aus Windhoek ist unterwegs.«
    Er sagte etwas, aber es war nicht an Vanessa gerichtet. Vaanda antwortete ihm mit rauer Stimme in derselben Sprache.
    »Sie hat dir geholfen«, warf Vanessa ein, auch wenn sie kein Wort verstanden hatte. Ging seine Ablehnung der Medizinfrau so weit, dass er sie nun wegschickte?
    »Ich weiß«, murmelte Kian. »Ich habe ihr gedankt.«
    »Ich glaube, das hat sie verdient.« Vanessa schluckte. »Sie scheint viel von ihrer Sache zu verstehen.«
    »Ja«, sagte Kian. »Das tut sie.«
    Vanessa wunderte sich über seine Aussage. Isolde hatte ihr den Eindruck vermittelt, als lehnte Kian diesen ganzen Medizinzauber ab. »Wie fühlst du dich?« Sie nahm seine Hand.
    »Geht schon«, erwiderte er, wenn auch immer noch mit recht schwacher Stimme. Der tiefe, sonore Ton, der ihr sonst eigen war, war noch nicht zurückgekehrt. »Das wird wieder. Ist nicht meine erste Verletzung.«
    »Du bist schon öfter angeschossen worden?« Vanessa konnte sich aus Deutschland an keine Narben erinnern, die darauf hingewiesen hätten.
    »Das nicht«, sagte er, »aber vor zwei Jahren hat mich eine Löwin angegriffen. Auch ein Opfer der Wilderer. Sie war verletzt, wir wollten ihre Jungen versorgen, sie hat sie verteidigt. N!xau hat sie mit einem Pfeil betäubt, aber da hatte sie schon mein ganzes Bein aufgerissen.«
    Vanessas Blick schwenkte zu seinem Bein. Während der Nacht im Zelt hatte sie nichts bemerkt.
    »Es ist alles wieder gut«, sagte er, als er ihren Blick bemerkte. »Gleichzeitig mit mir wurde auch

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