Naminé - Liebe Deinen Feind
folgte ihm.
Der Raum war dunkel – kalt. Sie sah nichts außer Schwärze, die alles einhüllte wie ein dunkles Tuch. Durch Naminés flache Schuhe drang das Wasser, das sich in den Rillen der Steine am Boden befand.
»Was wollt Ihr mir zeigen?«, fragte sie Linth nun und sie versuchte, ihre Stimme stark klingen zulassen. Erneut antwortete er ihr nicht und ging einfach weiter. Naminé seufzte frustriert auf.
»Ihr seid genauso gesprächig wie ein schlafender Bär«, spottete sie nun. Linth blieb plötzlich stehen und Naminé tat es ihm nach. Der Prinz drehte sich um und sah sie ausdruckslos an. Er schnippste mit den Fingern und Dutzendmal ertönte das Geräusch von Fackeln an den Wänden, die gerade entzünden wurden.
Der Raum war nun hell erleuchtet und Naminé konnte nun den Grund erkennen, warum Linth sie hier hergeführt hatte. Ängstlich wich sie ein paar Schritte zurück. »Nein. Aber Techi hat gesagt, dass es so etwas nicht gibt«, sprach sie atemlos.
Ihre Hände zitterten. Linth lächelte hingegen, während er auf die Nische in der Wand zuging, in der der schwarze Magiestein lag. Er strahlte ein schwaches Licht aus.
»Du hast diesen Stein damals gesehen, richtig? Du weißt, was er ist, Naminé, doch du weißt nicht, was er alles kann«, erklärte er ihr und strich zärtlich über den glatten Stein. Er hauchte diesem einen Kuss zu.
»Ich möchte gerne seine Kraft nutzen, doch ich brauche etwas dafür, dass der Stein mir Zugang zu dieser gewährt.« Urplötzlich begann Naminé zu frösteln. Sie hatte eine sehr üble Vorahnung. Linth wandte den Blick von dem Stein ab und sah stattdessen Naminé an. Seine Hand ruhte immer noch auf dem Stein. »Ich brauche jemanden, der ein reines Herz – einen reinen Körper – besitzt. Dieser jemand muss auch über Magie verfügen, doch er muss kein richtiger Magier sein, es reicht ein ganz klein wenig davon. Und diese Person muss elbisches Blut in sich tragen.« Naminé schluckte schwer.
»Und wer ist dieser jemand?«, fragte sie ihn zögerlich, auch wenn sie die Antwort schon längst kannte. Linth nahm die Hand von dem Stein und ging auf Naminé zu. Er küsste sie auf die Stirn. Der Waldelbin wurde speiübel. »Du weißt doch ganz genau, wer es ist, Naminé.«
***
Techi warf Kaeló immer wieder böse Blicke zu. Sie vertraute ihm nicht, egal was er sagte und egal, wie weit sie inzwischen gekommen waren. In ihren Augen war ein Verräter und warum sollte er nicht auch sie verraten, wenn er es schon bei Linth tat? Die Magierin schüttelte kurz den Kopf. »Sag mal, wie lange wollen wir hier noch sitzen?«, wandte sie sich nun an Kaeló.
Der Beratersohn zuckte nur mit den Schultern. »Bleiben wir noch ein Weilchen«, erwiderte er schließlich und lächelte sie an. Techi zog nur die Augenbrauen hoch und seufzte. Die beiden Hochelben saßen am Ufer eines kleinen Flusses, während hinter ihnen regelrechtes Treiben an der viel befahrenden Hauptstraße herrschte.
Raven, Sias und Sam hielten sich in der Innenstadt auf, um dort die Lage auszukundschaften. Techi und Kaeló indessen warteten hier im ländlichen Gebiet von Arsë auf ihre Gefährten. Der Elb hatte sich eine Angel gekauft, um sich die Zeit besser zu vertreiben. Techi saß daneben und sah ihm gelangweilt zu. Mit Würmern würde er sich leichter tun, dachte sie und gähnte herzhaft.
»Weißt du, was ich nicht verstehe?«, fing Techi nun an und streckte sich, »Es gibt so viele Elben, warum will Linth dann nur Naminé haben? Ich verstehe das nicht.«
»Naminé hat ein reines Wesen an sich und genau das wird es sein, was er braucht. Der Stein trägt schwarze Magie in sich – starke schwarze Magie. Du bist Magierin, Techi, du wirst also wissen, dass das gute, reine , immer vom bösen Dunkeln angezogen wird und umgekehrt. Keine dieser beiden Seiten kann ohne die andere existieren.« Die Rothaarige nickte stumm. »Ja. Das Gute und das Böse können nicht ohne einander leben.« Kaeló warf ihr einen kurzen Blick zu. »Leider ist das so.« Die beiden schwiegen und jeder hing wieder seinen Gedanken nach. »Glaubst du, dass du heute noch was fängst?«, fragte sie ihn und rutschte ein wenig näher zum Wasser vor.
Kaelós Antwort erübrigte sich, als die Schnur seiner Angel begann, wie wild auf und ab zu hüpfen. Mit aller Kraft zog Kaeló daran, doch der Fisch war stur. Techi eilte ihm zu Hilfe und mit gemeinsamer Kraft zogen sie den Fisch aus dem Wasser.
Er war riesig und so lang wie Kaelós Arm. Wild schlagend
Weitere Kostenlose Bücher