Naminé - Liebe Deinen Feind
Linth wird staunen, wenn er sieht, was du kannst.« Die junge Waldelbin war sehr verwirrt. Sie verstand die Welt nicht mehr. »Ich will mich hinlegen und schlafen«, gestand sie leise.
Efal nickte. »Gut. Ich bringe dich auf dein Zimmer.« Sanft schob er Naminé vor sich her.
Kurz warf er dem Magiestein noch einen Blick zu. Ein kleiner Riss hatte sich auf der Schale gebildet. Efal grinste breit.
46.Kapitel
Hoffnung
Diese Kutte erinnert mich sehr an die Kluft im Kloster , dachte sich Sam und besah sich skeptisch. Sie strich über den rauen Stoff. Ich werde diese Kleidung wohl niemals ablegen können. Wehmütig sah sie zu Raven. Dieser unterhielt sich mit Sias und Kaeló. Die drei besprachen den Plan, nach dem sie vorgehen wollten.
Techi, die Magierin, spielte mit einer kleinen blauen magischen Kugel. Lange sah Sam Raven an. Der Alchemist gefiel ihr sehr. Seine tollpatschige, naive und Intelligente Art beeindruckte sie mehr, als das kalte und unnahbare Wesen von Sias und Efal. Sie spürte, wie sie rot wurde. Es war so, als hätte Raven ihre Blicke bemerkt, denn genau in diesem Moment blickte er zu ihr. Ihre Blicke kreuzten sich lange. Sam sah weg und ging auf Techi zu. Diese war ganz gebannt von ihrem kleinen magischen Spiel.
»Wir sind fertig«, verkündete Sias nun und nickte den beiden Frauen zu. »Und wie sieht euer Plan aus?«, fragte Techi, die immer noch auf ihre blaue Flamme starrte. »Kaeló wird euch drei zum Trakt der Dienstboten bringen. Ihr werdet versuchen, so viel über Naminés Aufenthaltsort rauszubekommen, wie ihr könnt. Aber macht dies bitte unauffällig.«
»Und was ist mit dir?«, wollte die Hochelbin nun wissen und sah Sias misstrauisch an. »Ich werde mich bei den Wachen einschleichen.« Die Magierin blinzelte. »Bist du dir sicher, dass du das tun willst? Ich meine, du wirst kein unbeschriebenes Blatt sein in Linths Burg. Früher oder später fliegst du auf.« Sias grinste nun breit. »Was ist, wenn ich es darauf anlege?«
Techi sah ihn immer noch blinzelnd an. »Du bist eindeutig wahnsinnig.« Die Hochelbin stand von ihrem Sitzplatz auf und streckte sich. »Ich wusste schon immer, dass de r Tag irgendwann kommen würde.« Sias seufzte.
»Warum überrascht mich das nicht?« Raven räusperte sich. »Wir sollten anfangen. Uns läuft die Zeit davon.« Die v ier Freunde sahen sich fest an.»Wir müssen vorsichtig sein. Wenn wir auffliegen, dann ist alles vorbei.« Kaeló lächelte schief. »Keine Sorge. Ich passe schon auf, dass ihr nicht auffliegt.« Der Beratersohn strich sich kurz durch sein langes, braunes Haar. »Bereit? Na dann los!«
***
Naminé stand neben Linth im Thronsaal und sah gelangweilt den Bauern an, der vor seinem Thron auf dem Boden kauerte. »Ich bitte Euch, mein Prinz! Verschiebt den Tag der Abgabe. Ihr erhaltet den Anteil meiner Ernte, doch es dauert noch ein paar Wochen, bis diese gereift ist! Bitte.« Naminé sah den kleinen Mann mitleidig an. Er musste um die fünfzig sein. Seine Kleidung war alt und zerrissen. Unter seinen Fingernägeln sah sie Erde und ihn seinen Augen sah, dass er Angst vor Linth hatte. Große Angst sogar.
Sein Überleben und das seiner Familie hängt von der Entscheidung des Prinzen ab , dachte sie erschöpft und wartete auf Linths Urteil. Der Elb saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf seinem Thron und hatte dem Bauer aufmerksam zugehört. Linth kniff die Augen zusammen.
»Und Ihr wollt, dass ich den Abgabetermin verschiebe, nur weil Ihr zu spät gesät habt?«, fragte er nun und ein kaltes Lachen drang über seine Lippen. Der Bauer fing an zu schwitzen.
»Nein, ich habe nicht zu spät gesät. Die Regenphase, sie dauerte über zwei Monate! Wenn ich früher auf meine Felder gegangen wäre, dann hätte ich überhaupt keine Ernte«, widersprach der Mann und sah kurz flehend zu Naminé. Die Blondhaarige fühlte sich unwohl und der Drang machte sich in ihr breit, dem Mann dringend zu helfen.
Linth lachte kurz auf. »Das sind doch alles Lügen, die Ihr mir da erzählt! Haltet Ihr mich etwa für dumm? Ich kenne mich ein wenig mit der Landwirtschaft aus, Bauer!« Der Mann zuckte in sich zusammen. Der Elbenprinz wollte sich gerade aus seinem Thron erheben, doch Naminé kam ihm zuvor.
»Der König akzeptiert Eure Entscheidung. Ihr bekommt noch zwei Monate Zeit, um den Ertrag zum Schloss zubringen.« Die Waldelbin sah, dass ein gewaltiger Stein vom Herzen des kleinen Mannes fiel. Er verneigte sich tief vor Naminé.
»Ich danke
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