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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle van Hoop
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die Leute in Europa stellen sich immer vor, wir wären hier alle irgendwelche Sklavenhalter, die die Peitsche schwingen. Aber das ist Blödsinn. Seit 1990 ist Namibia unabhängig und hat eine schwarze Regierung. Hauptsächlich Ovambos, was die anderen Stämme nicht unbedingt freut.«
    »Diese Sache mit den Stämmen verwirrt mich«, sagte Vanessa. »Und die vielen Sprachen!« Sie lachte.
    Andrea nickte. »Wir haben elf verschiedene, acht davon sind Nationalsprachen, dazu gehört auch Deutsch. Aber Englisch ist die Amtssprache. Seit 1990. Davor hatten die Südafrikaner hier das Sagen, und da mussten alle Afrikaans sprechen.«
    »Das heißt, alle Leute hier sprechen mehrere Sprachen?«, fragte Vanessa. Sie hatte das zwar schon mitbekommen, aber es eher als Ausnahme betrachtet. Dabei schien es die Regel zu sein.
    »Ja«, sagte Andrea. »Hereros zum Beispiel sprechen ihre eigene Sprache Otjiherero, dazu auf jeden Fall Oshivambo, weil die Hälfte der Bevölkerung aus Ovambos besteht, dann Englisch und meistens auch noch Afrikaans. Viele sprechen auch etwas Deutsch. Deutsch wird sogar an den Regierungsschulen unterrichtet.«
    »Ich wusste nicht, dass der deutsche Einfluss hier so groß ist.«
    »Na ja, Einfluss wäre vielleicht übertrieben. Es gibt aber auf jeden Fall einen kulturellen Einfluss, der sich bis heute gehalten hat.«
    »Woher weißt du so viel darüber?«
    »Ich bin an der Uni. Ich unterrichte in der deutschen Abteilung. Die ist zwar klein, aber fein.« Andrea schmunzelte. »Du darfst mich Professorin nennen.« Sie winkte ab. »Nein, lass das, bitte. Darauf lege ich überhaupt keinen Wert.«
    »Komisch. Ich habe mir eine Professorin immer anders vorgestellt. Alt und grau.« Vanessa lachte.
    »Die meisten fangen an, bevor sie alt und grau sind«, bemerkte Andrea mit einem Augenzwinkern.
    Auf einmal ging ein Ruck durch Vanessa. Sie amüsierten sich hier, und Kian – Das Lachen auf ihren Lippen erstarb.
    Andrea bemerkte es. »Ndodo sagte, die Operation wäre gut verlaufen«, versicherte sie beruhigend. »Und Kian ist stark wie ein Wasserbüffel. Er wird es überstehen. Er ist nur noch etwas mitgenommen. Als Ndodo heute Morgen ins Krankenhaus fuhr, sagte er, du könntest ihn später besuchen.«
    Die Spannung in Vanessas Körper löste sich nicht ganz, aber sie fühlte sich ein wenig erleichtert. Auch wenn die Erschöpfung sie in einen ungestörten Schlaf versetzt hatte, war ihre Sorge nie ganz abgeflaut. Dieses letzte Bild, als er in den Operationsbereich hineingefahren wurde, hatte sich in ihre Erinnerung eingebrannt, war nicht mehr verschwunden. Wenn das das Letzte gewesen wäre, was sie von Kian gesehen hätte . . .
    Sie schluckte. »Danke, Andrea. Das ist wirklich nett. Aber ich werde es wohl erst glauben, wenn ich ihn sehe.«
    »Ihr wart nicht nur so . . . locker befreundet drüben, oder?«, fragte Andrea.
    Vanessa schluckte erneut. Andrea war Isoldes Freundin. »Nein«, sagte sie.
    »Dachte ich mir schon. Keine Frau ist so besorgt um einen Mann, den sie nicht liebt.«
    »Das . . .« Vanessa räusperte sich. »Das ist lange vorbei. Das war, bevor . . . bevor Kian wieder nach Namibia zurückgegangen ist.«
    »Und du bist jetzt verheiratet?« Andreas Blick streifte den Ring an Vanessas Finger.
    Vanessa schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nur ein Reiseutensil. Um allzu freche Männer abzuschrecken.«
    »Ach so.« Andrea schmunzelte. »Kann ich verstehen.« Sie stand auf und goss Vanessa Kaffee nach. »Ich muss noch etwas vorbereiten für die Uni«, sagte sie, als sie die Kaffeekanne wieder zurückstellte. »Sag mir einfach Bescheid, wenn du fertig bist, dann fahren wir in die Stadt.« Sie nickte Vanessa zu und verließ die Küche.
    Vanessa nahm ihren Kaffeebecher und ging durch die Glasschiebetür hinaus in den Garten. Im Gegensatz zur Farm, wo Sand die Umgebung des Hauses beherrschte, war hier alles grün. Ein paar blühende Pflanzen, aber keinesfalls ein Überfluss wie in tropischen Gebieten. Es schien mehr wie eine Oase in der Wüste.
    Im Hintergrund stand ein offenes Haus. So sah es zumindest auf den ersten Blick aus. Dann erkannte Vanessa, dass es nur ein mit Trockengras bedecktes Dach war. Es war ähnlich wie das Dach auf Vanessas Rondavel, aber es war rechteckig, nicht rund. Und es gab keine Wände. Unter dem Dach stand ein langer, dunkler Holztisch. Er sah aus, als wäre er aus Baumstämmen gemacht und ähnelte dem Esstisch auf der Farm. Ebenfalls gab es Sitzbänke und ein paar

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